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Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition)

Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition)

Titel: Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Zeiner
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Augen, und er presste die Lider aufeinander. Sie strich durch sein Haar, über seine Stirn. Sie küsste seine Augen. Und sie zog ihn aus, wie man ein Kind auszieht. Sie legten sich nebeneinander ins Bett, hielten sich die Hand und sahen an die Zimmerdecke.
    »Bleibst du bei mir?«, fragte er auf einmal, ohne es sich überlegt zu haben.
    »Hier in diesem Zimmer?«, fragte sie.
    »Von mir aus«, sagte er.
    »Sind wir nicht verheiratet?«
    »Ich nicht mehr lange«, sagte er.
    Sie ließ eine Pause, in der das Lichtviereck kaum merklich länger wurde.
    »Hast du eine Zigarette?«, sagte sie leise.
    Sie rauchten. Er hatte seinen Kopf in die Hand gestützt und sah ihr zu, wie sie rauchte. Alles erschien ihm sehenswert, wie sie den Rauch einsog, wie sie ihn hinausblies, er hätte ihn auffangen wollen, ihn aufbewahren, in einem Glas, ihren Atem, und er wollte sich alles merken, wie sie die Augen schmal werden ließ beim Einatmen, wie sie die Unterlippe vorschob beim Ausatmen, den Kopf schräg hielt auf dem Kissen, den Handrücken über die Stirn gelegt.
    »Wie heißt deine Frau?«, fragte sie.
    »Hedda«, sagte er, »aber sie lässt sich scheiden.«
    »Aha«, sagte sie. »Und da brauchst du jetzt eine neue.«
    Er lachte. »Genau«, sagte er. »Ich dachte, dich kenne ich schon, das Kennenlernen ist immer das Anstrengendste, und das kann man sich dann sparen.«
    Da bekam er ihren Ellbogen in die Rippen. Er hielt ihren Arm fest, küsste ihre Handfläche.
    »Kannst du inzwischen kochen?«, fragte er.
    »Nein«, sagte sie. »Das macht immer mein Mann.«
    »Schade«, sagte er.
    »Kannst du inzwischen irgendwas?«, fragte sie.
    Er überlegte. »Ich bin ziemlich weise geworden«, sagte er.
    »Aha«, sagte sie, »und wie äußert sich das?«
    »Zum Beispiel habe ich mir ein Buch über die Erdzeitalter gekauft.«
    Sie lachte. »Und? Was hast du über die Erdzeitalter herausgefunden?«
    »Dass wir sehr viel länger nicht da sind, als wir da sind«, sagte er.
    »Das ist nicht gerade viel, finde ich«, sagte sie.
    »Ich finde schon. Das Leben wird vollkommen überschätzt«, sagte er. »Zeitlich gesehen ist das Leben eigentlich zu vernachlässigen«, sagte er.
    »Sonst hast du nichts anzubieten?«
    Er dachte nach. »Zigaretten«, sagte er. »Ich habe Zigaretten ohne Ende. Und einen nagelneuen Cordanzug. Und …«
    »Vielleicht ist Zeit gar nicht das Wichtigste«, sagte sie, auf einmal ernst und mit zwei dünnen Falten zwischen den Augenbrauen.
    Er wusste nicht, was sie meinte.
    »Vielleicht argumentieren wir immer mit der Zeit«, erklärte sie, »weil sie unser Element ist, aber vielleicht ist sie nicht das Wichtigste.«
    »Was ist Leben anderes als Zeit?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Leben gibt’s nur in der Zeit. Denke ich mal.«
    »Und Gott und die Engel leben also nicht? Ich meine, wenn es sie geben würde?«
    Er lächelte ein wenig. »Nein, Gott und die Engel sind …«, er blickte lächelnd an die Zimmerdecke, »… so was wie ein Gemälde oder eine künstliche Zimmerpflanze. Also haltbar, aber im Grunde dumm.«
    »Ein Gemälde ist also dumm, weil es nicht deine Kriterien von Intelligenz erfüllt«, sagte sie.
    »Ja«, sagte er. »Jemand, für den die Zeit nicht existiert, ist dumm. Ein Bild ist dumm, ein Hund ist dumm«, sagte er. »Ein Stein ist dumm. Gott ist dumm.«
    »So«, sagte sie. »Wer weiß aber, ob nicht auch der Geist überschätzt wird. Vielleicht ist die Materie viel mehr wert als der Geist. Die schwarzen Löcher im Weltall und all das, vielleicht lachen die herzlich über unseren sogenannten Geist«, sagte sie.
    »Wer weiß«, sagte er und bog die Mundwinkel nach unten. »Aber ich glaube eigentlich nicht.«
    Das Lichtviereck im Zimmer war blasser geworden, weniger scharfkantig.
    »Ich glaube, wir sind die Einzigen, die lachen«, sagte er. »Die Einzigen, die all diesen Quatsch machen.«
    Sie fuhr mit dem Finger über seine Wange. Sie lächelte. Die senkrechte Ader, die ihre Stirn teilte, die er fast vergessen hatte, erschien, und er nahm ihren Kopf in beide Hände und küsste ihr diese Ader. Küsste ihr dann die seidigen Bögen der Augenbrauen, die geschlossenen, vibrierenden Lider, die ihn an Schmetterlingsflügel erinnerten, die Wangenknochen, die Lippen, das Kinn, den Hals, die Schlüsselbeine, wo er den winzigen Leberfleck wiedererkannte, die pulsierende Stelle an der bläulich schimmernden Ader, er küsste die Brüste, die er Zentimeter um Zentimeter, um nur ja nichts zu vergessen, mit den Lippen bedeckte, die

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