Die Mitternachtsrose
mehr in Astbury Hall wohnte, kaum erwarten konnte, Devon zu verlassen. Obwohl sie die größte Suite des Hotels hatte, litt sie unter Klaustrophobie und sehnte sich nach den weiten Räumen, an die sie mittlerweile gewöhnt war.
» Himmel, wie soll das werden, wenn ich wieder in New York bin? « , fragte sie sich laut und dachte an ihre Wohnung ganz oben in einem glänzenden Stahlturm, in dem die Paparazzi sie sofort nach ihrer Ankunft in die Enge treiben würden.
Nicht nur die wild wuchernden Gärten und das Moor würden ihr fehlen, gestand sie sich ein. Und auch nicht nur Jack. In den vergangenen vierundzwanzig Stunden hatte sich eine Leere in ihr breitgemacht, die sie nicht so richtig einschätzen konnte. Einfach ausgedrückt fühlte es sich an, als hätte sich ein Teil von ihr verabschiedet und einen dumpfen Schmerz zurückgelassen, mit dem sie sich im Moment nicht auseinandersetzen wollte.
Nachdem der Regisseur das Ende der Dreharbeiten verkündet hatte, tranken Schauspieler und Filmteam in der Abendsonne auf der Terrasse Champagner.
» Tut’s dir leid, dass es vorbei ist, Becks? « , erkundigte sich James.
» In mancher Hinsicht schon. Es waren bemerkenswerte Wochen. Ich glaube, ich habe nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Mensch dazugelernt. «
» Allerdings « , pflichtete Robert ihr bei und legte den Arm um sie. » Tolle Arbeit, einfach wunderbar. Ich rechne mit jeder Menge Auszeichnungen im nächsten Jahr. «
» Danke, Robert. Hoffentlich habe ich dich nicht enttäuscht. «
» Aber nein. Und ich hoffe, dass wir bald wieder zusammenarbeiten. «
Mrs Trevathan servierte den Champagner. In den vergangenen beiden Tagen hatte Rebecca das Gespräch mit ihr gemieden, weil sie nicht an die nächtlichen Geschehnisse erinnert werden wollte. Doch nun musste sie zu ihr gehen und sich verabschieden. Egal, was passiert war: Mrs Trevathan hatte immer rührend für sie gesorgt.
Als das Filmteam zum letzten Mal die Ausrüstung zusammenpackte, betrat Rebecca den Salon, um nach ihr zu suchen. Sie fand sie in der Küche, wo sie Gläser spülte.
» Hallo « , sagte sie vorsichtig. » Ich wollte mich verabschieden. «
Mrs Trevathan trocknete sich die Hände an der Schürze ab und drehte sich mit gequälter Miene zu ihr um. » Rebecca, was mit Ihnen passiert ist, tut mir sehr leid. Es war meine Schuld. Ich hätte erkennen müssen, wo das alles hinführen würde. «
» Bitte machen Sie sich keine Vorwürfe, Mrs Trevathan. Ich finde, Sie haben sich all die Jahre ausgezeichnet um Anthony gekümmert. «
» Für die Menschen, die wir lieben, opfern wir vieles. « Sie seufzte. » Jedenfalls hoffe ich, dass Sie Astbury nicht in schlechter Erinnerung behalten. «
» Natürlich nicht. Abgesehen von dem, was neulich nachts passiert ist, hat es mir hier sehr gut gefallen. Und was ist mit Ihnen? Was werden Sie tun, jetzt, wo Anthony erst mal nicht mehr in Astbury ist? «
» Das Anwesen wird nun von Treuhändern verwaltet. Sie entscheiden über die Geschicke von Astbury. Aber selbst wenn sie beschließen, es zu verkaufen, wird das eine Weile dauern. «
» Die Treuhänder können das? Ich dachte, die Entscheidung kann nur Anthony treffen. «
» Ja, doch leider wird Seine Lordschaft für unzurechnungsfähig erklärt werden. Ich besuche ihn jeden Tag in der Klinik. Er möchte Ihnen sagen, wie leid es ihm tut, dass er Sie erschreckt hat. Dass er sich in Sie verliebt hat, war sehr verwirrend für ihn. «
» Ich weiß. Dr. Trefusis hat es mir erklärt. Mir tut es auch leid. «
» Sie müssen sich nicht entschuldigen. Schließlich können Sie nichts für Ihr Aussehen und Ihre Wirkung auf ihn. Aber ich weiß, dass er sich freuen würde, wenn Sie ihm in einem Brief verzeihen. Es könnte ihm helfen. «
» Ja, das mache ich. « Rebecca sah, dass Mrs Trevathans Miene sich aufhellte. » Sie sagen, es geht ihm ein bisschen besser? «
» Es ist noch zu früh, das zu beurteilen. Meine Besuche bei ihm fallen mir schwer, denn er weint viel und möchte unbedingt nach Hause, weil er noch nicht begreift, wo er sich befindet. Der Arme ist ziemlich durcheinander. Ich hoffe nur, dass es den Ärzten bald gelingt, ihn zu stabilisieren. Es wäre sehr nett, wenn Sie ihm schreiben könnten. Außer mir hat er niemanden. «
» Das werde ich. Aber jetzt möchte ich mich verabschieden. Ich breche von hier direkt nach London auf. «
» Ich wette, Sie sind froh, wieder zu Ihrem richtigen Leben in New York zurückzukehren. «
» Im Moment
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