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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zurückgekommen… du bist so jung und so schön… für mich wird die Göttin immer dein Gesicht haben… Morgaine, du wirst mich doch nie mehr verlassen?«
    »Ich werde dich nie mehr verlassen, mein Bruder, mein Kind, mein Geliebter«, flüsterte ich und küßte ihn auf die Augen. Und er starb, als die Nebel sich hoben und Avalon im Sonnenlicht erstrahlte.

EPILOG
    Im Frühling des folgenden Jahres hatte Morgaine einen seltsamen Traum: Sie stand in der alten Kapelle von Avalon, die Joseph von Arimathia erbaut hatte, als er aus dem Heiligen Land gekommen war. Und am Altar, vor dem Galahad gestorben war, stand Lancelot. Er trug die Gewänder eines Priesters, und sein ernstes Gesicht strahlte in einem überirdischen Glanz. Im Traum ging sie zum Altar, um Brot und Wein zu empfangen – das hatte sie noch in keiner christlichen Kirche getan –, Lancelot beugte sich herunter, setzte den Kelch an ihre Lippen, und sie trank. Dann schien er zu knien und sagte zu ihr: »Nimm diesen Kelch. Du hast der Göttin gedient, und alle Götter sind ein Gott. Und wir, die wir dem Einen dienen, sind alle Eins.«
    Sie nahm den Kelch aus seinen Händen entgegen, setzte ihn an seine Lippen – die Handlung einer Priesterin für einen Priester –, und er war wieder jung und schön wie früher. Sie sah, daß sie den Gral in ihren Händen hielt. Plötzlich rief er, wie damals, als Galahad am Altar kniete: »Ah, das Licht… das Licht…« Er stürzte zu Boden und blieb regungslos auf den Steinen liegen.
    Morgaine erwachte in der Abgeschiedenheit ihres Hauses auf Avalon, und der verzückte Ausruf klang ihr noch in den Ohren. Aber sie war allein.
    Es war sehr früh, und Avalon lag unter dichtem Nebel begraben. Sie erhob sich lautlos und kleidete sich in die dunklen Gewänder einer Priesterin, wand sich aber den Schleier so um den Kopf, daß man den tätowierten Halbmond nicht sah.
    Sie ging durch die stille Dämmerung. Schweigen umgab sie, aber sie ahnte geräuschlose Schritte, die ihr schattenhaft folgten. Sie war nie allein: Das Kleine Dunkle Volk umgab sie immer, obwohl sie nur selten einen von ihnen sah – sie war ihre Mutter und ihre Priesterin, und sie würden sie nie verlassen. Als die alte christliche Kapelle schattenhaft vor ihr auftauchte, blieb einer nach dem anderen zurück. Hierher folgten sie ihr freiwillig nicht. Morgaine blieb an der Tür stehen. Im Innern der Kapelle glühte wie immer ein kleines Licht. Die Erinnerung an den Traum war so wirklich, daß Morgaine nahe daran war, das Heiligtum zu betreten… sie konnte kaum glauben, daß sie Lancelot nicht sehen würde, den der Gral mit seinen überirdischen Strahlen zu Boden geworfen hatte… aber nein, sie hatte dort nichts zu suchen, und sie würde nie in das Haus ihres Gottes eindringen.
    Wenn sich der Gral tatsächlich dort befand, war er ihr entrückt. Aber der Traum ließ sie nicht los. War er ihr als eine Warnung geschickt worden? Lancelot war jünger als sie… sie wußte nicht, wie die Zeit in der Welt draußen verging. Avalon lag inzwischen so weit in den Nebeln, und es konnte gut sein, daß jetzt hier geschah, was sie in ihrer Jugend im Feenland erlebt hatte… während in Avalon ein Jahr verging, waren es draußen in der Welt vielleicht drei, fünf oder sieben Jahre. Und deshalb mußte sie jetzt tun, was getan werden mußte. Noch konnte sie zwischen den Welten hin-und hergehen. Sie kniete vor dem Heiligen Dornbusch nieder, flüsterte ein leises Gebet zur Göttin und bat den Baum um Erlaubnis, dann schnitt sie einen Zweig ab. Das geschah nicht zum ersten Mal. Wann immer in den letzten Jahren jemand nach Avalon kam, der in die Außenwelt zurückkehrte – ein wandernder Druide oder ein Priester auf einer Pilgerfahrt, denn einige wenige konnten die alte Kapelle auf Avalon immer noch erreichen –, hatte sie ihm einen Zweig des Heiligen Dornbuschs mitgegeben, damit er ihn in der Welt pflanzte, wo er Wurzeln treiben und blühen sollte. Aber diesmal mußte sie es mit eigener Hand tun.
    Nur ganz selten hatte sie die
andere
Insel betreten. Jetzt rief sie die Barke, beschwor weit draußen auf dem See die Nebel, und als sie wieder ins Sonnenlicht hinausglitten, sah sie den langen Schatten der Kirche auf dem Wasser und hörte das sanfte Rufen einer Glocke. Sie sah, wie die Männer in der Barke erschraken und wußte, daß sie ihr auch hier nicht folgen, ja die Insel nicht einmal betreten würden. Nun gut, sie wollte auf jeden Fall vermeiden, daß die christlichen Priester voll

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