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Die Opodeldoks

Die Opodeldoks

Titel: Die Opodeldoks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sepp Strubel - Paul Maar
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Wand über ihm hoch. Wie sollte er da hinauf kommen? Doch hier war eine Steinnase, an der er sich festhalten konnte, und dort ein Absatz, auf dem ein Fuß gerade Platz hatte. Geschickt hangelte sich Deldok nach oben. Über ihm war eine kleine Plattform. Mit beiden Händen zog er sich hinauf.
Wieder sah er sich um: Nirgendwo konnte er einen bequemeren Aufstieg entdecken. Und der Fels über ihm schien glatt wie eine Eierschale, kein Griff, kein Halt, kein Steg.
Deldok stand auf und tastete die Wand ab. Da, seitlich wuchs tatsächlich noch ein einsames Grasbüschel! Auf Zehenspitzen stehend konnte er es packen. Er holte tief Luft und zog sich mit ganzer Kraft nach oben. Seitlich sah er eine Kuhle. Da hinein könnte er die Knie schieben. Nur noch ein winziges Stück!

Aber Deldok war zu schwer für das Grasbüschel. Es lockerte sich und Gras und Deldok stürzten auf die Plattform. Deldok rutschte ab und fiel über die Felswand auf die Geröllhalde.
Zum Glück hatte er sich nur das rechte Knie aufgeschlagen und seine Hose war zerrissen. Aber jede Hoffnung, auf diese Art über die Berge sehen zu können, war dahin. Das war für Deldok ein niederschmetterndes Erlebnis. Doch seine Neugier saß tief und ließ ihn nicht los. Eines Tages, als alle nach dem Frühstück satt und faul vor der Höhle hockten, merkte einer, was in Deldok vorging.
Der Opozähldok rief nämlich plötzlich: »Der schaut jetzt schon seit einer Stunde und siebenundzwanzig Minuten auf die Berge!«
»Das geht aber nicht!«, knurrte Opadeldok. »Das können wir nicht dulden.«
»Ich möchte doch wirklich nur wissen, was hinter den Bergen ist«, sagte Deldok kleinlaut. So streng waren die Opodeldoks sonst nie mit ihm; nur, wenn er solche Fragen stellte.
»Was ist nur in dich gefahren!«, rief Papa Oberdeldok. »Dahinter ist nichts, da wird nicht gefragt, da wird nicht geguckt und basta und Hausarrest für den ganzen Nachmittag!«
»Guck doch einfach woandershin!«, flüsterte Omadeldok dem Kleinen zu, als der traurig in die Höhle schlich. Dort kam ihm allerdings eine Idee. Und gleich wurde seine Laune wieder sehr viel besser. Ungeduldig wartete er auf den Abend.
Kaum war die Sonne untergegangen, schlüpften die anderen zu ihm in die Schlafhöhle. Die Opodeldoks gehen nämlich sehr früh schlafen, genau wie ihre Hühner. Und gleich darauf schnarchten vier Opodeldoks friedlich im Chor. Nur einer schlief nicht und versuchte mühsam sich wach zu halten: der kleine Deldok!
Als die Opodeldoks am nächsten Morgen aufwachten, mussten sie sich der Reihe nach ganz erheblich wundern. Sie lagen nämlich nicht wie sonst auf ihren vielen schönen, weichen, grasgefüllten, kleinen Kissen und großen Polstern, sondern auf dem blanken Höhlenboden. »Sechs und drei!«, rief der Opozähldok immer wieder aufgeregt. »Sechs und drei!«
»Sechs und drei?«, sagte der Oberdeldok gähnend. »Was ist >sechs und dreiAus der Ecke antwortete Omadeldoks liebe Stimme: »Sechs und drei ist neun.«
»Nein, nein, nein!«, widersprach der Opozähldok ärgerlich.
»Nein?«, sagte Omadeldok nachdenklich. »Früher waren sechs und drei neun.«
Das Stichwort »früher« hatte den Opadeldok geweckt. »Früher war alles schlechter!«, behauptete er einmal mehr und auf alle Fälle.
Der Oberdeldok sagte laut: »Ich will endlich wissen, was sechs und drei bedeuten soll?!« »Sechs Kissen und drei Polster fehlen mir«, sagte der Opozähldok kläglich. »Kein Wunder, dass mein Kreuz wehtut.«
Na ja, da merkten sie endlich, dass in der Tat allen alle Kissen und Polster fehlten - und es waren wirklich sehr viele in der Schlafhöhle gewesen! Denn die Opodeldoks schätzten die Bequemlichkeit fast so sehr wie Eier.
»Und Deldok fehlt auch!« Es war natürlich Omadeldok, der das zuerst auffiel. Alle guckten sich schlaftrunken an und um und sahen dabei ein kleines bisschen blöde aus. Schließlich rannten sie aus der Höhle.
Und was sahen sie da? - An der steilen Felswand lehnte der merkwürdigste Kissenturm, der je gebaut wurde. Ganz oben drauf, knapp unter dem Grat des niedrigsten Berges, saß der kleine Deldok. Sie konnten sich kaum vorstellen, wie er dieses Kissengebäude überhaupt aufgetürmt hatte. Er musste immer wieder an den Polstern hinaufgeklettert sein, um neue Kissen oben draufzulegen, dann wieder vorsichtig runter, um andere nachzuholen - die reinste akrobatische Leistung!
Doch jetzt, wo der Turm so hoch war, dass Deldok fast, aber nur fast hinter die Berge hätte sehen können, jetzt

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