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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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Aus dem Tagebuch von Ephraim Goodweather
    Am zweiten Tag der Dunkelheit hatte man sie alle erwischt. Die Besten, die Klügsten. Die Mächtigen, die Reichen, die Bedeutenden. Abgeordnete und Minister, Wirtschaftsbosse und Intellektuelle, Oppositionsführer und andere Berühmtheiten. Aber sie wurden nicht verwandelt. Sie wurden ge tötet. Ihre Exekution ging schnell und vor aller Augen vonstatten. Und sie war von ausgesuchter Brutalität.
    Nur einige wenige aus jeder Gruppe wurden verschont – alle anderen wurden ausgelöscht. Wurden aus ihren River Houses gezerrt, ihren Dakotas, ihren Beresfords und wie Vieh zusammengetrieben: auf der National Mall in Washington, auf der Nanjing Road in Shanghai, auf dem Roten Platz in Moskau, im Fußballstadion von Kapstadt, im Central Park von New York City. Und dort, in einer Orgie aus Blut und Gewalt, entledigte man sich ihrer.
    Es hieß, dass über tausend strigoi die Lexington Avenue hinunter kamen und alle Gebäude rund um den Gramercy Park stürmten. Weiche, manikürte Hände baten und bettelten. Aber ihr ganzes Geld war nutzlos. Ihre zuckenden Körper baumelten von den Straßenlaternen auf der Madison Avenue. Und auf dem Times Square verbrannte wohlgenährtes Fleisch auf über sechs Meter hohen Scheiterhaufen. Die Elite Manhattans erleuchtete – im wahrsten Sinne des Wortes – die leergefegten Straßen, die verschlossenen Läden (» ALLES MUSS RAUS !«) und die dunklen LED -Schirme.
    Der Meister hatte sich genau überlegt, wie viele Vampire er benötigte, um die Herrschaft über den Planeten an sich zu reißen, ohne zugleich die Versorgung mit Blut zu gefährden; er ging methodisch, ja geradezu mathematisch vor. Es war nicht nur ein Umsturz – es war eine Säuberungsaktion. Etwa ein Drittel der menschlichen Bevölkerung wurde in den ersten zweiundsiebzig Stunden ausgelöscht – zweiundsiebzig Stunden, die sich im kollektiven Gedächtnis als »Night Zero« einbrannten.
    Die Vampirhorden übernahmen die Kontrolle auf den Straßen. Die Polizei, die SWAT -Teams, die U.S. Army – sie alle wurden überrannt. Diejenigen von ihnen, die sich unterwarfen, die sich den Geschöpfen der Nacht auslieferten, wurden auch unter den neuen Herren als Aufseher eingesetzt. Nach einem brutalen darwinistischen Ausleseverfahren machte sich der Meister die gehorsamsten Überlebenden untertan.
    Und sein Plan war ein durchschlagender Erfolg. Es gab nun niemanden mehr, der sich ihm in den Weg stellen konnte: Die Alten waren vernichtet, die Macht des Meisters über die Vampire – und dadurch über die Welt – war absolut. Nun wüteten die strigoi nicht länger durch die Städte wie wild gewordene, gierige Zombies, sondern ihre Aktionen waren koordiniert. Wie in einem Bienenstock oder einem Ameisenbau hatte nun jeder von ihnen eine klar definierte Rolle und Aufgabe. Sie waren die Augen des Meisters auf den Straßen. Und sie waren überall. Wie Spinnen hatten sie sich in jeder Ecke eingenistet und sorgten dafür, dass sich die Menschen, die sie am Leben gelassen hatten, in die neue Ordnung fügten.
    Am Anfang herrschte Dunkelheit. Nur für einige Sekunden, wenn sie im Zenit stand, konnte man die Sonne erahnen – sonst war ihr Licht völlig verschwunden. Nun, zwei Jahre später, drang die Sonne vielleicht für zwei, drei Stunden am Tag durch die vergiftete Atmosphäre, aber ihr fahles Licht hatte nichts mehr mit jenem hellem Leuchten zu tun, das einst den Planeten gewärmt hatte.
    Und doch: Das Erschreckendste war, wie wenig sich geändert hatte. Der Meister hatte sich das Chaos, das in den ersten Monaten herrschte, geschickt zunutze gemacht. Es mangelte so sehr an Nahrungsmitteln, an sauberem Wasser, an öffentlicher Sicherheit, dass sich die Menschen – kaum dass eine Art von Infrastruktur wieder hergestellt war, die Versorgung mit dem Nötigsten einigermaßen funktionierte und das reparierte Stromnetz für Licht in dieser ewigen Nacht sorgte – dankbar unter seine Obhut begaben. Eine Viehherde braucht das Gefühl von Ordnung und Routine – die Grundlagen jeder Machtausübung –, um sich zu unterwerfen.
    Und so waren schon nach zwei Wochen die meisten Versorgungssysteme wieder in Betrieb. Wasser, Strom … sogar die Fernsehstationen sendeten wieder. Natürlich waren die Filme und Nachrichten und Sportberichte nur Wiederholungen aus der Zeit davor – aber die Menschen freuten sich trotzdem darüber.
    Transportmittel hatten eine zentrale Bedeutung in dieser neuen Welt, denn kaum jemand besaß

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