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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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kümmern. Nach kurzem Zögern entsandte die Eisenhand einige ihrer Schwertmainnir, die mithören sollten, was Covenant den Gedemütigten vielleicht enthüllen würde. Mit ihren übrigen Gefährtinnen schloss Kaltgischt sich Mahrtür an.
    Der Egger wartete, wo Linden ihn zurückgelassen hatte - unerschütterlich wie ein Marmorstandbild. Sein Reitmantel fiel ihm in lockeren Falten von den Schultern, und im Lichtschein des Krill glänzten die bernsteingelben Perlen auf seinem Wams seltsam feucht, als sonderten sie dumpfe Theurgien ab. Sein adrett gestutzter Bart war erwartungsvoll vorgereckt. Sein Reittier wurde einmal mehr nervös, als Linden sich näherte, behauptete aber erneut seine Stellung.
    »Lady.« Der Egger neigte in ernstem Spott das Haupt. »In solch einer Nacht bin ich duldsam, was Unterbrechungen betrifft. Trotzdem ist es schon spät, und die Zeit ist gekommen, dass meine langen Mühen endlich Früchte tragen müssen. Für meinen Triumph kann es keinen passenderen Rahmen geben als das Banas Nimoram und die Erweckung der Schlange. Die Elohim hat das Feld geräumt und ist mit ihrer Arroganz und ihrem Selbstmitleid in den hintersten Winkel der Erde geflüchtet. Nun müssen wir über deinen Sohn sprechen.«
    Linden erinnerte sich nur allzu gut an seine verlockenden Versprechungen: Es gibt einen Dienst, den unter allen Lebewesen nur ich dir erweisen kann. Sie sehnte sich danach, sich seiner Verachtung widersetzen zu können. Aber sie hatte sich selbst, ihre Freunde und Thomas Covenant - und die gesamte lebende Welt - in eine Krise gestürzt, auf die sie außer dem extremsten Opfer keine Antwort wusste. Und ihr Entschluss stand bereits fest. Obwohl sie die darin liegende Gefahr erkannte, wusste sie keinen anderen Ausweg.
    »Ja, das müssen wir.« Sie funkelte ihn an, als könnte sie trotz ihrer Verzweiflung noch immer unter Gleichgestellten mit ihm verhandeln. »Nur gibt es dabei ein Problem. Du willst viel, bist aber nicht bereit, etwas zu geben. Du behauptest, Jeremiahs Aufenthaltsort zu kennen, behauptest, mich zu ihm bringen zu können. Aber du hast mir bisher keinen einzigen Grund genannt, weshalb ich dir glauben sollte. Aus meiner Sicht könnte alles ein bloßes Täuschungsmanöver sein. Mein Gott, Jeremiah ist vor Esmer und den Elohim verborgen. Soviel ich weiß, kann auch Covenant nicht feststellen, wo er ist. Wie soll ich also glauben, dass ausgerechnet du als Einziger weißt, wo er gefangen gehalten wird? Wie soll ich glauben, dass allein du mir helfen kannst, dorthin zu gelangen?«
    »Du beurteilst mich falsch, Lady.« Der Egger lachte leise glucksend. »Ich behaupte nicht, dass kein anderes Wesen imstande ist, sein Versteck aufzuspüren, obwohl feststeht, dass der Meer-Sohn und die Elohim es nicht können. Ich behaupte auch nicht, dass kein anderes Wesen dich zu ihm bringen kann. Aber ich stelle fest, dass kein anderes Wesen ihn aufspüren und dich zu ihm bringen kann.«
    Noch ehe Linden antworten konnte, fragte Stave scharf: »Auch andere Wesen kennen seinen Aufenthaltsort? Dann benenne sie, Insequenter.«
    Sie erwartete, dass der Egger sich weigern würde, aber das tat er nicht: »Das unnatürliche Wissen der Urbösen und Wegwahrer ist zu vielem imstande. Aber ich bin nicht bereit, ihre Sprache zu eurer Belehrung zu übersetzen. Das tut auch der Meer-Sohn nicht, der sie über alle Maßen fürchtet. Und er hat die Riesinnen ihrer einstigen Gabe beraubt, die Sprache solcher Wesen zu verstehen.
    Lady«, fügte der Egger dann mit einem Anflug von Schadenfreude hinzu, »dir bleibt nichts anderes übrig, als meine Hilfe im Tausch gegen diese Werkzeuge der Macht, die ich begehre, anzunehmen.«
    »Du irrst«, widersprach Linden. »Ich kann mich auch weigern. Tatsächlich ist das der einzig vernünftige Weg, nachdem du mir noch immer keinen Grund gegeben hast, dir zu glauben. Aus deinem ganzen Verhalten spricht Unaufrichtigkeit. Warum sollte ich dir einfach so vertrauen?«
    Er grinste unter seinem Schnurrbart. »Und muss ich deshalb dir vertrauen? Muss ich dich in der kühnen Hoffnung, dass du dann Wort halten wirst, zu deinem Sohn bringen? Nein, Lady. Ich habe das ganze Ausmaß deiner Narretei miterlebt. Ich denke nicht daran, dich für ehrenwert zu halten, nur weil du möchtest, dass ich es tue.«
    Dieses Argument verblüffte Linden; ihr fiel nichts ein, was sie dagegen hätte vorbringen können. Hätte sie an seiner Stelle jemandem vertraut, der das Gesetz gebrochen hatte, um Covenant von seinem Platz im

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