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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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fünfter Fangarm, der in den Kampf eingriff.
    Linden fand das unerträglich. Covenant hatte sie mehrmals aufgefordert, auch sich selbst zu vertrauen. Sie kann das. Der Schmerz in ihrem Bein erforderte Taten, die noch namenlos waren.
    Sie war zu schwach, um laut zu rufen. Steinmangold, Spätgeborene und die anderen kämpften zu hitzig, um sie zu hören. Auf sich selbst zu vertrauen, bedeutete: Vertrauen zu seinen Freunden haben. Es bedeutete, Frostherz Graubrand zu vertrauen.
    »Sag es ihnen«, krächzte sie heiser. Ihre Kehle war wund, von Flammen versengt, von Rauch ausgedörrt. »Rettet Kaltgischt. Ich helfe Stave.«
    Graubrand musste sie gehört haben. Musste ihr glauben.
    Mit heller Stimme wie ein Trompetenstoß übertönte die Riesin den Kampflärm. »Zur Eisenhand! Linden Riesenfreundin hilft Stave.«
    Alle schienen Linden zu glauben. Spätgeborene, die wie ein Berserker kämpfte, hielt mit Steinmangold auf Raureif Kaltgischt zu. Im nächsten Augenblick folgte Rüstig Grobfaust ihnen, sodass Rahnock es mit drei Fangarmen gleichzeitig aufnehmen musste.
    Rahnock tauchte ohne zu zögern unter die Oberfläche des trü ben, stinkenden Sumpfwassers. Dann kam sie in der Nähe einer der Tentakeln wieder hoch. Mit Schlamm und Ranken und Brocken von verwesendem Fleisch bedeckt, schwang sie ihr Schwert beidhändig; hackte in die dicken Muskeln und Sehnen des Fangarms.
    Ihr Schwerthieb drang tief ein. Die Feroce heulten im Chor auf, als hätte der Schlag ihnen gegolten. Lindens Bein pulsierte schmerzhaft brennend.
    Ein weiterer Fangarm streckte Rahnock nieder. Aber der Arm, den sie verletzt hatte, klatschte laut wie ein Schrei ins Wasser zurück.
    Er kam nicht wieder hoch. Stattdessen zog er sich zurück, erzeugte dabei eine Schlängelkurve auf dem Wasser.
    Gleichzeitig setzte Steinmangold zum Frontalangriff auf den massiven Tentakel an, der Kaltgischt zu erdrücken versuchte, und Spätgeborene legte ihr ganzes Gewicht in einen waagrechten Hieb …
    … und Linden griff mit Wahrnehmungsgabe und Verzweiflung nach dem Stab des Gesetzes.
    Er gehörte ihr. Er gehörte ihr, verdammt noch mal! Sie hatte ihn mit wilder Magie nicht nur aus Hohl und Findail, sondern auch aus ihrer eigenen Liebe und Trauer erschaffen. Nur seine eisernen Endbeschläge hatten einst Berek gehört. Und er hatte auf ihren Ruf reagiert, als sie Erdkraft gebraucht hatte, um einen todkranken Wegwahrer zu heilen. Er würde ihr auch jetzt gehorchen.
    Während ein Fangarm Rahnock unter Wasser drückte und ein weiterer Grobfaust mit einem Schlag zur Seite beförderte, als wäre die Schwertmainnir gewichtslos, entlockte Linden ihrem Stab Feuer.
    Indem sie die Sieben Worte keuchte, tat sie ihr Bestes, um Stave möglichst nicht zu verletzen. Aber sie konnte es sich nicht leisten, sich auf seine Sicherheit zu konzentrieren. Um dem Lauerer zu schaden, brauchte sie ihre heißeste Flamme. Aus Gründen, die Linden gar nicht erst zu verstehen versuchte, begehrte das Ungeheuer ihren Stab. Es würde ihn nicht loslassen, wenn sie es nicht schmerzhaft zusammenzucken ließ.
    Jedes Anzeichen von Erdkraft und Gesetz machte Linden stärker. Die Sieben Wörter füllten ihren Mund. Die verlorene Reinheit ihrer Theurgie konnte sie nicht wiederherstellen, aber sie konnte dafür sorgen, dass sie wehtat. Von einem Herzschlag zum nächsten verwandelte ihre kleine Flamme sich in ein schwarzes Glühen: in rasch auflodernde komprimierte Mitternacht.
    Das Jammern der Feroce wurde zu kummervollem Kreischen, als Macht wie von einem Stück einer obsidianschwarzen Sonne sich in das Fleisch des Lauerers brannte.
    Der plötzlich schwankende Fangarm lockerte seinen Griff. Stave klammerte sich an den Stab, als das Ungeheuer sie beide in den Sumpf fallen ließ.
    Im Wasser erlosch Lindens Flamme sofort. Ihre Besorgnis um Stave brachte es zum Erlöschen. Ein dunkler Wind wie nach einer Implosion schien alle Spuren ihrer Macht von der Sarangrave zu tilgen.
    Aber sie hatte genug getan. Krampfartige Schmerzen durchliefen den Lauerer. Schmerzhaft verdrehte Fangarme schlugen im nächtlichen Dunkel um sich. Ein durch einen Schwerthieb verletzter Tentakel ließ Raureif Kaltgischt fallen. Als die Eisenhand zwischen Spätgeborener und Steinmangold ins Wasser klatschte, kam Rahnock wieder auf die Beine, durchbrach die Oberfläche und holte laut keuchend Luft. Der Fangarm, den Linden verbrannt hatte, schlängelte sich unter der schäumenden Wasseroberfläche davon.
    In wildem Schmerz wich das Ungeheuer blind

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