Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott
Hauptgebäude sah er etliche schmucke Häuser. Davor saßen viele Leute. Als er und Zerberuh sich näherten, bewegten sich einige von ihnen auf sie zu – es waren die Tajarim!
Das Wiedersehen war mehr als herzlich, und Seshmosis versprach, die anderen im Lager sofort zu informieren. Am Abend wollten sie alle zusammen im Park des Palasts ein großes Fest feiern.
Kalala, die Prinzessin von Gebel Abjad, schwarze Perle Nubiens und Stern der Oase Salima, strahlte, als sie Hand in Hand mit El Vis von der Terrasse das ausgelassene Treiben der Tajarim beobachtete. Auch Seshmosis, der bei ihnen stand, konnte sein Glück kaum fassen: Sie waren wirklich angekommen!
Grazil erhob Kalala ihren Becher und sagte: »Auf Kamoses, den Statthalter von Theben, der dies alles hier finanziert. Allerdings ohne davon zu wissen.« Sie nahm einen kleinen Schluck und lachte. Dann trat El Vis an die Brüstung, schlug seine Harfe an und ließ die Stimme erklingen. Nach und nach verstummte das Geschnatter im Park, und die Menschen lauschten dem Lied, das von einer langen Reise und einer neuen Heimat erzählte.
Nachdem der letzte Ton in die Nacht entschwunden war, sagte Seshmosis zu Kalala: »Es ist wunderschön hier. Werdet Ihr bleiben?«
»Eine Weile sicher. Aber wir werden auch viel reisen, denke ich. El Vis sollte in allen Städten entlang des großen Meeres singen. Und auf den Inseln natürlich auch. Alle sollen seine wunderbare Stimme kennen lernen. Und Ihr selbst, Seshmosis? Was habt Ihr vor?«
»Ich werde mir wohl eine Schreibstube einrichten. So eine kleine, feine, wie mein Freund Barak in Gaza. In einer Handelsstadt wie Byblos bringen meine Talente sicher Geld. Immerhin kann ich Hieroglyphen in das phönizische Alphabet übertragen.« Er grinste. »Und in meiner Freizeit werde ich unsere Abenteuer aufschreiben. Es wird ein großes Werk mit vielen Geschichten. So etwas nennen sie hier Bybel. Sollte es mir dann zu langweilig werden, habe ich immer noch ein sehr attraktives Angebot als Schreiber in Jericho.« Vor seinem inneren Auge formte sich die Figur von Rachel.
»Und was ist mit den anderen?«, wollte Kalala wissen.
»Ich denke, sie werden keine Probleme haben. Sie werden ihren Geschäften nachgehen wie in Theben. Amanan wird mit Wein und Bier handeln, Melmak seine Rinder züchten, Barsil findet sicher gebrauchte Waren unbekannter Herkunft, die er mit Gewinn verkaufen kann. Raffim hat kein Problem damit, sich den Devotionalien anderer Götter zu widmen. Er sagte zu mir, die hiesige Fruchtbarkeitsgöttin Astarte passe hervorragend zu seiner eigenen Figur.«
»Dann ist ja alles gut«, lächelte die Prinzessin.
»Ja«, sagte Seshmosis, »alles ist gut.«
Dann ging er in das Innere des Palasts, wo ihm Kalala ein komfortables Zimmer hatte zuweisen lassen. Auf seinem Bett lag eine kleine, rot getigerte Katze, die sich behaglich putzte.
Seshmosis schaute sie liebevoll an und sagte leise: »Danke, kleiner Gott.«
Die Katze sah zu ihm auf, und es schien ihm, als lächle sie, während sie antwortete: »Glaub ja nicht, dass es damit zu Ende ist.«
Übersichtskarte Ägypten, Sinai und Kanaan
Glossar
Die im Roman verwendete »Große Unschuldsbeteuerung« entstammt dem »Papyrus des Hunefer« (ca. 1300 v.Chr.). Die Ortsnamen der ursprünglichen Übersetzung waren eine Mischung aus alten ägyptischen, klassisch antiken und arabischen Namen. Ich habe, wenn möglich und bekannt, bei den Ortsangaben den alten ägyptischen Namen eingesetzt. Bei den Städten Theben (altägyptisch Waset) und Memphis (Mennefer) habe ich aus Konzeptionsgründen im gesamten Manuskript den späteren Namen verwendet.
Die »Magischen Worte der Wiedererweckung« entstammen dem »Papyrus des Ani« (ca. 1420 v.Chr.). Beide Papyri gehören zu den sog. »Ägyptischen Totenbüchern«, die ursprünglich wörtlich »Sprüche für das Herausgehen bei Tage« hießen.
Verzeichnis der Menschen
Tajarim
Almak , großnasiger Türsteher eines Geheimbundes, Ochsentreiber.
Amanan , Wein- und Bierhändler, Shofarbläser.
Aram , Bademeister in Theben.
Aruel , Wasserträger.
Barsil , Händler für alles, das schon einen Vorbesitzer hatte, manche nennen ihn auch einen Hehler.
Ben Mani , Sohn des Stoffhändlers Mani.
Elihofni , Steinbrucharbeiter.
Elimas , Schaf- und Ziegenhirt, Shofarbläser.
Esther , Kosmetikerin im Palast des Statthalters Kamoses.
Gomer , junge Frau, die Männern mit viel Geld zugeneigt ist.
Habak , genannt »der Irre«, neigt zu
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