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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Donnerstag.«
    Shea lehnte sich zurück und schwieg.
    Der Helikopter der Forstbehörde war wie alle anderen Flugzeuge, wie die Roboter und die vielen Typen von Bodenfahrzeugen, silbergrau mit gelben Streifen von einer sehr intensiven, tagsüber blendenden und nachts selbstleuchtenden Färbung. Dreihundert verschiedene Maschinen waren in der Lage, teilweise mit elektronischer Steuerung versehen, die Aufgaben wahrzunehmen, die der Riesenpark an sie stellte. Sie planierten, hoben Löcher aus, transportierten Bäume, säten und schnitten Gras, brachten die Abfälle unter und planierten und säuberten die Wege durch den Park. Ein Großteil der australischen Bevölkerung suchte hier Erholung und fand sie: im Camooweal-Park gab es Schwimmbecken, Sportplätze, kleine Hotels und wenige Maschinen. Die Besucher von den Kolonialplaneten bestaunten dieses planmäßig angelegte Wunder.
    »Dort vorn ist das Labor, dort wartet Michelle«, sagte Seager, nachdem der Helikopter eine weite Kurve ausgeflogen hatte und sich einer Ansammlung von flachen Bauten näherte, die zwischen den d'Itvia-Bäumen fast unsichtbar waren.
    »Ich sehe«, erwiderte Shea.
    »Habe ich dir die Laune verdorben?« fragte Seager zurück.
    »Nein. Vermutlich hast du recht – wie immer«, gab Shea zu. »Trotzdem ärgert es mich.«
    Seager bewegte die Hände mit der komplizierten Steuerung, und der Helikopter legte sich schräg, umrundete eine Gruppe von drei verschieden hohen d'Itvias und huschte drei Meter über dem Erdboden dem kleinen, runden Landeplatz entgegen. Das Gras wurde in großen, kreisförmigen Flächen bewegt und zeigte seine silbernen Unterseiten.
    »Das ist kein Grund zum Ärgern«, dozierte Seager. Sein Partner war einige Jahre jünger und hatte noch nicht so oft Gelegenheit gehabt, aus den Jahren eines Lebens die entsprechenden Erfahrungen zu ziehen. »Es ist meinetwegen ein Grund, um seinen genauen Standpunkt in der Gesellschaft und zwischen den Menschen der Umgebung zu finden – oder zu bestimmen.«
    Shea sah ihn sehr überrascht an.
    »Standpunkt? Habe ich keinen Standpunkt?«
    Seager landete die Maschine in entsprechender Entfernung zu einigen anderen. Insgesamt zählte er fünf Helikopter. Das waren, rechnete er die Besatzung der Laboratorien hinzu, fünfzehn Leute, mit ihnen zusammen siebzehn.
    »Du hast einen, aber du erkennst ihn noch nicht. Erst dann, wenn man hundertprozentig weiß, was man tut oder nicht tun kann, fühlt man sich entsprechend sicher, um Widrigkeiten wie Michelle mit der gebotenen Gelassenheit entgegenzunehmen.«
    Langsam kam die Schraube zum Stehen. Die beiden Männer lösten die Riemen der Helme, schalteten Mikrophone und Funkgeräte aus, dann legte Seager eine Serie von schweren Kippschaltern um. Das Jaulen der Turbine erstarb.
    »Wird man als Wächter automatisch zum Philosophen, Seager?« fragte Shea und ließ die Tür auffahren. Er setzte seinen Fuß auf die oberste der breiten Sprossen.
    »Nicht automatisch. Aber leichter als an anderen Orten. Außer in Raumschiffen. Die Raumfahrer sind alle Philosophen.«
    Vorsichtig legte Seager seinen Helm auf den Kunstledersitz.
    Shea wartete im Schatten der stählernen Wespe auf seinen Partner. Nebeneinander gingen sie auf den rund hundert Meter entfernten Eingang zu, der aus gefärbtem Glas, Stahl und Kunststoff bestand und von einer gitterförmigen Lichtflutbarriere gesichert war. Dieser Schutz war jetzt ausgeschaltet worden.
    »Du spielst auf Cliff McLane an?« erkundigte sich Shea.
    »Unter anderem. Er ist ein Mann, der seinen Standort oder Standpunkt sehr genau kennt und sich mit bewunderungswürdiger Entschlossenheit daran hält. Nimm dir ein Beispiel an ihm, Partner.«
    Shea nickte fatalistisch.
    »Ich werde mich bemühen. Wenn ich dich nicht hätte ...« Er ließ den Satz unbeendet.
    Vor ihnen bewegten sich zwei Glasplatten zur Seite. Sie traten ein und registrierten dankbar, daß die Klimaanlage lief. Stimmengewirr schlug ihnen entgegen, zusammen mit einem Hauch kühler Luft. Ihr Schweiß trocknete.
    Sie kannten dieses Gebäude sehr gut und gingen geradeaus, dem kleinen Versammlungssaal entgegen.
    Die Stimmen klangen nicht besonders froh; die fünfzehn Menschen, die hier auf Seager und Shea warteten, schienen ein größeres Problem zu diskutieren.
     
    *
     
    Die Erde, im absoluten Zentrum der gigantischen Raumkugel gelegen, war langsam und unmerklich zu einer Art Vorbild für sämtliche Siedlerplaneten geworden. Alles, was hier geschah, war dank einer

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