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Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Mondspielerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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»das passiert mir auch. Ich schlafe woanders oft besser als zu Hause. Gehen Sie manchmal zum Bahnhof, wenn Sie sich mal richtig ausschlafen wollen?«
    Die Nonne sank mit einem leichten Seufzer zur Seite und lehnte sich an Mariannes Schulter. Sie schlief wieder ein.
    Marianne wagte nicht, sich zu bewegen, um die Schwester nicht zu wecken. Die pustete ihr bei jedem Atemzug ins Ohr.
    Die Sonne ließ die Schatten wandern. Auch Marianne schloss die Augen. Es war schön, einfach nur zu sitzen und das Leben und seine Schatten an sich vorbeiziehen zu lassen.
    Irgendwann hielt ein Kleinbus mit quietschenden Reifen vor dem Bahnhof, und Marianne schreckte aus ihrem dösenden Dämmern. Ein Mann in Ordenstracht stieg aus, hinter ihm kamen eine, zwei, drei, vier … vier Nonnen, und alle sahen zu Marianne und der Schwester, die immer noch an ihre Schulter gelehnt schlummerte.
    »Mon Dieu!«, rief der père. Sie umringten Marianne, halfen den Frauen mit einem ständigen Gemurmel auf, als ob sie Gebete sprachen.
    Die Nonne sah ausgeschlafen aus, stellte Marianne fest. Jetzt wandte sich der Mann mit dem weiß-grünen Talar an Marianne. Sie hörte ihm höflich zu, verstand jedoch kein Wort. Dann holte sie Luft. »Je suis allemande. Pardon. Au revoir.«
    »Allemande?«, wiederholte der Priester. Dann grinste er, seine Zähne standen krumm wie Grabsteine eines vergessenen Waldfriedhofs. »Ah! Allemagne! Le football! Ballack! Tu connais Ballack? Et Schweinsteigöör!« Er hob seine Hände, als ob er einen Ball hielte. »Ballack!«, wiederholte er und trat mit seinem Bein in die Luft.
    »Oui, Ballack«, wiederholte Marianne irritiert, aber hob wie er die Faust und lächelte zaghaft.
    Der Priester strahlte, und die Nonnen begannen, Marianne und ihre noch leicht orientierungslose Schwester mit sich zu ziehen.
    »Neinneinnein«, sagte Marianne hastig. »Hier trennen sich unsere Wege. Gehen Sie mit Gott, ich gehe mit … na, egal. Au revoir, au revoir.« Sie winkte noch einmal und wollte sich entfernen.
    Eine junge Nonne zupfte sie am Ärmel. »Man nennt mich Clara. Meine Großmutter war Deutsche … kannst du verstehen?«
    Marianne nickte.
    »Wir wollen danke sagen«, erklärte die Nonne. »Bitte begleite uns zum … comment ça se dit … zum Konvent.«
    Marianne bemerkte, wie die anderen Nonnen sie verstohlen musterten und kicherten.
    »Aber … ich muss weiterreisen. Ich will noch heute nach Kerdruc«, sagte Marianne. Sie zog die Landkarte hervor und tippte auf das Dörflein an der Mündung des Flusses Aven.
    »Pas de problème! Viele Touristen besuchen den Konvent, und die Reisebusse fahren danach überallhin – auch dorthin«, erklärte Clara und tippte auf die Stadt Pont-Aven nördlich von Kerdruc. »Dort lebte Paul Gauguin. Viele Maler.«
    Die anderen Nonnen saßen schon im Bus. Marianne zögerte einen Augenblick. Vielleicht war es besser, mit den Nonnen zu fahren, als sich an den Straßenrand zu stellen.
    Sie stieg ein.
    In dem kleinen Bus mit den zerschlissenen Lederbezügen beugte sich die alte Nonne vor. »Merci«, sagte sie und drückte zärtlich Mariannes Oberarm.
    Clara drehte sich auf ihrem Sitz zu Marianne um. »Dominique est … krank. Sie ist gestern aus dem Konvent verschwunden und findet sich allein nicht zurecht. Sie weiß dann nicht, wer ist sie, wohin ist sie, wo zu Hause ist … Vous avez compris, Madame? Dank Hilfe von dir jetzt wieder gut, oui?«
    Marianne reimte sich zusammen, dass Dominique offenbar an Alzheimer litt.
    Clara wandte sich noch einmal um. »Wie heißt du?«
    »Ich heiße …«
    »Je m’appelle …«, korrigierte die Nonne sanft.
    »Je m’appelle Marianne.«
    »Marie-Ann?! Nous sommes du convent de Sainte-Anne-d’Auray! Oh, les voies de Dieu!« Die Nonne bekreuzigte sich.
    »Was ist denn?«, fragte Marianne betroffen, aber die Nonne erklärte ihr beglückt: »Dein Name ist der unseres Konvents! Marie und Anne. Wir beten die heilige Anna, Mutter der Maria, an, wir sind die Filles du Saint-Esprit Ker Anna, für uns ist Anna der Ursprung aller weiblichen Heiligkeit. Marie-Ann – du kommst von Himmel!«
    Da gehe ich wieder hin, Liebes, dachte Marianne. Ach nein, in die andere Richtung.
    »Voilà!«, rief der père nach hinten, »Sainte-Anne-d’Auray!«
    Er brauchte nicht mehr zu sagen, der Anblick sprach für sich.
    Vor ihnen erstreckte sich ein weiter Platz, flankiert von haushohen Hecken, Büschen und in voller Blüte stehenden Hortensien. Scharf zeichneten sich die Umrisse einer

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