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Die Nordischen Sagen

Die Nordischen Sagen

Titel: Die Nordischen Sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Neuschaefer
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Motsognir und Durin an und grinsten.
    »Aber damit ihr nicht auf dumme Gedanken kommt«, fuhr Odin fort, »verdamme ich euch dazu, ewig das Licht zu meiden. Trifft es euch doch, werdet ihr zu Stein.«
    Odin winkte mit der Hand, und die Zwerge humpelten davon und gruben sich einen Gang, der sie tief ins Innere der Erde führte, in das Reich der Zwerge, das künftig Schwarzalbenheim hieß.
    Als die Zwerge verschwunden waren, wandte sich Vili nachdenklich an Odin.
    »Die Zwerge haben einen Körper mit Armen und Beinen, fast wie wir Götter. Warum also musstest du die Zwerge so hässlich machen?«
    Odin lachte. »Was erwartest du von einem Geschöpf, das von einer Made abstammt? Aber wenn du willst, dass unser irdisches Ebenbild etwas hübscher ausfällt, dann erschaffen wir jetzt Wesen, die das Licht nicht fürchten müssen.«
    Odin eilte auf die Küste von Midgard zu. Als Vili und Ve ihn eingeholt hatten, sahen sie, dass ihr Bruder zwei Baumstämme aus dem Wasser an Land zerrte. Den Stamm einer Esche und den Stamm einer Ulme. Er schloss die Augen und zeichnete mit dem Finger geheime Zeichen auf den Eschenstamm, und noch während seine Lippen sich bewegten, formte sich aus dem Holz die Gestalt eines Mannes.
    »Dies ist ein Mensch. Ich nenne ihn Ask, den Mann aus der Esche«, sagte Odin und betrachtete zufrieden den kräftigen Körper und das ebenmäßige Gesicht des Holzmenschen. Dann trat er neben den zweiten Stamm, wiederholte den Zauber, und aus der Ulme wurde eine Frau.
    »Die Frau heißt Embla, nach der Ulme, aus der ich sie schuf. Ich habe den beiden eine Seele geschenkt. Alles Weitere überlasse ich euch.«
    Da trat auch Vili an die Figuren heran und legte seine Hand auf sie. Kaum hatten seine Fingerspitzen das glatte Holz berührt, erwachten der Mann und die Frau zum Leben. Ihre Augen glänzten, die Wangen färbten sich,und ihr Haar tanzte im Wind. Als Ve die Taten seiner Brüder sah, legte er seine Arme um die neuen Geschöpfe und schenkte ihnen Gehör und Sprache. So schufen die Götter das Geschlecht der Menschen.
    Odin sah mit Freude, wie die Menschen die mittlere Welt bevölkerten. Wie sie das Werk der Götter achteten und ehrten und Sorge trugen um die Schöpfung.
    Die frostigen Weiten von Niflheim lagen verlassen in der Dunkelheit. Eisiger Wind peitschte unablässig Schnee und Eiskristalle vor sich her und trieb sie gegen die Felswände eines Gebirges. Es ragte aus der Ebene empor, wie eine Wand aus Schatten. Uralt, zerklüftet und ein Feind des Lebens. Zwischen seinen Furchen und Felsvorsprüngen lag ein Schacht, der tief ins Innere des Gesteins führte und in einer großen Höhle mündete. In diesem unterirdischen Felsendom entsprang die Quelle Hvergelmir, von hier aus drang ihr Rauschen hinauf in die kalte Luft der Außenwelt.
    Es war kälter geworden. Inzwischen sogar so kalt, dass die Quelle teilweise mit Eis bedeckt war. Nur noch an einigen Stellen sprudelte das schwarze Wasser aus der Tiefe und lief in kleinen Bächen über den Höhlenboden. Eines der Rinnsale benetzte auch die Wurzeln der jungen Esche, die aus dem kargen Boden wuchs und deren Stamm sich längst durch die Decke der Höhle nach oben gebohrt hatte.
    Die Weltesche nährte sich von der Quelle, und obwohl das Wasser die ganze Schlechtigkeit Niflheims in sich trug, konnte es Yggdrasil nichts anhaben. Der Baumtrieb aus und grünte, als gäbe es weder Kälte noch Dunkelheit.
    Und noch etwas lebte. Zwischen den Wurzeln der Esche bewegte sich eine schwarze Kreatur. Schuppig und schlangenhaft, und mit jedem Tag wurde sie größer und stärker.
    In der Welt der Götter gingen indessen die Dinge weit schneller voran. Längst waren Odin und seine Brüder nicht mehr die einzigen Bewohner Asgards. Aus den Drilligen waren neue Götter hervorgegangen. Götter und auch Göttinnen. Odin liebte die Vorstellung, ganz Asgard mit neuen Göttern zu bevölkern, und so tat er, was nur Götter können, und verband sich mit den Elementen. Aus seiner Verbindung mit der Erde erwuchs Odins erstgeborener Sohn Thor. Er war groß und stattlich und übertraf seinen Vater sogar noch an körperlicher Stärke. Sein Haar war flammend rot, und nur seine eisblauen Augen erinnerten daran, dass seine Ahnen vor langer Zeit den kalten Ebenen Niflheims entstammten.
    In Charakter und Wesen aber glich Thor eher seiner Mutter. Er war ruhig und gerecht, sprach wenig und liebte einfaches Essen und einfache Gedanken. Genau das war es aber, was Odin Sorgen bereitete. Denn obwohl Thor

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