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0131 - Der elektrische Stuhl wartet

0131 - Der elektrische Stuhl wartet

Titel: 0131 - Der elektrische Stuhl wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der elektrische Stuhl wartet
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»Ich möchte aufhören, Jack«, sagte Thomas Evans.
    »Aufhören? Womit?« Jack nahm das Streichholz aus dem Mund, mit dem er sich in den Zähnen herumgestochert hatte.
    »Mit der Arbeit!«
    Jack Terrigan, groß und schwer wie ein Ochse und auch nicht viel schneller als dieses Tier, was das Denken anging, wußte darauf zunächst keine Antwort. Er fand schließlich eine neue Frage.
    »Warum?«
    »Ich habe ein Mädchen«, sagte Evans schlicht.
    »Ein Mädchen haben wir alle«, meinte Jack und setzte grinsend hinzu: »Wenigstens zeitweise.«
    »Es ist anders. Ich will heiraten.«
    »Oh je! Das verträgt sich nicht mit dem Job.«
    »Genau! Und darum will ich den Job aufgeben.«
    Terrigan ließ das Streichholz fallen, beseitigte irgendwelche Reste des Abendsteaks mit dem Zeigefinger und brummte, den Finger im Mund;
    »Das wird dem Chef aber wenig gefallen.«
    »Warum nicht?« rief Evans heftig. »Ich habe gut gearbeitet. Ich war immer zur Stelle, wenn ich gebraucht wurde. Ich habe nie Schwierigkeiten gemacht und habe nie Sonderforderungen erhoben wie die anderen. Der Chef hat immer gesagt, er sei zufrieden mit mir. Warum soll er jetzt nicht meinen Kontrakt lösen?«
    »Kontrakt!« Terrigan lachte wie ein Nilpferd. »Kontrakt! Wie ein richtiger Angestellter! Oder gar wie ein Schauspieler. Tommy, der Chef wird sich totlachen, wenn er deinen ›Kontrakt‹ lösen soll.«
    »Das ist mir gleichgültig. Hauptsache, er macht mir keine Schwierigkeiten.« Terrigan stoppte sein Gelächter. »Genau das wird er tun«, erklärte er gelassen. »Ich habe noch nie gehört, daß man einen Beruf wie den unseren an den Nagel hängen kann wie ein altes Handtuch.«
    Thomas Evans fuhr sich nervös durch den schwarzen Haarschopf. Er arbeitete seit drei Jahren für Aldous Hunter. Zeitweise hatte er kaum etwas anderes tun dürfen, als irgendwelche Briefe Hunters an irgendwelche Leute zu überbringen. Später, als Hunter nach Mexiko fuhr, um Geschäfte zu erledigen, von denen Evans nur eine ungefähre Vorstellung besaß, hatte er ihn mitgenommen, weil er etwas Spanisch sprach. Im zweiten Jahr hatte er Hunters Wagen gefahren, und erst gegen Ende des dritten Jahres steckte ihn Hunter in eine der Untergruppen seiner Organisation.
    In einer Zeit, die Thomas Evans weit zurückzuliegen schien, obwohl er gerade fünfundzwanzig Jahre zählte, war er Student eines Colleges gewesen und wollte Chemiker werden. Damals war diese unglückliche Geschichte passiert, die ihn aus der normalen Bahn warf und ihm drei Monate Gefängnis eintrug. Er war unschuldig, aber er konnte seine Unschuld nicht beweisen. Als er entlassen wurde, suchte er Henry Fant auf und wollte ihn zu dem Geständnis bringen, daß er eine falsche Aussage gemacht habe. Fant weigerte sich. Es kam zu einer Schlägerei. Evans schlug den schmächtigen, schiefen und scheinheiligen Fant krankenhausreif. Der Richter war sehr empört und brummte ihm zehn Monate wegen gefährlicher Körperverletzung auf. Als er seine Strafe verbüßt hatte, war er reif dazu, die Hilfe eines Mannes anzunehmen, der mit ihm zusammen seine achte Strafe abbrummte. Der Mann hieß Cabozzi und brachte ihn mit Hunters Gang in Verbindung.
    Evans war sich vom ersten Augenblick seiner Tätigkeit an im klaren, daß Hunter eine Bande von Gesetzesbrechern dirigierte, aber er war verbittert gegen die Gesellschaft, von der er sich verraten glaubte, und so machte er sich kaum Gedanken darüber, welchen Weg er betreten hatte, als er zum erstenmal seinen Wochenlohn aus Hunters Hand empfing.
    Das alles hatte sich mit einem Schlage geändert, als er Ann Rostow kennenlernte und sich in sie verliebte. Länger als ein halbes Jahr verheimlichte er ihr, wo und was er arbeitete. Dann fragte er sie, ob sie ihn heiraten wolle. Ann sagte ja. Das war vor zwei Tagen gewesen, und nun war er entschlossen, Hunters Gang zu verlassen, um mit Ann zusammen das Leben eines normalen Bürgers zu beginnen.
    Es war nicht einfach, Aldous Hunter zu sprechen, wenn man nicht von ihm gerufen wurde. Evans war in die Kneipe an der 116. Straße gegangen in der Hoffnung, von einem Kumpan seiner Gruppe zu erfahren, wo er Aldous mit einiger Aussicht auf Erfolg suchen könnte. Er hatte nur Terrigan getroffen. In einer Aufwallung des Bedürfnisses, sich irgendjemandem mitzuteilen, hatte er diesem Berufsgangster seine Absicht mitgeteilt, aber Terrigans Reaktion darauf war nicht sehr ermutigend für Evans.
    »Spiel eine Partie Billard mit mir«, schlug Jack vor.
    »Bin nicht in

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