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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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um die Menschen zu erschrecken oder um ihren Spaß zu haben, materialisieren sie sich; in einem brennenden Dornbusch zum Beispiel oder in einem Schwan.
    Während ein brennender Dornbusch sehr wenig beischlaftauglich ist, haben sich Tierformen in der Antike überaus bewährt. In manchen Fällen sollen Götter sogar menschliche Gestalt angenommen haben, um diese Spielart der Sexualität zu genießen. Egal, ob Schwan, Stier oder Mensch, das Ergebnis war immer ein Halbgott. Wobei auffällt, dass es in der Überlieferung erstaunlich wenige Halbgöttinnen gibt.
    Beim Monotheismus jedoch entspringt dieser Gott-Mensch-Beziehung kein Halbgott, sondern ein neuer Gott, der jedoch der alte ist. Auf die moraltheologischen Widersprüchlichkeiten einer solchen göttlichen Selbstreproduktion mittels externer Befruchtung möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen.
    Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass vor allem der monotheistische Widersacher sich häufig und in vielerlei Gestalt den Beischlaf erschleicht und so die teuflischen Heerscharen permanent durch Inkuben vermehrt. Diese sind dann verantwortlich für kopernikanische Weltbilder, Autobahnbaustellen während der Ferienzeit, den Erlass von Steuergesetzen, die Erfindung des Buchdrucks und die Entwicklung von Betriebssystemen wie Windows.
     
    Können Götter träumen? Selbstverständlich, sie haben das Träumen sogar erfunden.
    Weil sie alles erfunden haben. Auch den Kühlschrank und das Bungeeseil. Allerdings ist es die Aufgabe der Menschen, die Erfindungen für sich zu entdecken.
    Ein wichtiges göttliches Instrument neuerer Zeit ist das Handy.
    Es macht seinem Besitzer klar, dass er, wo immer er auch sein mag, von einer höheren Macht erfasst und angesprochen werden kann – beim Mittagessen, im Konzert oder beim Beischlaf (außer er führt ihn mit einem Gott aus, siehe oben). Dabei sprechen auch hier die Götter nie selbst, sondern sie lassen sprechen. Das führt in der Praxis dazu, dass weder der Anrufer noch der Angerufene weiß, warum das Telefonat stattfindet und welchen Zweck es hat, aber beide wissen, dass es ungeheuer wichtig ist.
    Einzelne Götter verwenden neuerdings vermehrt die Handy-Methode, um ihre Schäflein direkt zu sich zu rufen, zum Beispiel durch einen Anruf bei zweihundert Stundenkilometern auf der Autobahn.
    Der im Zusammenhang mit den Göttern wichtigste Begriff für die Menschen ist »Erlösung«. Wobei damit jener Zustand gemeint ist, in dem man vor den Göttern endlich seine Ruhe hat. Wie diese erlöste Form des Daseins letztendlich aussieht, hängt von der Vorstellungskraft und den verwendeten Drogen des jeweiligen Propheten ab. Das Spektrum der Visionen reicht von der völligen Auflösung des Probanden in einem namenlosen Nichts bis zur Quartiernahme in einem paradiesischen Luxushotel, in dem leicht bis unbekleidete Damen Milch und Honig reichen. Auffällig bei all diesen Erlösungen ist die Tatsache, dass sie häufig den Fantasien von Männermagazinen entsprechen. Es fällt auf, dass Frauen in den meisten Weltreligionen erlösungsmäßig kaum Berücksichtigung finden und entweder als himmlisches Servicepersonal gelten oder als Inventar der höllischen Regionen.

Beben in Theben
     

    Wir befinden uns im Jahr 1500 vor unserer Zeitrechnung im ägyptischen Theben im dritten Jahr der Regentschaft des Pharaos Ahmose, der allenfalls davon träumt, Begründer des Neuen Reiches und der 18. Dynastie zu werden.
    Zum Leidwesen aller an dieser Geschichte Beteiligten ist Theben an diesem Tag noch nicht das große Theben, das es schon bald sein wird. Fast alle prachtvollen Tempel und Paläste existieren nicht einmal in der Fantasie noch nicht geborener Pharaonen. Schade, aber die Geschichte beginnt trotzdem jetzt im Zentrum des südlichen Oberägypten, wo in erster Linie der Gott Amun das Sagen hat, gefolgt von weiteren Göttern und dem Pharao Ahmose. Wobei der Letztere sagt, was die zu tun haben, die keine Götter sind.

     

Eine dunkle, untersetzte Gestalt huschte durch die engen Gassen der Altstadt.
    Trotz der schwülen, drückenden Augustnacht war die Gestalt von den Haarspitzen bis zu den Sandalen in Decken gehüllt. Der keuchende Schemen erreichte eine Tür und klopfte in einem komplizierten Rhythmus an. Kurze Zeit darauf wurde von innen im gleichen Rhythmus mit Klopfzeichen geantwortet, und danach erschien eine lange Nase im sich öffnenden Türspalt: »Parole?«
    »Der Kopf trennt Himmel und Erde«, zischelte der Deckenberg.
    »Wie

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