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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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Mitte zwanzig und konnte nur noch eine seiner Hände benutzen; sein linker Arm war klauenartig verkrümmt.
    Die Bombe sah allerdings überhaupt nicht wie ein Koffer aus. Eher wie ein kleines Fass oder eine Mülltonne. Sie war mit einer schwarzen Plane umwickelt, die mit grünen Bändern festgezurrt war, und etwa einen Meter hoch und einen halben Meter breit. Vasiliy versuchte sie zu heben – sie wog bestimmt an die fünfzig Kilo.
    »Und die funktioniert wirklich?«, fragte er.
    Der Kapitän fuhr sich mit seiner intakten Hand durch den kupferfarbenen Bart und erwiderte mit starkem russischen Akzent: »Hat man mir gesagt. Nur eine Möglichkeit, das rauszufinden … Ein Teil fehlt aber.«
    »Es fehlt etwas? Lass mich raten. Das Plutonium?«
    »Nein, Brennstoff genug. Sprengkraft eine Kilotonne. Zündvorrichtung fehlt.« Der Kapitän deutete auf ein Bündel Drähte, das aus der Plane herausragte, und zuckte mit den Schultern. »Sonst alles gut.«
    Vasiliy legte die Hand auf die Bombe. Eine nukleare Sprengkraft von einer Kilotonne entsprach tausend Tonnen TNT . Entsprach einer Schockwelle von einem Kilometer, die selbst die stärkste Stahlkonstruktion zerreißen konnte. »Ich wüsste wirklich gerne, wo ihr die herhabt.«
    »Und ich, was Sie damit vorhaben.« Der Kapitän verzog den Mund zu einem verschmitzten Grinsen. »Besser, wenn jeder Geheimnis für sich behält.«
    Vasiliy musste ebenfalls grinsen. »Gute Idee.«
    Gemeinsam mit einem der ukrainischen Seeleute verstaute Vasiliy die Bombe auf der Farrell . Dann öffnete er das kleine Depot im stählernen Schiffsboden, wo er das Silber aufbewahrte. Die strigoi waren so verzweifelt hinter Silber her wie hinter Nuklearsprengköpfen, und so war der Wert des vampirtötenden Metalls in den letzten Jahren geradezu exponentiell angestiegen.
    Als das Geschäft schließlich abgeschlossen war – inklusive des Tauschs einiger Flaschen Wodka gegen Tabak –, stießen die beiden Schiffscrews darauf an.
    »Sie Ukrainer?«, fragte der Kapitän Vasiliy, nachdem er einen ordentlichen Schluck Schnaps genommen hatte.
    Vasiliy nickte. »Sieht man das?«
    »Ja. Sie sehen aus wie Leute aus meinem Dorf. Bevor es verschwand.«
    »Verschwand?«
    Der junge Kapitän hob seinen verkümmerten Arm. »Tschernobyl.«
    Vasiliy runzelte die Stirn und blickte auf die Bombe, die sie an einer Seitenwand festgezurrt hatten. Kein Blinken, kein Tick-tick-tick . Ein schlafendes Biest, das darauf wartete, dass man es weckte. Oder vielleicht doch nur ein Haufen Schrott? Nein, Vasiliy vertraute darauf, dass die Ukrainer zuverlässige Lieferanten hatten; außerdem wollten die Schmuggler weiterhin Geschäfte mit ihm machen. Er war ziemlich aufgekratzt, ja, seit langer Zeit spürte er zum ersten Mal wieder so etwas wie Zuversicht. Er besaß nun eine geladene Waffe – und benötigte nur noch den Abzug dafür. Den Zünder.
    Während seines Aufenthalts auf Island hatte er eine interessante Beobachtung gemacht: Eine Gruppe Vampire war in einem geologisch äußerst aktiven Gebiet in der Nähe von Reykjavik – »Black Pool« genannt – mit Ausgrabungen beschäftigt gewesen. Vasiliy zog daraus den Schluss, dass der Meister den genauen Ort seiner Herkunftsstätte selbst nicht kannte und seine Schergen aussandte, um danach zu suchen.
    Dieser Ort aber war auf den Seiten des Occido Lumen zu finden – Vasiliy musste es nur noch entschlüsseln. Doch das war leichter gesagt als getan. Wäre das Occido Lumen eine simple Anweisung für die Vernichtung von Vampiren gewesen, hätte der ehemalige Kammerjäger Vasiliy Fet damit keinerlei Probleme gehabt; stattdessen aber wimmelte es in dem Buch von unverständlichen Allegorien, verwirrenden Erklärungen und rätselhaften Abbildungen. Es beschrieb, soviel hatte er verstanden, eine Geschichte der Menschheit, die nicht von Evolution und Zufall bestimmt war, sondern von der lenkenden Hand der Alten. Aber die Worte waren mehr als nur doppeldeutig; Vasiliy und die anderen hatten einfach nicht das nötige Hintergrundwissen, um sie wirklich verstehen zu können. Ohne Professor Setrakians Kenntnisse, die sich dieser über viele Jahrzehnte angeeignet hatte, war das Occido Lumen in etwa so nützlich wie ein nuklearer Sprengsatz ohne Zündvorrichtung.
    Trotzdem: Sie machten Fortschritte. Vasiliy hatte seinen Optimismus nicht verloren … Jetzt hielt er sich an der Reling fest und sah auf das aufgewühlte Meer. Heute Nacht würde Nebel aufziehen, aber es würde nicht regnen. Zumindest hoffte

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