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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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erträglich.
Trotzdem war Nicos gesamter Körper von einem feinen Schweißfilm überzogen und
ihre Knie gaben kurz unter ihr nach, so dass sie dankbar war, dass die Krieger
sie noch hielten. Dann vernahm sie leisen, beinahe sirenenhaften Gesang und er
schien sie zu rufen. Im Griff der Krieger ging ein Ruck durch ihren Körper und
ihr Kopf schnellte wieder nach oben. Sie spürte, wie die Männer von ihr
abließen, während ihr Atem nur noch stoßweise über ihre Lippen kam.
     
    Nico starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Flammen, die
einem das Erkennen von Einzelheiten dahinter schwer machten, doch sie sah genau
in die Augen des Orakels, die rot glühend aufleuchteten genau wie die der
Männer, die zu ihren Seiten standen. Zwei mächtige Krieger, wie es schien.
Hinter ihnen stand, wie es ihr vorkam, ein Heer von Frauen in weiß-goldenen
Gewändern. Bei längerer Betrachtung stellte sie allerdings fest, dass nur ein
Teil von ihnen wirklich lebendig war. Die Reihen hatten sich mit
halbdurchsichtigen Geistern geschlossen, die ebenfalls in diesen merkwürdig
lockenden Gesang eingefallen waren.
Nico war in eine Art Trance gefallen, die durch den lieblichen Gesang nur
unterstützt wurde.
Sie hatte nicht gewusst, dass sie diese Prüfung auch ablegen musste und
wunderte sich in den Tiefen ihres Unterbewusstseins, was das zu bedeuten hatte.
Aber sie tat die nötigen Schritte mit schlafwandlerischer Selbstsicherheit…
     
    Cat blieb mit Romy zu ihrer Linken stehen, nachdem sie den
Raum betreten hatten, dessen einzige Lichtquelle bisher nur die glühenden Augen
der Zuschauer waren. Sie konnte sich dennoch mit Leichtigkeit orientieren, weil
sie nun wie die anderen Immaculate über eine scharfe Nachtsicht verfügte. Die
Breed neben ihr konnte sich nur an Cat orientieren, sie standen so nah
beieinander, dass sich ihre Oberarme beinahe berührten, so dass Romy auf ihre
Führung vertrauen konnte.
Sie folgten Nico, bis sie die ersten Krieger erreichten und verharrten dann auf
der Stelle, damit sie die Feuerschalen entzünden konnte.
Ein kleiner Schauer rann über Cats Rücken, weil sie Nathans Nähe spürte. Sie
hatte nicht geahnt, wie schwer es ihr fallen würde, auch nur einen einzigen Tag
von ihm getrennt zu sein. Als Nico ihr gesagt hatte, dass sie wahrscheinlich
schon am Freitag in die Catskills aufbrechen würden, weil sich die Devenas
sozusagen in Klausur begeben mussten, war das wie ein Schlag in die Magengrube
gewesen. Ohne die Hilfe des Mädchens wäre sie ganz bestimmt rettungslos
verloren gewesen.
     
    Cat hörte neben sich ein leises Klirren, das von der Kette
kam, mit der die schweren goldenen Bänder um ihren Hals und ihre Handgelenke
miteinander verbunden waren. Es war ein symbolischer Akt, mit dem sie ihre
alten Fesseln ablegten. Sei es nun ihr Status als Breed oder ihre früheren
Häuser oder auch ihre bisherigen Verfehlungen. Mit dem heutigen Tag wurden sie
neu geboren und Cat fühlte sich abwechselnd freudig erregt und dann wieder
zutiefst besorgt.
Es mochte ein wenig barbarisch anmuten, doch Cat fühlte sich durch den Ritus
nicht abgeschreckt, sie war schließlich durch die harte Schule der Jäger
gegangen und hatte weit schlimmere Initiationsriten gemeistert. Das hier war
dagegen ein angenehmer Spaziergang. Sie war gesalbt, frisiert und angekleidet
worden, als wäre sie eine zukünftige Königin, was ja in etwa den Tatsachen
entsprach…
     
    Das blutrote, bodenlange Gewand aus Seide war rückenfrei und
so fein gesponnen, dass es sich wie der Flügelschlag eines Schmetterlings auf
der Haut anfühlte.
Cat riss ihre Augen weit auf, als Nico vorne von Rys und Nathan gestützt wurde,
nachdem die rituellen Flammen angezündet worden waren. Sie hatte nicht damit
gerechnet, dass das Mädchen so heftig reagieren würde. Sie machte sich Sorgen,
dass es ihr zu viel werden könnte, doch nach wenigen Augenblicken konnte sie
wieder selbstständig stehen und folgte dem feierlichen Gesang, der sogar etwas
in ihr zum Klingen brachte.
Sie fing kurz Nathans Blick ein, als er sich zurück an seinen Platz begab und
spürte, wie ihre Augen rot aufloderten, obwohl sie sich jeden Gedanken in seine
Richtung verbat, nicht vor versammelter Gesellschaft der mächtigsten Immaculate
des Landes wenn nicht gar der Welt. Allerdings würde sie die körperliche
Reaktion nicht unterdrücken können, die seine Nähe in ihr auslösen würde. Das
musste sie auch nicht. Sie schämte sich nicht der tiefen Gefühle, die sie ihm

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