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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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1
     
    Der einzige Laut an diesem Mittag war das hohe Singen der Doppelturbine. Sie trieb die Horizontalschraube des Helikopters an, und die Abgase, durch den Nachbrenner geführt, jagten die Maschine vorwärts. Hinter der stromlinienförmigen Frontscheibe, deren Wölbung an den Kopf einer Raubwespe erinnerte, saßen zwei Männer. Junge Männer mit hageren Gesichtern und wirren Haarschöpfen unter den Pilotenhelmen. Shea sagte etwas, und das Kehlkopfmikrophon übertrug seine Worte.
    »Die Durchschnittstemperatur ist trotz der Bepflanzung nicht zurückgegangen. Ich hatte es eigentlich erwartet.«
    Seager nahm seine Augen zwei Sekunden lang von dem Instrumentenpaneel.
    »Wir müßten die gesamte Insel bepflanzen – und dann hätten wir hier einen gigantischen Dschungel, Shea. Noch sind wir nicht soweit.«
    Shea nickte und spähte hinunter.
    Der libellenförmige Schatten des Helikopters raste unter ihnen über die gepflegten Rasenflächen, über die Wälder des exotischen Schwarzschilfs, über die Büsche und Hecken, über die Wälder der d'Itvia-Pflanzen. Die Sonne brannte unbarmherzig herunter, aber dort, wo sie vor einem Jahrtausend noch die gelben Wüsten dieses Erdteils ausgedörrt hatte, befand sich heute einer der großen Naturschutzparks der Erde. An allen Landstrichen der Erde hatte man die Gebiete ausgedehnt, in denen die seltenen Vögel, die mühsam wieder herangezüchteten seltenen Tierrassen und die Pflanzen gehegt wurden, die einmal zur Landschaft des Planeten gehört hatten. Obwohl, wie in großen Gebieten der Provence, unterirdisch Fabriken angelegt worden waren, hatte man darüber die Parks ausgedehnt. In jedem Erdteil gab es solche Reservate.
    »Wo landen wir heute?« fragte Shea nach einer Weile.
    »In Avon Downs!« gab Seager zurück.
    Der Camooweal-Naturschutzpark war relativ neu, erst achthundertundneunzig Jahre alt. Er war aber einer der größten Planeten, und die Aufwendungen, die man fast ein Jahrtausend hatte machen müssen, gingen in die Milliarden. Es gehörte zum Konzept der Erde, aus einem Planeten der Werften und Verwaltungen zu einer Welt der Wälder zu werden, zu einem Reiseziel aller Menschen, die in der 900-Parsek-Raumkugel lebten. Die Grenzen des Camooweal-Parks verliefen zwar entlang markanter Geländeformationen, aber sie ließen sich grob bestimmen:
    Die Nordgrenze verlief entlang der Hänge des Barklytafellandes, dicht hinter dem Carpentariagolf. Die südliche Grenze bildete ziemlich genau der Wendekreis des Steinbocks, dort ging der Park in die Felder um Sandringham über. Der hundertfünfunddreißigste und der hundertvierzigste Grad östlicher geographischer Länge waren die beiden anderen Seiten. Dieses Areal hatten – zusammen mit achtundvierzig anderen Männern und Frauen – Shea und Seager zu bewachen.
    Die stählerne Wespe jagte weiter durch die Luft, dem Ort Avon Downs entgegen.
    »Diese d'Itvia-Pflanzen machen mir echte Sorgen«, knurrte Shea unvermittelt. »Ich glaube, wir haben mit den Pflanzen Schädlinge eingeschleppt, die sich nicht so einfach bekämpfen lassen.«
    Seager deutete auf die Netzstruktur des Radar und auf einen Punkt, der sich im oberen Drittel des schräggestellten runden Schirms befand. Dieser Punkt wechselte seine Lichtintensität in einem kodifizierten Rhythmus.
    »Aus diesem Grund treffen wir uns nahe bei Avon Downs mit zwei Kolleginnen aus dem Labor. Sie haben entsprechende Zuchtversuche angestellt.«
    Vor dem Helikopter flimmerten in der Hitze die halbtransparenten Kuppelbauten und die Antennen von Avon Downs; es sah zunächst wie eine Fata Morgana inmitten von grünen Flächen aus.
    »Einverstanden!« sagte Shea. »Ist Michelle auch dort?«
    Seager lachte kurz.
    »Vermutlich. Sie wird sich die einmalige Chance ihres Daseins nicht entgehen lassen, einen kurzen Blick in dein markantes Gesicht zu werfen.«
    Shea studierte von der Seite das Gesicht seines Partners.
    »Soll ich deine sarkastischen Bemerkungen ernst nehmen, oder willst du damit etwas bezwecken?«
    »Mit allem, was ich sage, will ich etwas bezwecken, Partner.«
    Seager ließ die Maschine etwas absacken und verringerte ihre Geschwindigkeit. Das Summen der Turbine glitt ein Stück auf der Tonskala abwärts.
    »Was soll es heute sein?«
    Seager grinste seinen Partner an und meinte:
    »Michelle ist mit einem Bordingenieur aus der Flotte sehr gut befreundet. Wenn du vorübergehend Chancen haben solltest, nur deswegen, weil sie einen kurzfristigen Ersatz braucht. Das ist mein Wort zum

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