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Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Mondspielerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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prachtvollen, großen Kathedrale gegen den kraftvoll blauen Himmel ab. Die roten Blätter der Bäume wiegten sich, Marianne sah Springbrunnen, erhaschte einen Blick auf eine Treppenbrücke; sie erinnerte sie an Bilder von der Rialtobrücke in Venedig, die ihre Nachbarin Grete Köster ihr geschickt hatte. Eine der wenigen Frauen, die Lothars Charme nie erlegen waren. Ach, Grete …
    »La Santa Scala.« Clara deutete hierhin und dorthin, »L’oratoire, le mémorial, la chapelle de l’Immaculée.«
    Sie fuhren durch ein Tor zu einem schmucklosen dreistöckigen Komplex. Das Kloster Ker Anna. Clara und père Ballack, wie Marianne den Ordensbruder getauft hatte, führten sie an der Rezeption vorbei, ließen ihr Pfefferminztee bringen und eilten zur messe de pèlerins, zur Pilgermesse, wie Clara rasch erklärte.
    Auf dem Weg in den schlichten Innenhof des Klosters kam Marianne ein Priester entgegen, der würdevoller aussah als Ballack. Er öffnete die Arme. »Ich bin Pater Andreas. Herzlich willkommen«, sagte er. Er sprach Deutsch.
    »Heidelberg«, sagte er, als er Mariannes Verwunderung bemerkt hatte. »Ich danke Ihnen im Namen des Konvents, dass Sie sich eines unserer Gemeindemitglieder so aufopferungsvoll angenommen haben. Ich vernahm Kunde, dass Ihr Weiterkommen aufgrund des Ausbleibens der Dienstleistung der französischen Transportgesellschaft gefährdet sei?«
    »Ja … so kann man es sagen.«
    »Darf ich das Ziel und den Zweck Ihrer Reise erfragen?«
    »Kerdruc. Ich wollte … ich habe dort …«
    »Sie besuchen Freunde? Oder wohnen Sie dort?«
    Marianne hatte sich keine Ausrede für diese Sorte Fragen überlegt.
    »Entschuldigen Sie, wie unhöflich von mir. Ihr Weiterkommen mag in Ihrem Interesse sein, nicht in meinem – ich würde mir wünschen, dass Sie blieben, das Essen im Konvent ist vorzüglich, wir unterhalten auch Herbergsmöglichkeiten für Pilger und Gäste. Wahrscheinlich haben Sie Schwester Dominiques Leben gerettet, dafür gebührt Ihnen nicht nur mein Dank, sondern auch der Dank der französischen Kirche.«
    Und dem Papst ist das etwa egal?
    »Ich würde gern weiterfahren«, bat Marianne.
    Der père überlegte. »Am Ende der Zufahrt zum Kloster ist der öffentliche Parkplatz. Sagen Sie einem der Busfahrer dort, dass er Sie mitnehmen soll, mit herzlichen Grüßen von mir! Au revoir, madame.« Er machte eine Geste des Segnens und wehte voller Tatkraft auf die Basilika Sainte Anne zu.
    »Vielen Dank«, murmelte Marianne.
    Sie dachte an ihren Vater, als die Glocken erklangen. Elf Uhr. Mit gleichmütiger Klarheit wurde Marianne bewusst, dass sie deshalb nie gegen die seelische Züchtigung ihrer Mutter aufbegehrt hatte, weil sie ihrem Vater beistehen wollte. Sie hatte seine Demut nicht mit ihrem Aufbegehren verraten wollen.
    Marianne durchschritt in Gedanken an ihren geliebten Vater den Innenhof des Klosters. Wie viel sie geteilt hatten! Wie ähnlich sie sich waren! Sie liebten die Natur, die Musik und hatten einander immer wieder ausgedachte Geschichten erzählt. Marianne lauschte dem Summen einer Biene, die sich in den Hortensien verfangen hatte. Sie ging um die Ecke des grauen Gebäudes, vorbei an der Sandsteinkapelle und hielt den Atem vor beglückter Überraschung an. Was für ein Garten! Mächtige Kiefern, Flieder, Bambusbüsche, Palmen, Rosen … eine verschwiegene blühende Idylle.
    Sie entdeckte eine Steinbank im hinteren Teil des Klostergartens, der von hohen Mauern umgeben war.
    Wie schön es hier war. Wie friedvoll.
    Sie atmete auf. Für einen Augenblick war sich Marianne sicher, für immer hier in diesem Garten bleiben zu können.
    Ach Lothar. Es war die unerfüllte Sehnsucht nach Teilbarem, die sie zerfressen hatte – diese Erkenntnis traf sie mit Wucht. Sie hatten nichts geteilt, ihr Mann und sie. Weder dieselben Wünsche noch Träume. Alles, was zählte, waren jene Dinge, die er ersehnte.
    Eine zarte, kaum wahrnehmbare Wolke, nur ein Streif von weißgefärbtem Schaum im tiefen Blau, schwebte meilenweit über ihr.
    »Die Kumuluswolken sind die Tänzer des Himmels«, hörte Marianne ihren Vater sagen, »und ihre Brüder, die Stratocumuli, sind die Aufzüge des Himmels. Beide mögen den Nimbostratus nicht, den dicken Plattmacher. Er bewegt sich kaum und verbreitet ständig schlechte Laune.« Ihr Vater hatte nachgedacht und dann gesagt: »Wie deine Mutter!«, und Marianne hatte gelacht, sich aber kurz darauf unendlich schuldig gefühlt.
    Die Kinder des Hospizkindergartens hatten

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