Wer mit Wem - Entscheide Du!
âLara, darfâs für dich noch âne Cola sein?â, fragt Tom, der hinter dem provisorischen Tresen in Jonasâ Wohnzimmer steht und heute Abend den Barkeeper spielt.
âKlar dochâ, antworte ich ganz locker und schenke ihm ein strahlendes Lächeln. Meine Frisur sitzt perfekt, genauso wie mein neues rotes Neckholder-Top. Und ausnahmsweise hat sich weder am Kinn noch auf der Stirn ein fieser Pickel breitgemacht, der mir den Partyabend vermiesen könnte. Ich lehne lässig zwischen Katja und meiner besten Freundin Miriam an der Theke und lasse meinen Blick über die anderen Partygäste schweifen. Einige tanzen, andere stehen in Grüppchen zusammen und zwei knutschende Pärchen teilen sich die Couch in der Ecke.
Schräg neben uns an der Wand sehe ich Natalie, die Schreckschraube aus der 10a, wie immer top gestylt und wie immer umgeben von ein paar Typen, die sabbernd an ihren Lippen beziehungsweise ihrem tiefen Ausschnitt hängen.
Blöde Kuh! Was die Jungs nur alle an der finden? Na, wenigstens tänzelt Jonas nicht mehr um sie herum. Warum der so lange mit dieser platinblondierten Zicke zusammen war, hab ich nie ganz verstanden. Die passen doch null zusammen â¦
âHey, Lara, willst du vielleicht tanzen?â, reiÃt mich da eine Stimme aus meinen Gedanken.
Ich zucke zusammen. Katja ist verschwunden und stattdessen steht Jonas plötzlich neben mir. Wie immer sieht er einfach zum Niederknien aus in seinen abgetragenen Jeans und dem engen weiÃen T-Shirt. Mit seinem Augenbrauenpiercing, den kinnlangen braunen Haaren und diesem leicht spöttischen Lächeln auf den Lippen hat er irgendwie was Verwegenes, Geheimnisvolles, weswegen die Mädchen in unserer Schule wahrscheinlich auch reihenweise in ihn verschossen sind â mich eingeschlossen. Und wie er duftet! Ich krall mich an meinem Colaglas fest. Jetzt bloà keinen Fehler machen, denke ich. Du siehst toll aus, hast dich in endlosen Gesprächen mit Miriam auf diesen Abend vorbereitet und wirst ihm heute endlich sagen, was du für ihn empfindest.
âIch ⦠äh, ja, sehr gerneâ, hauche ich und versuche, meiner Stimme einen sexy Tonfall zu verleihen, begleitet von einem wochenlang vorm Spiegel erprobten unwiderstehlichen Augenaufschlag. Na, geht doch!
Jonas zwinkert mir zu und nimmt meine Hand. ER NIMMT MEINE HAND!!! Dann führt er mich zur Tanzfläche und ich schiele noch einmal kurz zu Miriam, die den Daumen triumphierend in die Höhe reckt und mir aufmunternd zunickt.
Wie auf Kommando ertönt jetzt aus der Anlage auch noch ein langsamer Kuschelsong: Angels von Robbie Williams hat zwar schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, dient aber immer wieder als nützliche Untermauerung romantischer Momente. Jonas zieht mich zu sich heran und blickt mir dabei tief in die Augen. Oh Gott, meine Beine fühlen sich wie Pudding an und in meinem Bauch scheint heute die Pingpong-WM ausgetragen zu werden. Los jetzt, Lara, reià dich zusammen, zeig ihm, dass du ihn auch magst! Mutig lege ich meine Arme um Jonasâ Nacken.
Larissa Wegmann und Jonas Berger, eng umschlungen vor den Augen der halben Schule. Ich kann es kaum fassen.
Während wir uns im Takt wiegen, sehe ich aus dem Augenwinkel Natalie, die uns vernichtend fixiert und deren knallrot angemalter Schmollmund sich zu einem dünnen Strich verzogen hat. Ich schmiege mich noch etwas enger an Jonas.
âLaraâ, flüstert er und sein warmer Atem an meinem Ohr verursacht bei mir eine Gänsehaut, âich wollte dir schon längst etwas sagen.â
âJahaaa?â, hauche ich zurück und muss mich noch fester an ihn klammern, um nicht besinnungslos vor ihm auf den Boden zu sinken.
âJa also, um ehrlich zu sein, bin ich schon seit fast einem Jahr unsterblich in dich verlââ
âHappy birthday to you, happy birthday to youuuâ, schallt es da plötzlich aus den Boxen und Jonas und ich fahren erschrocken auseinander. Irgendjemand macht das Licht an und â¦
Mama??!!
Verwirrt blicke ich in das strahlende Gesicht meiner Mutter, die mit einer riesigen Sahnetorte an meinem Bett steht. Hinter ihr taucht der rote Kopf von Paps auf.
âHerzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Schätzchen!â
Seufzend lasse ich mich zurück in mein Kissen fallen.
Aus der Traum. Herzlich willkommen zurück im wirklichen Leben!
âSechzehn Jahreâ, trällert meine Mutter.
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