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Die Mönche vom Sirius

Die Mönche vom Sirius

Titel: Die Mönche vom Sirius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sechs Züge, Captain. Unter normalen Umständen würde ich Ihnen noch zehn Züge zutrauen, aber solange Sie dermaßen abgelenkt sind könnten es auch nur noch drei oder vier sein.«
    Leslie lächelte mild. »Die Möglichkeit, dass ich vielleicht Sie schlagen könnte, ziehen Sie gar nicht weiter in Betracht, was?«
    Jennings schüttelte energisch den Kopf. »Ehrlich gesagt: nein.«
    Leslie legte seinen König nieder.
    »Sie haben Recht, Dr. Jennings. Ich habe heute keine Chance gegen Sie und es ist reine Zeitverschwendung, das Spiel noch retten zu wollen.«
    Die beiden Männer saßen im Aufenthaltsraum A. Es war nicht die erste Schachpartie zwischen den beiden, und bisher hatte Leslie sich bei etwa acht von zehn Partien gegen Jennings geschlagen geben müssen. Leslie hatte kein Problem damit. Er sah die Schachpartien mit dem Schiffsarzt als eine Möglichkeit des Trainings an. Ein geistiges Training, bei dem der Captain der STERNENFAUST voll gefordert wurde und nach und nach etwas dazulernte. Vor allem forderten ihn diese Partien in der Regel so sehr, dass es ihm dadurch gelang, sämtlichen geistigen Ballast einfach für eine halbe Stunde zu vergessen.
    Allerdings war bisher noch keine Partie durch Aufgabe beendet worden. Das war zweifellos ein Novum in der noch jungen Geschichte ihrer denksportlichen Duelle.
    »Darf ich fragen, was es ist, was Sie so beschäftigt, Sir?«, fragte Dr. Jennings.
    Commander Leslie kannte diesen Unterton bei dem Schiffsarzt nur zu gut.
    »Da spricht jetzt nicht nur der Schachpartner, sondern auch der besorgte Schiffspsychologe, was?«, grummelte Leslie etwas gereizter, als er es eigentlich beabsichtigt hatte.
    »Da spricht jemand, der sich Sorgen um Sie macht, Sir.«
    »Vielleicht bin ich tatsächlich etwas in Gedanken, aber Sie machen sich unnötig Sorgen, Doktor.«
    »Wenn Sie meinen … Der Krieg setzt uns allen zu und Sie wären nicht der erste Star Corps Kommandant, der sich weigert, das zuzugeben. Die Dauerbelastung ist nicht wegzudiskutieren und mit jedem Schiff, das von den Kridan abgeschossen wird, steigt die Belastung der verbleibenden Einheiten.«
    »Wir sind an den Grenzen unserer Möglichkeiten«, gab Leslie zu.
    »Sich das bewusst zu machen, kann manchmal schon helfen, Sir. Und außerdem sollten Sie eins bedenken: Dem Gegner geht es vielleicht ganz ähnlich.«
    Leslie verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.
    »Wie kommen Sie darauf, Dr. Jennings?«
    »Die Angriffe bei New Hope konnten mit großer Mühe abgewehrt werden und es weiß niemand, was geschehen wäre, wenn die Kridan einfach mit weiteren Flottenverbänden gegen das löchrig gewordene Abwehrbollwerk angestürmt wären. Die einleuchtendste Erklärung dafür ist, dass die Kridan auch unter einer Erschöpfung ihrer Kapazitäten leiden …«
    »… womit endlich das eingetreten wäre, was man die Überdehnung eines Imperiums nennt«, erwiderte Leslie. »Alexander, Napoleon … Es ist immer dasselbe Problem.«
    Dr. Jennings nickte.
    »Nur, dass wir eigentlich nicht mit dem Glück rechnen konnten, dass dieser Effekt noch eintritt, bevor die Solaren Welten zu einem Teil des Kridan-Reichs wurden!«
    »Ehrlich gesagt traue ich diesem Glück auch nicht«, gestand Leslie. »Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass eine Überdehnung unmittelbar bevorstand. Davon abgesehen kann es den Kridan doch nicht verborgen geblieben sein, wie nahe die Solaren Welten am Abgrund standen. Das Auftauchen der Msssarrr im Sonnensystem hat uns doch fast den Rest gegeben, von Rendor Johnsons knapp gescheitertem Putsch-Versuch mal ganz abgesehen …«
    »Wir wissen nicht, was die Kridan davon mitbekommen haben«, gab Jennings zu bedenken. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ihnen verborgen geblieben ist, wie die Starr uns gegen die Msssarrr zu Hilfe kamen. Vielleicht lässt sie das etwas vorsichtiger agieren.«
    »Warten wir es ab … Ich traue dem Braten einfach nicht.«
    Leslies Armbandkommunikator summte.
    Er nahm das Gespräch entgegen.
    »Hier ist die Brücke«, meldete sich Lieutenant Sara Majevsky, Brückenoffizier für Ortung und Kommunikation. »Sie wollten vor dem Eintritt in den Normalraum verständigt werden, Captain.«
    »Danke, Lieutenant«, erwiderte Leslie. »Ich bin gleich bei Ihnen.«
    »Die Pflicht ruft«, stellte Jennings fest.
    Leslie nickte. »Sehen Sie: Das belastet mich im Moment wirklich. Während niemand weiß, ob die Kridan nicht zu einem erneuten Großangriff ansetzen, gibt man uns die Aufgabe, in einem

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