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Die Nordischen Sagen

Die Nordischen Sagen

Titel: Die Nordischen Sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Neuschaefer
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pumpte neues Leben in seinen Körper. Er riss den Kopf aus dem Wasser. Er atmete. Er schwamm, und wenige Minuten später zog er sich eine Böschung hinauf und fiel erschöpft in den Sand.
    Die Kraft des Dämons aber trieb ihn an. Der Wolf stand auf, schüttelte sich und rannte auf einen Hügel zu. Im orangefarbenen Licht des Weltenbrands glühte das goldene Dach Walhalls wie eine neue Sonne. Fenrir legte die Ohren an, warf den Kopf in den Nacken und heulte.
    Die Midgardschlange glitt lautlos über den Boden. In ihrem Kopf hörte sie Lokis Stimme: »Finde heraus, was die Götter vorhaben! Finde es heraus! Finde es heraus!«
    Plötzlich erzitterte die Erde. Sie spürte es mit ihrem ganzen Leib. Etwas war geschehen auf dem Wigridfeld. Aber sie durfte nicht zurück. Der Meister hatte es befohlen. Und Jörmungand gehorchte. Er würde sie belohnen. Sie würde Thor töten dürfen. Heute noch.
    Jörmungand wand sich eine Anhöhe hinauf. Ihre Augen waren schlecht, aber der Geruchssinn dafür ausgezeichnet.
    Plötzlich begann der Boden zu schwingen, und der Wind trug ihr einen seltsamen Geruch zu. Pferde. Pferde und Frauen. Wie jedes magische Geschöpf erkannte die Midgardschlange sofort, wenn andere magische Kräfte in ihrer Nähe wirkten. Sie waren noch weit entfernt, aber im Kopf der Schlange nahmen sie bereits Gestalt an.
    Regungslos blieb Jörmungand liegen. Die überirdischen Frauen auf ihren Pferden kamen näher. Und jetzt wusste sie, wer auf sie zukam. Es waren Walküren. Die göttlichen Reiterinnen. Odins Töchter. Sie kamen, um in die Schlacht einzugreifen.
    Lautlos glitt Jörmungand den Hügel hinunter. Im Dämmerlicht verschmolz ihr gigantischer Körper mit der zerstörten Landschaft.
    Loki. Sie musste zurück zum Wigridfeld. Loki. Der Gedanke an ihren Vater zog sie an wie ein Magnet. Schon spürte sie wieder das Zittern des Bodens. Der Kampfplatz bebte unter dem Stampfen vieler Füße.
    Und jetzt konnte sie auch das Blut riechen. Die Luft war gesättigt von dem köstlichen Geruch.
    »Blut. Blut. Blut. Loki. Blut!!!«
    Jörmungand spürte die Anwesenheit ihres Vaters wie eine schwarze Kraft. Er lebte.
    Sie glitt auf diese Kraft zu. Ihre Gedanken verschmolzen mit seinen.
    »Die Walküren kommen.«Freyja und Surtur blickten sich in die Augen. Er war so viel größer als sie. Sie musste den Kopf heben, wenn sie seinen Blick erwidern wollte.
    Der Feuerriese riss sein hässliches Maul auf und lachte.
    »Kleine Göttin. Tote Göttin. Bleib stehen!«
    Freyja ließ ihn nicht aus den Augen. Sie beugte die Knie leicht und umkreiste den Riesen.
    Surtur sprang auf Freyja zu. Das Flammenschwert zischte an ihrem Gesicht vorbei. Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich ducken, aber ihre Haut warf Blasen von der Hitze. Surtur war schneller, als Freyja es erwartet hatte.
    Wieder sirrte die Flammenklinge durch die Luft. Diesmal konnte Freyja den Hieb parieren, aber die Wucht des Aufpralls war so groß, dass sie zu Boden gerissen wurde. Aus dem Augenwinkel sah sie einen glühenden Strich auf sich zurasen. Instinktiv rollte sie sich zur Seite, und das Schwert drang schmatzend in die aufgeweichte Erde, genau dort, wo sie eben noch gelegen hatte.
    Schnell kam die Göttin wieder auf die Füße. Sie tauchte zwischen Surturs Beinen hindurch und war hinter ihm, lange bevor er verstand, was geschehen war. Freyja umklammerte den Griff ihrer Waffe mit beiden Händen, dann hob sie die Arme hoch über ihren Kopf und stieß ihr Schwert mit aller Kraft in den Rücken des Feuerriesen.
    »Für Freyr! Für Asgard!«
    Surtur ließ sein Schwert fallen. Er taumelte einige Schritte nach vorn, dann drehte er sich langsam um die eigene Achse, während seine Beine nachgaben. Im Fallensah er Freyja mit weit aufgerissenen, erstaunten Augen an. Dann erlosch sein Blick, und im Tod verzehrten ihn seine eigenen Flammen.
    Obwohl die Krieger Asgards mit dem Mut der Götter kämpften, zeigte sich bald die Übermacht der Gegner. Oftmals griffen ganze Gruppen von Unterirdischen einen einzigen Kämpfer an. Sie rangen ihn nieder, warfen Schmutz in seine Augen und trieben ihm ihre Messer in den Körper. Kaum aber war ein Geisterkrieger tödlich getroffen, so zerfiel er zu Staub. Odins Heer, das anfangs so unbezwingbar groß schien, schrumpfte zusammen. Verzweifelt schweifte Odins Blick über Himmel und Erde.
    Wo blieben die Walküren? Es gab schon so viele Opfer. Lange konnte Asgard dem Feind nicht mehr standhalten. Sollte es wirklich hier auf dem Wigridfeld zu Ende

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