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Die Opodeldoks

Die Opodeldoks

Titel: Die Opodeldoks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sepp Strubel - Paul Maar
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gefürchtet
- aber der hat vor mir Angst gehabt. Übrigens: Haben Sie auf das Schluss-i bei meinem Krähen geachtet? Wie viel Melodie, wie viel Schall!«
Helene sagte schnippisch: »Ja, das haben Sie schon mal erzählt, erzählt, gack!«
»So was kommt nicht von allein. Da steckt viel Übung dahinter!«, prahlte der Hahn weiter.
»Jaja, auch das haben Sie schon mal erzählt. - Aber wollen wir nicht ein bisschen von uns reden? Von der Zukunft zum Beispiel? Was aus uns werden soll? Und wollen wir uns nicht endlich duzen? Ich heiße Helene«, sagte sie mit süßer Stimme.
»Duzen?« Der Hahn plusterte sich wieder auf. »Ich heiße übrigens Hannibal. Ist mir vorhin wieder eingefallen. Aber das mit dem >Du< muss ich mir erst noch mal überlegen. Weißt du, es tut mir irgendwie innerlich weh, wenn man mich duzt. Du darfst das nicht falsch auffassen, aber schließlich bin ich kein Allerweltshahn!«
Jetzt stieg langsam eine schöne satte Wut in Helene hoch. »Kein Allerweltshahn!«, schimpfte sie. »So, so!« Der Gockel stellte sich in Positur. »Weißt du, mein Kind, das ist auch gut so. Schließlich soll eine Henne den Hahn bewundern können und nicht umgekehrt, oder? Die täglichen Pflichten fallen dann leichter: Wenn sie ihm zu fressen bringt oder ein bisschen gackert um ihn aufzuheitern. Die Henne schaut gern auf zum Hahn und ist demselben untertan. - Nicht wahr, Helenchen?«
Das war zu viel. Nun hatte Helene aber endgültig genug. Sie schaute den dicken Kerl von oben bis unten an, holte tief Luft und legte los: »Untertan? Untertan? Was erzählst du da für einen Stuss, du fetter, größenwahnsinniger Gockel! Jetzt schwillt mir aber der Kamm, jetzt platzt mir der Kragen, der Kragen! Jetzt weiß ich, warum du so dick bist! Du hast nicht nur zu viel gefressen, du bist ganz einfach aufgeblasen, aufgeblasen! Dir muss man ganz einfach die Luft rauslassen, Luft rauslassen, Luft rauslassen ...«
Und wunderbarerweise schrumpfte der Hahn bei dieser Standpauke zusehends zusammen und zusammen und zusammen - bis er am Ende von Helenes Schimpfkanonade

eine ganz normale Gockelgröße erreicht hatte ... Helene war verblüfft. Doch sie ließ sich nichts anmerken, sondern sagte nur knapp: »Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob du durch den Gang passt, Gang passt!« Ganz kleinlaut antwortete der Hahn: »Könnt fast so aussehn.«
Und so war es dann auch.
Ab ging’s mit den beiden ins Grasland!

EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT
(Nur zwei Jahre später:) Da ist erst mal das Waldland. Wo der dichte Wald aufhört, beginnt eine große Lichtung. Ein Haus steht hier, vielmehr eine Ruine, über die Lianen und Kletterpflanzen wuchern. Hier hauste einmal der Silberdeldok.
Der Wald ist bereits dabei, von der ehemaligen Silbermine wieder Besitz zu ergreifen. Um den Schmelzofen wachsen Büsche, zwischen den Baumstümpfen recken sich junge Bäume dem Licht entgegen. Wo Ruß war, wächst Moos und an der Hupfkistengarage klettert Efeu hoch.
Wer steht denn da am Waldrand? Ja, das sind Mogla und Deldok. Beide sind ein ganzes Stück größer geworden. Mogla fragt: »Und wie heißt das?«
Deldok antwortet: »Das ist ein Nadelbusch.«
»Falsch, das ist ein Nadelbaum. Das da ist ein Busch. - Und das?«
»Ist ein Laubbu - äh, Laubbaum.«
»Gut. Und wie heißt er genau?«
»Hab ich vergessen. Aber warte nur, wenn du morgen ins Grasland kommst, dann frag ich dich sämtliche Grassorten ab.«
Und wie sieht es im Grasland aus?
Auf einer großen Wiese ist eine der Hupfkisten bei der Arbeit. Sie gräbt Löcher in die Wiese und pflanzt in jedes der Löcher ein junges Bäumchen. Die stammen aus dem

Waldland. Denn Bäume sind auch in einem Grasland wichtig.
Nicht weit davon sitzen Omadeldok und Opadeldok in einem großen Zweier-Schaukelstuhl, den ihr Enkel Deldok gebaut hat. Omadeldok strickt an einem Pulli für Deldok und Opadeldok lässt sich die Sonne auf die Nase scheinen und sagt: »Früher war alles - ach Quatsch!«
In der Opodeldokhöhle steht der Oberdeldok und schimpft: »Bei meinen dottergelben Bartspitzen, du sollst die Silbereier stapeln, nicht jedes einzelne abstauben und polieren.«
Der da poliert, ist der Silberdeldok. Er sieht ganz anders aus, so ohne Ruß.
»Ach, lass mir doch die Freude, Oberdeldok«, sagt er friedfertig. »Du weißt doch, wie gern ich das mache!« »Na, von mir aus!«, sagt der Oberdeldok und verlässt die Höhle.

Da kommt ganz stolz der Opozähldok an. »Eins, zwei, eins, zwei«, zählt er. Neben ihm hopst die zweite Hupfkiste daher.

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