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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Vorrede:
    Götter an und für sich
     
    »Wo keine Götter sind, herrschen die Gespenster.«
    Novalis
     

    Wer schon entsprechende persönliche Erfahrungen mit Göttern sammeln konnte oder gar selbst einer ist, mag die folgenden Zeilen getrost überspringen. Allen anderen jedoch lege ich nahe, sich mit einigen Grundzügen vertraut zu machen.
    Denn das Wesen und Wirken der Götter ist bei genauerer Betrachtung viel komplizierter, als man gemeinhin glauben mag.
    Allein schon dieses »glauben mag« ist eminent wichtig. Wenn man zum Beispiel nicht glauben mag, tun sich Götter ungeheuer schwer, große Verbreitung und Anerkennung zu finden. Andererseits macht es einem Gott nicht viel aus, wenn man nicht an ihn glaubt. Bis man dran glauben muss.
    Es ist ja auch der Hochspannungsleitung völlig egal, ob man an sie glaubt oder nicht. Für die Menschen ist es dennoch ratsam, ihre Existenz nicht in Frage zu stellen.
    Hier nun eine kurze Einführung in das Götterwesen und seine Entwicklung.
    Es ist allgemein bekannt, dass Götter einen Wohnsitz haben. Ob nun im Olymp oder in Asgard, auf oder in der Sonne oder in einem hohlen Baum, Götter wohnen.
    Als man im Zuge der Rationalisierung den Monotheismus erfand, siedelte man diesen Ein-Gott im Him mel, im All, irgendwo in einem imaginären Oben an.
    Doch von Haus aus sind Götter sehr häuslich und meist an eine geografische, keineswegs imaginäre Position gebunden. Dieser Wohnort steht auch ursächlich mit ihrer Wirkung und ihrem Wirkungsgrad in Zusammenhang. Wenn mehrere Götter an einem Ort leben, erhöht dies ihre Außenwirkung erheblich.
    Die ganz natürlichen Konflikte einer Wohngemeinschaft bilden ein starkes Potenzial für Göttersagen, Tragödien und Paradoxa. Weltweit gibt es wohl keinen einzigen Götterhort, an dem nicht beschummelt, betrogen, gestohlen und gemeuchelt wird. Und weil Götter an sich sehr schwer zu meucheln sind, nimmt man dafür ersatzweise am liebsten Menschen. Das sind dann die von den Göttern Auserwählten, die nie eine Gelegenheit bekommen, ein normales Leben mit Rentenanspruch zu Ende zu bringen.
    Während im Altertum die Götter ihre Konflikte noch weitestgehend unter sich austrugen – man denke nur an Isis, Osiris und Seth –, gingen die Götter der Antike mehr und mehr dazu über, menschliche Figuren in die göttliche Komödie einzubeziehen. Wobei die Lacher fast ausschließlich auf der Götterseite saßen. Die anderen empfanden das Spiel wohl mehr als Tragödie und fingen an, das Ganze in einem Akt kreativer Notwehr aufzuschreiben.
     
    Sehr früh erkannten kluge Geister, dass beim ständigen Streit der Götter untereinander immer nur die Menschen den Kürzeren zogen, und sie erfanden den Monotheismus.
    Dabei unterlagen sie einem gewaltigen Trugschluss, weil sie dachten, dass damit das Problem aus der Welt sei. Zugegeben, der Ansatz war nicht ungeschickt, der Sache den Boden zu entziehen, indem man sagte: Es gibt nur einen von der Sorte, auf den wollen wir uns konzentrieren. Aber es funktionierte nicht!
    Der Eine konnte doch nicht für alles verantwortlich sein, für Gut und Böse, Glück und Unglück, Aktienhoch und Börsencrash, Gehaltserhöhung und Mahnbescheid, Impotenz und Viagra, die Liebe und die Lottozahlen.
    Auch wenn mancher göttliche Monolith schizophrene bis multiphrene Züge zeigt, einerseits befiehlt, »Du sollst nicht töten« und andererseits den Totschlag aller Andersgläubigen fordert oder An-ihn-Gläubige einem haarsträubenden Testprogramm ä la Hiob unterwirft, führt dieses Konzept zu erheblichem Erklärungsnotstand. Also musste ein Gegenspieler gefunden werden. Zwar kein anderer Gott, weil das ja nicht ins Konzept passt, aber doch auch kein Mensch, weil so ein Würmlein ja keine Chance hätte. Also erfand man den Teufel, und der sorgte dafür, dass Gott bei der breiten Masse das Image des Guten bekam.
    Dazu wurden verschiedene Spezialaufgaben an diverse Engel und Heilige delegiert, sodass man, ohne es zu merken, eine größere himmlische Wohngemeinschaft denn je aufbaute. Ebenso stattete man den Widerpart mit einer umfangreichen Gefolgschaft aus, und das Feld für weitere Tragödien war bereitet. Eine neue Inszenierung mit den gleichen Verlierern.
     
    Wo begegnet ein Mensch einem Gott?
    Beim Gottesdienst oder beim Beischlaf.
    Letzterer ist ein sehr heikles Kapitel in der Geschichte der Gott-Mensch-Beziehungen. Götter an und für sich sind Entitäten, sprich Daseinsformen, von unbestimmter Gestalt. Manchmal jedoch,

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