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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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Brimborium eingelassen. Niemand brachte ihn dazu, mit der Abschlussklasse von 1983 ins Tercentenary Theater einzuziehen. Aber er hatte sich bereit erklärt, von New York hochzufahren, mit seinen ehemaligen Zimmergenossen zu Abend zu essen und in Jims Haus in Weston zu übernachten. Am nächsten Morgen würde er die Rückfahrt antreten. Verdammt wollte er sein, wenn er mehr als zwei Urlaubstage für die Geister der Vergangenheit verplemperte.
    Sein Glas war leer, bevor der Barkeeper mit der nächsten Order fertig war. Will klimperte mit seinem Eis, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, doch er lockte stattdessen eine Frau an. Sie stand hinter ihm und wedelte dem Barkeeper mit einem Zwanziger zu. Es war eine höchst attraktive Brünette, Anfang bis Mitte dreißig. Er roch ihr würziges Parfum, noch ehe sie sich über seinen breiten Rücken beugte und sagte: »Können Sie mir einen Chardonnay besorgen, wenn Sie den Barkeeper herkriegen?« Er drehte sich halb um und hatte ihren Kaschmirbusen auf Augenhöhe, desgleichen den Zwanzigdollarschein, der zwischen ihren schlanken Fingern hing. Er wandte sich an ihre Brüste: »Ich besorge Ihnen einen«, dann hob er den Kopf und sah ein hübsches Gesicht mit malvenfarbenem Lidschatten und glänzend roten Lippen, genau so, wie er sie mochte. Er hatte den starken Eindruck, dass sie zu haben war.
    Mit einem gegurrten »Danke« zog sie den Geldschein zurück und schob sich in die Lücke, nachdem er seinen Hocker einige Zentimeter zur Seite geschoben hatte.
    Ein paar Minuten später spürte Will, wie ihm jemand auf die Schulter klopfte, und hörte: »Ich habe euch doch gesagt, dass wir ihn an der Bar finden.« Zeckendorf hatte das glatte, fast feminine Gesicht zu einem breiten Grinsen verzogen. Er hatte noch immer volles, üppig gelocktes Haar, und Will musste unwillkürlich an seinen ersten Tag in Harvard denken. Das war 1979 gewesen, und er, ein großer, blonder Hüne aus Florida, der herumzappelte wie ein frischgefangener Thunfisch auf einem Bootsdeck, hatte einen dürren Jungen mit buschigen Haaren kennengelernt, der so selbstbewusst war, als gehörte ihm die ganze Universität. Zeckendorfs Gattin stand neben ihm, jedenfalls vermutete Will, dass diese erstaunlich matronenhaft wirkende Frau mit den breiten Hüften die gleiche war wie die gertenschlanke Braut, die er zuletzt bei ihrer Hochzeit im Jahr 1988 gesehen hatte.
    Die Zeckendorfs hatten Alex Dinnerstein und seine Freundin im Schlepptau. Alex war klein, drahtig und braun gebrannt, sodass er wie der Jüngste der einstigen Zimmergenossen wirkte, und betonte seine Fitness und seinen Elan durch einen teuren Anzug, zu dem er ein schickes Einstecktuch trug, das genauso weiß leuchtete wie seine Zähne. Seine gegelten Haare waren so glatt und schwarz wie im ersten Studienjahr, und Will nahm an, dass er sie färbte – jedem das Seine. Doktor Dinnerstein musste für das süße Ding an seinem Arm jung bleiben, ein Model, mindestens zwanzig Jahre jünger als er und mit einer so tollen Figur, dass Will beinahe seine neue Bekannte vergaß, die verlegen an ihrem Wein nippte.
    Zeckendorf bemerkte ihr Unbehagen. »Will, möchtest du uns nicht vorstellen?«
    Will lächelte betreten und murmelte: »So weit sind wir noch nicht gekommen«, was Alex ein vielsagendes Schnauben entlockte.
    Die Frau sagte: »Ich bin Gillian. Ich hoffe, Sie genießen den Abend.« Sie wollte weggehen, und Will drückte ihr wortlos eine seiner Karten in die Hand. Wer weiß, wozu es gut war.
    Sie warf einen kurzen Blick darauf und wirkte einen Moment lang überrascht: Special Agent Will Piper, Federal Bureau of Investigation.
    Als sie weg war, tat Alex so, als klopfe er Will gründlich ab. »Ich glaube, ich habe außer dir noch nie jemanden aus Harvard gekannt, der eine Knarre hat. Ist das eine Beretta in deiner Hosentasche, oder freust du dich, mich zu sehen?«
    »Lass den Scheiß, Alex. Schön, dich zu sehen.«
    Zeckendorf drängte sie die Treppe zum Restaurant hinauf, dann bemerkte er, dass jemand fehlte. »Hat einer von euch Shackleton gesehen?«
    »Bist du sicher, dass er noch lebt?«, fragte Alex.
    »Es gibt Indizien«, antwortete Zeckendorf. »Diverse E-Mails.«
    »Der kreuzt nicht auf. Er kann uns nicht ausstehen«, sagte Alex.
    »Dich kann er nicht ausstehen«, sagte Will. »Weil du ihn mit Isolierband ans Bett gefesselt hast.«
    »Soweit ich mich entsinne, warst du auch dabei«, versetzte Alex kichernd.
    In dem Restaurant empfing sie das laute Stimmengewirr

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