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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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die Pharaonen, für die prachtvollen Särge, die mindestens eine Ewigkeit halten sollten.
    Der Legende nach strandete einst der Sarg von Osiris, in den Seth ihn gesteckt hatte, hier in Byblos unter einem schönen Baum. Dieser zierte noch heute den Palast des Stadtkönigs. Auch wenn es nur eine Sage war, ein Symbol für die Macht des Königs war dieser Baum allemal.
     
    Früher hieß die Stadt Gubla, doch das war fast vergessen, selbst bei den Einwohnern. Byblos ist nur ein anderes Wort für Papyrus, genauso wie Phönizien in unserer Sprache schlicht »Purpurfarbe« bedeutet. Die Griechen waren es, die damals alles umbenannten, wie es ihnen in ihr egozentrisches Weltbild passte. So verwandelten sie zum Beispiel auch die wundervollen, schlanken heiligen Steinstelen, ägyptisch »Benben«, grausamst in profane »Obelisken«, was nichts anderes als »Bratspieße« bedeutet.
     
    Byblos war die unumstrittene »Hauptstadt des Papyrus«, des Werkstoffs, den sie im Gegenzug für ihre Holzlieferungen von den Ägyptern bekam. Kein Wunder, dass diese Stadt zur Geburtsstätte des Alphabets wurde.
    Aber Byblos beherbergte noch eine andere Quelle für stetig sprudelnden Reichtum – Färbereien. An der Küste sammelten jeden Tag Hunderte von Frauen und Kinder riesige Mengen von Purpurschnecken vom Meeresgrund und brachten sie in die Werkstätten, wo sich das Sekret von zehntausend Schnecken in ein Gramm Farbstoff verwandelte. Und in was für einen Könige und Priester in der ganzen Welt waren frohen Herzens bereit, das Geld ihrer Untertanen und Gläubigen dafür auszugeben, um sich selbst mit diesen edlen Purpurstoffen zu schmücken.
     
    Wie immer lagerten die Tajarim gewohnheitsmäßig etwas außerhalb der Stadt, versteckt zwischen großen und kleinen Karawanen und Märkten für Rinder, Esel, Pferde, Schafe und Ziegen. Sogar einen Markt für Gazellen und Antilopen gab es hier.
    Von hier aus wollten sie die Stadt erkunden und nach beruflichen Möglichkeiten Ausschau halten. Seshmosis’ erster Weg führte aber nicht zum legendären Königspalast, sondern zum Hafen. Er wollte wissen, ob die Windsbraut schon eingetroffen war.
    Sie war es! Sie schaukelte im Hafenbecken neben Schiffen aus aller Welt. Dort lagen Segler aus Ägypten, Troja, Milet, Zypern und Kreta, natürlich die einheimischen aus Phönizien, aber auch fremd anmutende Boote mit Drachenhälsen und bizarre Gebilde, die mehr wie ein Haus als ein Schiff aussahen.
    Seshmosis trat möglichst nahe an die Hafenmauer und versuchte sich durch Winken bei den Leuten auf der Windsbraut bemerkbar zu machen. Der Erfolg war überwältigend. Von mindestens fünfzehn Schiffen wurde zurückgewunken.
    »Suchst du jemanden?«, fragte eine Stimme hinter ihm.
    Seshmosis drehte sich um und blickte in das grinsende Gesicht von Zerberuh. Glücklich fielen sie sich in die Arme.
    Die beiden setzten sich auf die Kaimauer, und Zerberuh berichtete freudestrahlend, wie gut die Reise verlaufen war und dass man bereits seit vier Wochen hier sei.
    »Kalala hat ein Haus gekauft. Ein etwas größeres mit einigen Nebengebäuden, dort wohnen wir. Lass uns hingehen!«, forderte er Seshmosis auf.
    Mit wachen Augen ging Seshmosis durch die Stadt und versuchte, so viele Eindrücke wie möglich in sich aufzusaugen. Sie kamen durch Stadtviertel mit beeindruckenden Tempeln, prächtigen Handelshäusern und reich verzierten Palästen, zwängten sich durch die mit Menschen gefüllten Gassen der Basare und sahen die großen Lagerhäuser und Färbereien, die der Stadt ihren Reichtum gaben.
    Inzwischen hatten sie ein höher gelegenes Viertel mit Wohnhäusern und Villen erreicht, und wenn sie sich umdrehten, konnten sie den Hafen und das Meer sehen.
    Vor einer lang gestreckten Mauer mit einem hohen Doppeltor blieb Zerberuh stehen.
    »Hier ist es«, sagte er schlicht, öffnete die rechte Tür und ging hinein.
    Seshmosis folgte ihm und sah das Haus. Aber von wegen Haus, das war ein Palast!
    Kalala besaß nicht nur in Bezug auf Musik und Männer einen exzellenten Geschmack.
    Der Weg zum Palast bestand aus großen Steinplatten und war so breit, dass zwei Fuhrwerke bequem nebeneinander fahren konnten. Gesäumt wurde er von einer Sphingenallee. Wesen mit Löwenkörpern und Widderköpfen beäugten scheinbar misstrauisch jeden Besucher. Sie wirkten so lebendig, als könnten sie sich jeden Augenblick erheben. Seshmosis schob diesen beängstigenden Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf den Palast.
    Links und rechts vom

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