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0350 - Mörder in der Traumfabrik

0350 - Mörder in der Traumfabrik

Titel: 0350 - Mörder in der Traumfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mörder in der Traumfabrik
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»Ich brauche einen echten Mord von Ihnen, Mister Cotton.«
    Die Stimme aus dem Hörer klang in Baßtiefe. Was wollte der Mann von mir? Hatte er die falsche Nummer gewählt. Es ist nicht alltäglich, daß ein Spezialagent des FBI, der mit seinem Freund und Kollegen Phil Decker Urlaub im klimamilden Kalifornien macht, von einem Mann zu einem »echten Mord« per Telefon angeheuert wird. Das alles dachte ich in Sekundenschnelle. Ich war hellwach geworden. Ich mußte zum Schein mitspielen und versuchen, zu erfahren, wo der Anrufer war.
    »Sagten Sie echten Mord, Mister…? Wie ist Ihr Name?«
    »Carter. Das dürfte Ihnen ja genug sagen. Ich bin davon überzeugt, daß Sie der richtige Mann für harte Sachen sind, bei Ihrer Erfahrung.«
    Mir sagte der Name Carter nichts. Der Mann verwechselte mich wahrscheinlich. Ich mußte Gewißheit über sein Ansinnen erhalten.
    »Wenn Sie meinen«, sagte ich. »Natürlich, Mister Cotton. Ich lasse Sie in einer Stunde abholen. Geht das?«
    »Von mir aus.«
    Mister Carter hatte aufgelegt. Er schien meiner sehr sicher zu sein.
    »Da verwechselt mich einer mit einem berufsmäßigen Mörder«, sagte ich zu Phil, der sich halb schlafend im Sessel räkelte.
    »Was ist los?« antwortete mein Freund, nur wenig interessiert.
    »Ich soll jemanden umbringen.«
    Jetzt sprang Phil auf.
    »Du bist verrückt!«
    »Nein, ein Mister Carter hat angerufen, er läßt mich in einer Stunde abholen.«
    »Carter? Ist das der große Filmboß?«
    Mir fiel es wie Schuppen von den Augen.
    Mr. John Carter war Produzent und Co-Regisseur von weltbekannten Kriminalfilmen. Seine Thriller brachten viel Geld.
    Jeder erarbeitete Dollar floß sofort wieder in das nächste harte Werk Carters, das noch aufwendiger und spannender werden mußte. Der Mann war besessen von seiner Arbeit. Er war ein kleiner König in Hollywood.
    Nun konnte ich mir auch denken, warum der große Carter mich angerufen hatte.
    Einmal mußte bei seinem Verschleiß an Kapitalverbrechen die üppigste Phantasie versiegen.
    Sicher erwartete er von mir eine neue Anregung aus der FBI-Praxis, damit er seinem verwöhnten Publikum zum x-ten Male kalte Schauer über den Rücken jagen konnte.
    Vielleicht wollte er im Vorspann ankündigen, daß sein jüngster Film unter der fachmännischen Beratung eines G-man zustande gekommen sei.
    Meine erste Reaktion war, dem großen Filmboß unverblümt meine Meinung zu sagen. Dann aber dachte ich, daß es ganz interessant sein konnte, den Studios einen Besuch abzustatten.
    ***
    Eine Stunde später rollten Phil und ich in einem schneeweißen Straßenkreuzer durch Los Angeles. Der offene Prachtschlitten mußte eine riesige Parkfläche verschwenden. Wir fühlten uns pudelwohl in den weichen, knallroten Lederpolstern.
    Unser Chauffeur, ein langer Schwarzer mit gutmütigem Gesicht, war in eine phantasievolle Generalsuniform gesteckt. Stocksteif und vornehm wie ein englischer Butler thronte er hinter dem Lenkrad.
    Weniger fein von ihm war, daß sein gewaltiges Gebiß knirschend ein Stück Kaugummi bearbeitete, das er in Sekundenschnelle von einer Mundecke in die andere schob.
    Plötzlich bemerkte ich, daß der Schwarze ohne ersichtlichen Grund etwas von seiner Sicherheit einbüßte. Er blinzelte in den Rückspiegel, seine Hände begannen zu flattern, und dicke Schweißperlen quollen unter der blütenweißen Schirmmütze hervor. Das Schlachtschiff beschrieb jetzt sanfte Schlangenlinien. Es schien so, als ob unser Chauffeur nur noch mit Mühe und unter ständiger Lenkradkorrektur das überdimensionale Cabriolet auf der rechten Fahrbahnseite halten konnte.
    Phil wurde ebenfalls aufmerksam und tippte mich an.
    Unser Straßenkreuzer schaukelte wie bei schwerer See hin und her und wurde ständig schneller. Die Tachometernadel kletterte rasch höher, bei unserem Zickzacckurs ein Anflug von Wahnsinn!
    War der Mann wirklich betrunken, oder erzwang ein Defekt des Wagens dieses halsbrecherische Manöver?
    Warum nahm er dann nicht wenigstens das Gas weg, statt immer stärker auf die Tube zu drücken?
    Ich hatte keine Zeit mehr, darüber nachzudenken.
    Ein massiger Tieflader mit brennenden Scheinwerfern kam uns auf der linken Fahrbahn entgegen, beängstigend rasch und sichtlich gewillt, keinen Millimeter vor uns auszuweichen.
    Unsere eigene Straßenseite wurde durch schräggestellte Warnschilder verengt, die eine Baustelle ankündigten.
    Carters Protzauto schleuderte in irrsinnigem Tempo am Mittelstreifen entlang. Der Schwarze hatte jede

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