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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Unterhaltung fort, die der Steinhausener und er früher begonnen hatten. »Allerdings trifft er nicht wirklich zu. Du hast kein anderes Leben als dein eigenes riskiert. Dein Versuch, Regen zu machen, hat die Gefahr, in der ihr euch schon befandet, nicht vergrößert. Erdkraft und das Gesetz können die Skurj nicht aufhalten, solange Kevins Schmutz noch da ist. Trotzdem hast du recht. Überraschungen gibt es immer. Und manchmal sind sie nützlich.«
    Die ihn umgebenden Riesinnen wurden unruhig. Sie hatten zu viele Sagen über den Zweifler, den Ur-Lord gehört, aber keine dieser Geschichten passte zu dem Mann, der jetzt in Covenants Körper steckte.
    Linden versuchte es nochmals. »Covenant? Wo bist du? In deinem Verstand? Woran erinnerst du dich?«
    »Linden?« Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, als wäre er überrascht, sie vor sich stehen zu sehen - als hätte er erwartet, sie werde wie Infelizitas flüchten. Trotzdem blieb seine Art unbeteiligt, fast nonchalant. »Erinnerst du dich an Diassomer Mininderain?«
    »Nein.« Ihre Reaktion war weit persönlicher als seine. »Ja, meine ich. Aber ich kenne sie nur dem Namen nach. Sunder hat uns von ihr erzählt.« Als er Covenant und sie vor Jahrtausenden aus Steinhausen Mithil fort und durch die Schrecken des Sonnenübels geführt hatte. »Der Rede der Sonnengefolgschaft hat sie erwähnt.«
    Covenant nickte. »Genau. Das ist fast richtig.« Als wiederholte er Zeilen, die er erst vor wenigen Augenblicken gehört hatte, rezitierte er:
     
    Und Diassomer Mininderain,
    Des Meisters Gemahlin, Gefährtin der Macht,
    Herrin von der Sterne und Himmel Sein,
    Walterin über Reiche und ihre Zwietracht,
    Sie befolgte wohl, geht die Erzählung,
    a-Jeroths von den Sieben Höllen Erwählung.
    Trotz ihrer Verwirrung erinnerte Linden sich an andere Zeilen: O komm, Feinsliebchen, lass dich berücken …
    Covenant war in eine private Felsspalte gestürzt. Diassomer Mininderain hatte nichts mit Linden, dem Dilemma ihrer Freunde oder dem bevorstehenden Weltuntergang zu schaffen. Diese Frau war nur eine von der Sonnengefolgschaft propagierte Sagengestalt gewesen, die Lord Fouls üble Zwecke hatte fördern sollen.
    »Covenant, bitte«, flehte Linden ihn an, obschon sie wusste, dass sie am wenigsten von allen das Recht hatte, ihn zurechtzuweisen. »Rede vernünftig. Wir brauchen dich. Ich brauche dich. Hilf uns, wenn du kannst.«
    Ein Schauder durchlief ihn, und er verzog kurz das Gesicht, als hätte sie ihm ans Herz gegriffen. »Tut mir leid.« Seine Hände zuckten, begannen immer wieder neue Gesten und vollendeten sie nicht. »Es gibt so viele Stränge. Ich will sie auseinanderhalten … Aber ich weiß nicht, wie.«
    Dann kehrte er ins Unverbindliche zurück. »Sind Schöpfung und Verachtung wichtig für die Ewigkeit - sind sie Bestandteil dessen, was Ewigkeit bedeutet -, sind vielleicht auch andere Dinge wichtig. Eines könnte Gleichgültigkeit sein. Ein anderes vielleicht Liebe. Sie sind alle das Gleiche. Und sie sind alle verschieden.«
    »Covenant!« Linden schaffte es nicht, ihre Verzweiflung zu unterdrücken. »Bitte! Wir brauchen dich hier!«
    Wir sollten die Führung Linden überlassen, denke ich. Hatte er damit ihre Absicht gemeint, auf die Forderungen des Eggers einzugehen? Sie kann diese Art Entscheidung treffen. Wir anderen können das nicht.
    Sie hatte schon so viel Unheil angerichtet…
    Liands aufrichtiges Gesicht schloss sich Lindens Bitte stumm an, und auch Raureif Kaltgischt wandte sich an den Zweifler, als hoffte sie, ihn daran erinnern zu können, wer er war: »Covenant Riesenfreund, du hast die Toten der Stadt des Heimwehs von ihrem langen Kummer erlöst. Willst du uns jetzt nicht einen Balsam für unseren Schmerz, unseren Zorn gewähren?«
    Doch Covenant war noch immer in seinen Gedanken gefangen und ließ durch nichts erkennen, dass er die Eisenhand gehört hatte.
    »Alte Sagen - ich meine wirklich alte Geschichten wie die Schöpfungsmythen - sind immer wahr. Natürlich nicht wortwörtlich. Wörter sind nicht gut genug. Und jeder Erzähler ändert die Geschichten nach seinen eigenen Bedürfnissen ab. Aber die Geschichten selbst bleiben trotzdem wahr. Wie die Version der Sonnengefolgschaft vom Zweck der Erde und der Zeit. Oder die Sage von Diassomer Mininderain.
    Nichts davon ist ihre Schuld. Sie kann es einfach nicht verzeihen.«
     
    O komm, Feinsliebchen, lass dich berücken!
    Weder Herz noch Lust kennt dein Gemahl.
    Vergiss ihn in zweisam’

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