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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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Ohne Reiter, ohne Sattel schoss es wie ein brennender Pfeil durch die Nacht, lief über das flache, karge Land, galoppierte auf das Dorf zu. Auf Vasiliy Fet zu.
    Er war von diesem Anblick wie gelähmt. Er wusste, dass das Pferd auf ihn zukam. Ja, er erwartete es geradezu.
    Und dann, kurz bevor es ihn erreichte, senkte das Pferd plötzlich den Kopf und sprach – so natürlich, wie Pferde in einem Traum eben zu sprechen vermochten. »Ich lebe« , sagte es.
    Und Vasiliy schrie.
    Und schlug die Augen auf.
    Er lag in der Schlafkoje eines hin- und herschwankenden Schiffes. Alle Gegenstände in der Koje waren mit Netzen gesichert. Die anderen Betten waren hochgeklappt; Vasiliy war der einzige, der sich aufs Ohr gelegt hatte.
    Dieser Traum – es war immer derselbe Traum – suchte ihn seit seiner Jugend regelmäßig heim. Das brennende Pferd, das in der Dunkelheit auf ihn zulief … Das ihn aufweckte, kurz bevor es ihn erreichte … Die tiefe, blanke Angst, die er nach dem Aufwachen empfand … Die Angst eines kleinen Kindes …
    Er griff nach der Stofftasche unter dem Bett. Sie war feucht – alles auf dem Schiff war feucht –, aber der Knoten, mit dem er sie festgezurrt hatte, hielt. Die Sachen in der Tasche waren sicher verwahrt.
    Sie kamen von Island zurück und hielten auf die amerikanische Ostküste zu.
    Der Name des Schiffes war Farrell , ein stattliches Fischerboot, das man schon früher dazu benutzt hatte, Marihuana zu schmuggeln. Und das war – da den Vampiren der Zugang zum Meer verwehrt war – immer noch ein recht einträgliches Geschäft. Vasiliy hatte das Boot im Tausch gegen ein Dutzend kleinerer Waffen und so viel Munition gechartert, dass die Besatzung auf Jahre hinaus ihre Schmuggelgeschäfte fortsetzen konnte. Unter der Herrschaft der Vampire waren Drogen streng verboten, und so beschränkte sich der Handel damit auf selbstgepflanztes Marihuana und selbstgekochtes Meth. Außerdem transportierte das Schiff hin und wieder selbstgebrannten Schnaps oder, wie jetzt gerade, kistenweise besten isländischen und russischen Wodka.
    Vasiliy Fet, in seinem früheren Leben Kammerjäger beim Amt für Schädlingsbekämpfung der Stadt New York, hatte die Reise nach Island aus zwei Gründen unternommen. Zum einen wollte er die Universität in Reykjavik besuchen. In den Monaten nach den Nuklearexplosionen, während sie im Tunnel unter dem Hudson darauf gewartet hatten, dass die Luft an der Oberfläche wieder atembar sein würde, hatte Vasiliy immer wieder das Buch durchgeblättert – jenes Buch, für das Professor Abraham Setrakian sein Leben gegeben hatte. Das Buch, das der alte Mann vor seinem Tod ihm, Vasiliy Fet, anvertraut hatte. Das Occido Lumen . »Das gefallene Licht«, wie Setrakian es genannt hatte.
    489 Seiten handbeschriebenes Pergament, dazu zwanzig Illustrationen, in Leder gebunden und zum Schutz gegen Vampire mit hauchdünnen Silberplatten versehen. Das Occido Lumen basierte auf einer Sammlung von Tontafeln aus mesopotamischen Zeiten, die von den Anfängen der Vampirseuche berichteten und im Jahre 1508 in einer Höhle im Zagrosgebirge entdeckt worden waren. Die äußerst zerbrechlichen Tafeln mit der sumerischen Schrift fielen ein Jahrhundert später in die Hände eines französischen Rabbis, der sie – lange bevor Übersetzungen aus dem Sumerischen üblich wurden – in mühevoller Kleinarbeit entzifferte. Als er mit der Übertragung fertig war, machte der Rabbi sein illustriertes Manuskript König Louis XIV . zum Geschenk – und wurde dafür in den Kerker geworfen.
    Auf Befehl des Königs wurden die Tontafeln vernichtet, und das Buch des Rabbis, das Occido Lumen , verschwand. Aber nicht für immer: 1671 entdeckte es die Mätresse des Königs, die dem Okkulten zugeneigt war, im Gewölbe des Palastes, und von nun an galt es als »verflucht«. Wann immer es auftauchte, etwa in den Jahren 1823 und 1911, war sein Erscheinen mit dem Ausbruch einer rätselhaften Epidemie verbunden. Und dann – nach der Ankunft des Meisters in New York und dem Beginn der Vampirseuche – stand es bei Sotheby’s in Manhattan zur Auktion. Und Abraham Setrakian konnte es mit Unterstützung der Alten – jener anderen Ur-Vampire, gegen die sich der Meister erhoben hatte – ersteigern.
    Vor langer Zeit hatte der Professor seine geliebte Frau an die Vampire verloren und sich daraufhin geschworen, die strigoi zu jagen und zu vernichten – und im Occido Lumen sah er den Schlüssel für das Verständnis jener furchtbaren

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