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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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worden, als wäre der Krater eine Müllhalde, auf der alle sonstigen Abfälle längst zu Staub geworden waren. Oder vielleicht hatten Lord Fouls Heere sich nie die Mühe gemacht, ihre Gefallenen zu verbrennen oder zu bestatten. Unvorstellbar viele Jahreszeiten mit Sonne, Wind und Regen hatten die Knochen kalkweiß gebleicht. Unter einer helleren Sonne wären sie blendend weiß gewesen.
    Um ihre Bedeutung zu verstehen, betrachtete Linden sie genauer. Auf den ersten Blick hatte sie geglaubt, dies seien Menschenknochen. Das waren sie jedoch nicht. Solche Knochen hatte sie noch nie gesehen. Manche hatten Formen oder Gelenkköpfe, die unnatürlich erschienen. Andere wären selbst für Riesen viel zu groß gewesen. Wieder andere schienen die Rippen von Tieren zu sein, die größer als Ranyhyn gewesen sein mussten. Zu viele waren seltsame Gebilde, zu viele Knochen waren wie Flammen geformt; zu viele waren breite Platten wie die Schulterblätter von Hügeln oder die Seiten von Dolmen.
    Sie konnten nicht sein, was die Ranyhyn mit solcher Hast gesucht hatten. Das war unmöglich. Sie waren nicht nur unvorstellbar alt, sondern auch bedeutungslos. Vielleicht war dies die Grabstätte irgendeiner Tierart, die sich hier versammelt hatte, um Trost zu finden, während sie ausstarb. Oder vielleicht hatte Lord Foul aus nur ihm bekannten Gründen hier seine misslungenen oder abgeschlachteten Kreaturen abgelegt. In beiden Fällen hatten die Knochen jetzt keinen vorstellbaren Zweck mehr. Unabhängig davon, was sie einst gewesen waren, stellten sie jetzt nur Überreste aus einer längst vergangenen Zeit dar. Vielleicht waren sie so alt wie der gewachsene Fels in der Verlorenen Tiefe, aber sie waren nichts als Knochen: zerfallene Skelette. Sie erinnerten sich nur an den Tod.
    Linden musste sich beherrschen, um ihre Frustration über die bloße Vergeblichkeit von allem, was sie und ihre Freunde getan hatten, seit Covenant weggeritten war, nicht laut herauszuschreien.
    Trotzdem empfanden die Ranyhyn etwas anderes - das war unverkennbar. Nach einer langen Pause, in der Linden die Caldera absuchte und sich bemühte, ihren Kummer zu meistern, wieherten alle drei Pferde laut. Dann setzten sie sich erneut in Bewegung. Als näherten sie sich dem Sitz großer Majestät schritten sie ernst in die Senke hinunter.
    »Stave«, krächzte Linden. Vor nervöser Frustration hatte ihr Herz zu jagen begonnen. »Verdammt noch mal! Was ist das hier?«
    »Das kann ich dir nicht sagen«, antwortete er ausdruckslos. »Die Meister haben diesen Ort gesehen, aber ich weiß nichts darüber. Und in den Jahrhunderten der Bluthüter hat sich kein Lord in dieses Gebiet des Unterlands gewagt. Im Großrat der Lords war manchmal die Rede von einer Zeit vor der Ankunft der Bluthüter, in der Hoch-Lord Lorik Vorstöße in die Sarangrave-Senke und zu den Verwüsteten Ebenen gewagt hat. Aber in Hörweite der Bluthüter haben die Lords weder den Zweck noch das Ergebnis dieser Vorstöße von Lorik Übelzwinger besprochen. Und die hier aufgehäuften Knochen sind ebenfalls nie erwähnt worden.«
    Der Haruchai musterte Linden prüfend. »Ich möchte dich jedoch daran erinnern, dass hier selbst Mähnenhüter Mahrtiir zu Vertrauen raten würde. Die Wege der Ranyhyn sind geheimnisvoll, und ihre Wahrnehmungsgabe übertrifft unsere. Ich vermute, dass es hier zu irgendeinem Ereignis oder einer Begegnung mit einem Freund oder Feind kommen wird, die sie für nötig halten. Ganz gleich, ob Gutes oder Böses, Fluch oder Segen kommt - wir müssen an unserem Vertrauen zu den großen Pferden festhalten.«
    Eine Begegnung? Linden atmete zitternd durch, versuchte ihr stotternd jagendes Herz zu beruhigen. Ein Ereignis? Was sollte sich ausgerechnet hier ereignen? Sie war viele Meilen weit über freies Gelände geritten, aber ihr Leben blieb zwischen Steinmauern eingeengt, die kein Abweichen, keine Wahlmöglichkeit, kein denkbares Entkommen ermöglichten. Keine Hilfe für ihren Sohn. Stave irrte sich: Eine Entweihung lag nicht vor ihr. Sie lag hier, in diesem gewaltigen Knochenberg. Oder die Ranyhyn hatten sich Kelenbhrabanals Beispiel folgend für eine Art der Selbstopferung entschieden, die sie nicht beeinflussen konnte.
    Der ehemalige Meister hatte jedoch auch recht … wir müssen an unserem Vertrauen zu den großen Pferden festhalten. Was blieb ihr anderes übrig? Sie war hier, ohne Essen oder Wasser, ohne Hoffnung für Jeremiah, ohne die Chance, im Namen des Landes eine letzte Anstrengung zu

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