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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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von den Beinen. Zirrus Gutwind zog ihr Schwert und verließ die Höhle, um den Einschnitt zu überwachen. Sturmvorbei Böen-Ende trug Jeremiah weiter auf dem Arm, als wollte sie ihn nicht stören. Graubrand blieb jedoch in Lindens Nähe. Vielleicht wollte die Schwertmain sie beschützen, falls die Feroce zurückkamen.
    Linden lag viel daran, Mahrtiir auszufragen, denn nur er würde das Verhalten der Ranyhyn erklären können. Aber bevor sie die erste Frage formulieren konnte, war ein fernes Wiehern zu hören.
    Es klang wie Hynyns Stimme.
    Es klang zornig.
    Ein weiteres Wiehern, diesmal näher, erreichte ihre Ohren. Gutwind sah rasch nach links und rechts und beantwortete die stummen Fragen der anderen mit einem Kopfschütteln. Trotzdem verließ Mahrtiir die warme Höhle und ging zu der einarmigen Riesin hinaus.
    Linden hielt den Atem an, bis sie das leise Donnern von Hufschlägen auf hartem Untergrund spürte. Dann löste sich ihre Verkrampfung etwas. Eines der Pferde kam näher.
    Im nächsten Augenblick wandte der Mähnenhüter sich nach Süden. Auch Gutwind nickte in diese Richtung. Um Respekt zu zeigen, steckte sie ihr Schwert wieder in die Scheide. Trotz des Windes hörte Linden die Hufschläge jetzt deutlicher. Wenig später erschien Hynyns stolzes Haupt am Höhleneingang, und sie sah Zorn im Auge des Hengsts blitzen.
    Mahrtiir warf sich sofort vor ihm zu Boden, aber Hynyn würdigte ihn keines Blickes. Der Hengst war zu zornig - oder zu beschämt, vermutete Linden. Stattdessen richtete Hynyn seine ganze Aufmerksamkeit auf Stave.
    Stave schien zu verstehen, was der Hengst wollte. Vielleicht hatte er einfach Vertrauen zu Hynyn, oder er hatte in Gedanken einen Wunsch formuliert, weil er zuversichtlich war, dass der Hengst ihn hören und zu ihm kommen würde. Etwas Ähnliches hatte er getan, als er mit Linden und ihren Gefährten durch eine Zäsur nach Schwelgenstein ritt. Jetzt ging er wortlos zu Hynyn hinaus und sprang mit einem Satz auf den Rücken des Pferdes.
    Hynyn, der Mahrtiir weiterhin ignorierte, warf sich herum und trabte davon.
    Während Linden und die Riesinnen zusahen, kam der Mähnenhüter wieder auf die Beine. Trotz der Augenbinde war ihm anzusehen, dass sein eigener Zorn keineswegs besänftigt war. Linden kannte ihn jedoch gut genug, um zu wissen, dass er nicht auf Hynyn zornig war. Vielmehr schien er den gekränkten Stolz des Hengsts zu teilen.
    »Mähnenhüter der Ramen«, fragte Kaltgischt ruhig, »verstehst du, was hier geschehen ist?«
    Mahrtiirs Finger zuckten und verkrampften sich, als sehnten sie sich nach seiner Garotte. Mit zusammengebissenen Zähnen murmelte er: »Hynyn bietet Wiedergutmachung an. Das Handeln der Ranyhyn hat uns in Gefahr gebracht. Aber von denen, die sichtbar Schaden genommen haben, reitet nur Stave. Deshalb ist nur Stave dafür geeignet, ihre erste Buße entgegenzunehmen.« Der Mähnenhüter zuckte verbittert mit den Schultern. »Mehr ist mir nicht zu verstehen gegeben worden.«
    Um seine Gefühle zu schonen, verzichtete Linden darauf, ihn zu fragen, warum die Pferde sich so nahe an die Sarangrave herangewagt hatten. Stattdessen sagte sie: »Es gibt so vieles, was ich nicht verstehe. Wenn die Ranyhyn den Lauerer so sehr fürchten, müssen sie einen Grund dafür haben.« Einen sehr guten Grund. Sonst hätten sie ihre Reiter nie im Stich gelassen. »Kannst du ihn uns erklären?«
    »Das kann ich nicht«, knurrte Mahrtiir. »Kein Ramen hat jemals am Rösserritual teilgenommen. Wir sind nicht auf solche Weise in ihr Wissen und ihre Gedanken eingeweiht.«
    Linden biss sich auf die Unterlippe und bestand nicht auf einer Antwort. Stattdessen beobachtete sie den Mähnenhüter und erkannte, dass unter der Oberfläche seiner Selbstbeherrschung Leidenschaften miteinander rangen.
    Die Riesinnen musterten ihn schweigend. Mahrtiir konnte ihre Gesichter nicht sehen, sie nur mit seinem Gesundheitssinn wahrnehmen. Trotzdem musste er ihre Besorgnis, ihre Neugier, ihren Wunsch nach Verständnis, ihre Bereitschaft, sein Schweigen zu respektieren, gespürt haben. Einige Augenblicke lang schien er mit sich selbst zu kämpfen. Dann sackten seine Schultern langsam herab.
    »Aber wir stellen natürlich Vermutungen an.« Seine Stimme blieb leise. »Wie auch nicht? Sie sind die Ranyhyn. Schon die Bluthüter und Lords wussten, dass sie, die sonst jede Gefahr meistern, das Ungeheuer in der Sarangrave fürchten. Wie könnten wir da nicht versuchen, das Wesen ihrer einzigen Schwäche zu

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