Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Muse des Mörders (German Edition)

Die Muse des Mörders (German Edition)

Titel: Die Muse des Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wedler , Nadine d'Arachart
Vom Netzwerk:
nicht vorbei, wenn du mich sehen willst? Ich bin im Hotel InterContinental, Zimmer 157.« Im Hintergrund lachte Jenny Love. 
    Der selbstgefällige Tonfall des alten Ekelpakets machte Lucy so wütend, dass der Schock über das Auftauchen des Fremden in den Hintergrund trat. 
    »Es ist etwas passiert, Georg. Wenn dir etwas an Madeleine liegt, dann komm bitte vorbei.«
    Damit legte sie auf. Sie wusste, dass sie so drastische Worte wählen musste. Wenn sie wollte, dass er sich von seiner Gespielin losriss, musste sie an den letzten Rest Verantwortungsgefühl appellieren, den er vielleicht noch für seine jüngere Schwester hatte. 
     
     
     

38.
    Mit dem Elan eines jungen Mannes lief Georg im Schlafzimmer auf und ab. Seine Unruhe machte Madeleine rasend.
    »Wir müssen die Polizei rufen.« Georg blieb am Fenster stehen und sah durch die zugezogene Gardine hinaus. »Vielleicht treibt sich der Kerl hier noch irgendwo herum.«
    »Unsinn, der ist weggerannt.« Lucy lehnte an der Wand wie ein krankes Gespenst und klang so verängstigt, wie Madeleine sie noch nie erlebt hatte. 
    »Du hättest sofort die Polizei rufen müssen. Nicht mich. Was soll ich denn machen?«
    »Ist schon gut, Georg. Lucy hat das Richtige getan.« Madeleine saß im Morgenrock auf der Bettkante und fühlte sich von dem Schlafmittel noch benommen. Sie war halb zu Tode erschrocken, als Georg vor ein paar Minuten die Tür aufgerissen hatte. Mittlerweile wusste sie, dass Lucy ihn alarmiert hatte. Sie fragte sich, warum. Ihr Hausmädchen sollte sie gut genug kennen, um zu wissen, dass ihr Bruder in Notsituationen nicht gerade der geeignetste Ansprechpartner war. Sie würden wohl beide eine gewisse Gewöhnungszeit an Pauls Abwesenheit brauchen.
    »Das Richtige? Sie hätte gar nicht erst die Tür öffnen dürfen, nachts, einem Fremden.« Er fuhr zu Lucy herum. »Haben deine Eltern dir denn gar nichts beigebracht, Mädchen? Steigst du auch zu Fremden ins Auto, wenn sie dir ein paar Bonbons …«
    »Georg, jetzt gib bitte Ruhe.« Madeleine blickte auf das Kästchen, das die unglückliche Lucy in beiden Händen hielt. Es war aus Holz und mit Schnitzereien und Edelsteinen verziert. So sorgfältig, wie es gearbeitet war, machte es einen ungewöhnlich kostbaren Eindruck. Vielleicht würde sich die Situation ein wenig beruhigen, wenn sie es endlich öffnete. 
    »Gib mir das Kästchen, Lucy. Machen wir dem Spuk ein Ende.« 
    Lucy sah erschrocken auf und starrte sie aus großen Augen an. 
    »Ganz sicher nicht!« 
    Madeleine legte ein wenig Strenge in ihren Blick und streckte die Hand aus, aber Lucy war spürbar wild entschlossen, ihr das Präsent nicht auszuhändigen, und auch Georg wirkte nicht begeistert.
    »Wer weiß, was da drinnen ist? Eine Briefbombe oder …«, sagte er.
    Madeleine unterbrach ihn mit einem Lachen. 
    »Ich glaube, mit euch beiden geht die Fantasie durch.«
    »Du kannst doch nicht wissen, ob er nicht hergekommen ist, um dich zu töten«, sagte Lucy.
    »Wenn er hergekommen wäre, um mich zu töten, hätte er es getan. Dein Einsatz in allen Ehren, Lucy, aber ein zu allem entschlossener Killer mit einem Messer lässt sich ganz sicher nicht von einer Frau aufhalten, die allein und unbewaffnet ist.«
    »Nach ihren vierzig Jahren bei der Polizei weiß Madeleine das ganz genau.« Georgs Kommentar war wie immer voll beißendem Spott.
    Madeleine zwang sich, ruhig zu bleiben. Sich nicht provozieren zu lassen wie gestern Abend. 
    »Wenn das der Dolchstoßmörder war, was ich nicht glaube, was sollte er für ein Interesse daran haben, eine alte Frau wie mich umzubringen?«
    »Wer weiß schon, was in diesem Verrückten vorgeht?« Lucy umklammerte die Schatulle so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. 
    Auch Georg beharrte auf seiner Meinung. 
    »Wir sollten es einfach ungeöffnet der Polizei übergeben.«
    »Es ist aber nicht für die Polizei, sondern für mich. Also her damit.«
    Lucy musste sich sichtlich überwinden, doch sie löste sich von ihrer Position an der Tür und drückte Madeleine das Kästchen in die immer noch ausgestreckte Hand. Es war erstaunlich schwer. Madeleine beäugte es von allen Seiten, doch es ließ sich nichts Auffälliges daran erkennen. Sie legte es auf ihren Schoß. Georg und Lucy kamen näher, doch mit einer gewissen Vorsicht, als erwarteten sie tatsächlich, dass die kleine Schatulle explodieren könnte. 
    Madeleine zögerte einen kurzen Moment, dann betätigte sie den winzigen Mechanismus, der sie zum

Weitere Kostenlose Bücher