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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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den Thron folgt«, antwortete Lancelot, »… wenn es nach ihm überhaupt noch einen König geben wird. Manchmal, wenn die Bilder des Wahnsinns mich erfaßten… nein, ich möchte nicht darüber sprechen, vielleicht waren sie etwas Ähnliches wie das Gesicht… schien mir, daß nach Artus' Tod Dunkelheit über dieses Land hereinbrechen wird…«
    »Dann soll alles wieder so werden, als habe es Artus nie gegeben? Denke an deinen Schwur!« forderte Gareth, und Lancelot seufzte.
    »Wenn es dein Wunsch ist, Gareth, werde ich Galahad suchen.«
    »Zögere nicht«, drängte Gareth, »du mußt ihn davon überzeugen, daß die Treue zu seinem König über allen Göttern, über dem Gral und über allen Aufgaben steht…«
    Lancelot fragte traurig: »Und wenn er nicht auf mich hört?«
    »Dann«, entgegnete Gareth langsam, »ist er vielleicht nicht der König, den wir nach Artus brauchen. Wenn es so ist, stehen wir in Gottes Hand. Dann möge Er uns helfen!«
    »Vetter, du bist für mich mehr als ein Bruder«, sagte Lancelot und umarmte ihn. »Was immer geschehen mag, wir sind alle in Gottes Hand. Aber ich schwöre dir, ich werde Galahad suchen und mit ihm nach Camelot zurückkehren. Ich schwöre es…« Die Luft wurde still, und das Licht schwand. Gareths Gesicht löste sich auf und wurde von der Dunkelheit verschluckt. Einen Augenblick lang sah sie nur Lancelots glänzende Augen. Sie erinnerten sie an Viviane, und Morgause glaubte plötzlich, ihre Schwester, die Priesterin, zu sehen. Sie schien mißbilligend zu fragen:
Morgause, was hast du getan?
Dann verschwand auch dieses Bild, und Morgause saß allein am rauchenden Feuer, das seine magische Kraft verloren hatte. Auf dem Herd lag der steife, leblose Körper der toten Frau.
    Lancelot! Dieser verfluchte Lancelot. Er kann noch immer meine Pläne durchkreuzen!
    Der glühende Haß schnürte ihr die Kehle zu und durchlief ihren Körper wie ein schneidender Schmerz. Ihr Kopf schien zu zerspringen, und die Nachwirkungen des Zaubers verursachten ihr tödliche Übelkeit. Sie wollte nur noch neben dem Herd zu Boden sinken und schlafen, stundenlang schlafen. Aber nun mußte sie stark sein. Die magischen Kräfte, die sie gerufen hatte, verlangten Stärke. Sie war die Königin von Lothian, die Königin der Dunkelheit! Sie öffnete die Tür und trug den Hundekadaver zum Abfallhaufen. Den Leichnam der Küchenmagd konnte sie nicht alleine tragen. Sie wollte um Hilfe rufen, hielt aber inne. An ihren Händen klebte immer noch Blut. So durfte man sie nicht sehen. Sie nahm den Wasserkrug, füllte ein Becken, wusch sich sorgsam Hände und Gesicht und flocht sich die Haare. Die Blutflecken auf ihrem Gewand konnte sie nicht entfernen, aber das Feuer war inzwischen erloschen, und es war fast dunkel im Raum. Schließlich rief sie nach ihrem Kämmerer; er tauchte mit neugierigen Blicken in der Tür auf. »Was ist geschehen, meine Königin? Ich habe Rufe und Schreie gehört… ist hier alles ruhig?«
    Er hielt die Lampe hoch, und Morgause wußte sehr gut, wie sie auf ihn wirkte – aufgelöst und schön. In der Nachwirkung des Gesichtes schien sie mit seinen Augen sehen zu können.
Ich könnte jetzt die Hand ausstrecken und ihn neben dem Leichnam der Magd haben!
    Sie empfand ein merkwürdig stechendes Gefühl von Schmerz und Lust, und insgeheim lachte sie. Aber sie schob es entschlossen beiseite: Dafür blieb noch genug Zeit.
    »Ja, hier ist ein trauriges Unglück geschehen. Die arme Becca…« Morgause deutete auf den leblosen Körper. »Sie fiel ins Feuer, und als ich ihr helfen wollte, entriß sie mir das Messer und schnitt sich die Kehle durch… Der Schmerz muß sie um den Verstand gebracht haben. Das arme Ding. Sie hat mich ganz blutig gemacht.«
    Der Mann ging mit einem erschreckten Ausruf zu Beccas Leichnam. »Oh, das arme Ding war nie richtig im Kopf. Ihr hättet sie nicht hier hereinlassen dürfen, Herrin.«
    Morgause bemerkte beunruhigt den Anflug des Vorwurfs in der Stimme des Mannes. Hatte sie ernsthaft daran gedacht, sich diesen Kerl ins Bett zu holen? »Ich habe dich nicht gerufen, um mein Tun zu beurteilen. Schaffe sie hinaus. Man soll sie begraben. Und schicke mir meine Frauen. Ich reite im Morgengrauen nach Camelot.«
    Die Nacht brach herein. Die Straße verschwamm im heftigen Regen. Morgause war durchnäßt und fror. Deshalb reagierte sie verdrossen, als der Anführer ihrer Männer zu ihr kam und fragte: »Seid Ihr sicher, Herrin, daß wir auf der richtigen Straße reiten?« Sie

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