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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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hast du nicht zufällig einige deiner Expertinnen für interkonfessionelle Toleranz mitgebracht?«
    Das war das Startsignal für den ausschweifenden Rest einer Nacht, von der Seshmosis glaubte, dass sie allein ihm und seinen Sorgen geweiht war.

     
    Ungeachtet der Sorgen und Nöte der Hyksos schob der Skarabäus Chepre, der heilige Käfer, auch an diesem Morgen die Sonne über den Horizont.
    Obwohl man Harachte, dem Gott der Morgensonne, keinen Tempel in Theben errichtet hatte, gefiel es ihm in seiner göttlichen Großzügigkeit, über dieses Manko in der Stadtplanung hinwegzusehen und goldene Strahlen zwischen die Gassen zu schicken, von wo aus sie sich durch die Häuser schnell bis zum Nil schlängelten, um von dort direkt in das Gesicht des Gottes zurückgeworfen zu werden.
     
    Raffim war von seiner Konstitution her eigentlich für ein Leben in diesem Teil der Welt völlig ungeeignet. Er bekam schon bei Vollmond Schweißausbrüche und triefte ab Sonnenaufgang bis in die Abendstunden wie ein Flusspferd, das gerade aus dem Nil stapfte. Er saß in seinem Repräsentationsraum und schwitzte ungefähr einen Liter pro Minute. Dies lag aber keinesfalls an der Raumtemperatur, die man eher als angenehm kühl betrachten konnte, sondern an seinen beiden Gesprächspartnern, dem Goldgezähnten Hierophanten und dem Scharfrichter der Mafdet. Vor allem die beeindruckenden Amtsinsignien des Scharfrichters machten Raffim nervös: eine lange, oben gebogene Stange mit einem weit herausragenden Messer daran.
    Es war nicht die Kraft des Symbols, die Raffim Furcht einflößte, es war vor allem das Wissen, dass dieser Stab häufig auch ganz praktisch eingesetzt wurde, als Hinrichtungsgerät.
    Bei seiner Suche nach weiteren Betätigungsfeldern in seinem Geschäft besuchte Raffim immer wieder auch andere Tempel als die des Suchos und konnte sich mit eigenen Augen von den würdevollen Ritualen der Göttin Mafdet überzeugen. Allerdings war, bei aller Würde, der Ausgang des Rituals für mindestens einen Beteiligten äußerst unangenehm. Genau dieses unangenehme Gefühl beschlich Raffim, als er sich nun seinen morgendlichen Gästen gegenübersah.
    Er konnte sich kaum auf das Gesagte konzentrieren und verlor immer wieder den Gesprächsfaden.
    »Wie gesagt, Raffim, wir haben nichts gegen dich persönlich, überhaupt nichts. Eher im Gegenteil. Du bist ein treuer Diener Suchos’, du zahlst Steuern, wobei du sicher einiges unterschlägst, aber das tut jeder. Dank deiner gibt es in Theben einen florierenden Suchos-Kult, der auch Gläubige aus anderen Städten zu uns bringt, die im Tempel opfern und Geld in der Stadt lassen.«
    Wohlgefällig blickte der Goldgezähnte Hierophant auf das schwitzende Bündel Angst jenseits des großen Marmortisches. Es war die Wohlgefälligkeit, mit der eine große Spinne auf eine fette Fliege blickt.
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Erst letzte Nacht sagte ich zum Statthalter: ›Der Raffim ist in Ordnung. Das ist keiner von den üblichen Hyksos, die immer nur Ärger machen. Raffim hat Verständnis für unsere Kultur.‹«
    Raffim war irritiert. Er ahnte, dass etwas Ungeheures, Schlimmes und Kostenintensives auf ihn zukommen würde. Er beschloss, vorerst abzuwarten.
    Während der Scharfrichter der Mafdet weiter schwieg und nichts anderes tat, als seinen Stab zu umklammern, fuhr der Goldgezähnte Hierophant fort: »Wir verlangen nicht viel von dir, Raffim. Es ist auch kein Verrat, sondern ein Beitrag zur inneren Sicherheit. Wir wissen, dass ihr euch in Geheimgesellschaften trefft, bei Kerzenschein im Dreieck springt und dabei in eurer alten Sprache redet. Die Treffen, die Kerzen und das Springen sind uns egal, wir wollen nur wissen, was ihr s precht !«
    Das letzte Wort kam wie ein Peitschenhieb, den Raffim von seinen Krokodilstränen-Gewinnungsaktionen sehr gut kannte.
    Warum fiel gerade in diesem Moment sein Blick auf die Hand des Scharfrichters, der seinen Stab so fest umklammerte, dass die Knöchel weiß waren wie die Linnen einer Mumie? Raffim wand sich innerlich und äußerlich.
    »Hochwürdigster, Ihr wisst, dass ich ein treuer Diener von Suchos bin, ein ebenso treu ergebener Bürger der Stadt Theben und leider auch ein nichtswürdiger Hyksos. Diese Treffen sind rein folkloristischer Natur und keineswegs subversiv. Wir haben sogar aufgehört, unsere Shofarhörner zu blasen, nachdem sich Kaf’nkhter von gegenüber bei der Stadtwache wegen nächtlicher Ruhestörung beklagt hatte.«
    »So, so,

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