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Die Nordischen Sagen

Die Nordischen Sagen

Titel: Die Nordischen Sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Neuschaefer
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Wände bestanden aus Speeren, und das Dach war mit goldglänzenden Schilden gedeckt. Walhall war genau so beeindruckend, wie Odin es sich gewünscht hatte. Kein anderes Bauwerk hätte seine Macht besser unterstreichen können als diese Festhalle. Deshalb bestimmte er in späteren Zeiten auch, dass sich in Walhall regelmäßig alle Himmlischen treffen sollten, um gemeinsam zu essen und zu trinken.
    Odin freute sich über den gelungenen Bau, aber er musste doch immer wieder an den Schwur des Reifriesen Bergelmir denken. Würde es eines Tages tatsächlich zum großen Kampf der Götter gegen die Riesen kommen? Um sicherzugehen, dass er alle verdächtigen Entwicklungen in der mittleren und der unteren Welt sofortbemerken würde, errichtete Odin sich einen Himmelsthron mit grenzenlosem Ausblick. Und er nannte ihn Hlidskialf. Dort oben, über den Wolken, saß er nun jeden Tag und schaute hinab auf Asgard, Midgard und Niflheim, und niemand außer ihm selbst und später seiner Gemahlin Frigg durfte auf dem Hochsitz Platz nehmen. Was er sah, beruhigte Odin. Im Himmel regte sich nichts, in Niflheim herrschte weiter eisige Kälte und Nebel, Midgard war vom Wasser umgeben und nur von Tieren bewohnt. Im rauen Utgard direkt daneben aber konnte Odin Bergelmir und seine hässliche Brut ausmachen. Sie gruben Höhlen und legten Vorräte an, und nichts deutete darauf hin, dass von ihnen je wieder eine Gefahr ausgehen könnte. Dennoch fürchtete Odin insgeheim um seine Herrschaft.
    »Die Riesen werden mir ewig Unruhe bereiten. Hätte ich Bergelmir doch gleich getötet. Jetzt brauche ich Spione, die ihn für mich überwachen, solange ich nicht auf meinem Wolkenthron sitze, um es selbst zu tun.«
    Und Odin zähmte zwei Raben, nannte sie Hugin, der Gedanke, und Munin, die Erinnerung, und befahl ihnen, durch alle Welten zu fliegen und morgens zur Frühstückszeit zu ihm zurückzukehren und Bericht zu erstatten.
    Eines Tages beriet Odin mit seinen Drillingsbrüdern Vili und Ve, wie die Herrschaft der Götter auch in Zukunft gesichert werden könnte.

    »Wir sind nur drei. Die Riesen aber vermehren sich unablässig. Was sollen wir tun, wenn Bergelmir seinen Schwur eines Tages wahrmacht und in Asgard einfällt?«,fragte Odin und schlug mit beiden Händen auf den Tisch, dass die Wände bebten. »Brüder, wir brauchen noch weitere Götter im Himmel. Und in Midgard brauchen wir Wesen, die uns zur Seite stehen können, sollte es zum Kampf kommen.«
    »Dann lass uns doch noch ein paar Zwerge machen«, entgegnete Ve. Die waren doch schon als Himmelsstützen sehr nützlich.« Er füllte sein Trinkhorn mit Göttermet und hielt es Odin entgegen. »Auf die Erschaffung der Zwerge!«
    Odin nahm sein eigenes Trinkhorn und stieß mit seinen Brüdern an.
    »Auf die Erschaffung der Zwerge.«
    Schon am nächsten Morgen, nachdem die beiden Raben von ihrem Erkundungsflug durch die Welten keine Neuigkeiten mitgebracht hatten, stiegen die Götter hinab nach Midgard.
    Die mittlere Welt blühte und gedieh, die Tiere hatten sich inzwischen vermehrt, und in den Bäumen sangen die Vögel. Odin kniete sich auf den Boden und grub mit der Hand zwei Maden aus der Erde.
    »Ihr werdet den Göttern von großem Nutzen sein. Aber weil der Göttervater nicht mit Gewürm sprechen will, verleihe ich euch ein Angesicht, Körper, Arme und Beine.«
    Kaum hatte Odin diese Worte gesprochen, kauerten zwei Zwerge vor ihm im Staub. Sie waren klein und gedrungen. Auf dem Rücken des einen saß ein riesiger Buckel, der andere hatte einen dicken Bauch, und einzotteliger Bart hing von seinem Kinn herab. Mit ihren kleinen pechschwarzen Augen blinzelten die Zwerge zu Odin hinauf.
    »Steh auf! Motsognir, der Schlachtenbrüller, ist künftig dein Name«, sagte Odin und deutete auf den Buckligen. »Und du auch. Durin, der Schläfrige, sei dein Name.«
    Die Zwerge folgten Odins Befehl, erhoben und verbeugten sich umständlich.
    »Herr, was befiehlst du?«, fragte der Bucklige und senkte den Blick.
    Odin erhob sich ebenfalls und klopfte sich den Staub vom Umhang.
    »Ihr kommt aus der Erde, und dorthin werdet ihr auch wieder zurückkehren. Das Volk der Zwerge wird künftig unter der Erde hausen und dort nach Gold, Silber und Edelsteinen graben. Aus dem Erz, das ihr findet, sollt ihr Waffen schmieden für die Götter.«
    Die Zwerge verbeugten sich erneut.
    »Was ihr herstellt, wird von besonderem Wert sein, denn die Götter schenken euch die Macht zu zaubern.«
    Als sie das hörten, blickten sich

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