Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Herzen bis in unsere gegenwärtige Lage gefolgt«, schloss Mahrtür. »Bleibt sie nicht auf diesem Pfad, wäre alles, was sie gewagt und verloren hat, vergebens gewesen.«
    Auf Befehl des Mähnenhüters verstummte Liand, und Raureif Kaltgischt nickte zustimmend. Falls Stave mit Liand oder Mahrtür einer Meinung war, sagte er es nicht. Er hatte Söhne unter den Meistern, die daran beteiligt gewesen waren, ihn aus ihrer geistigen Gemeinschaft auszuschließen. Trotzdem hatte er über sie - und alle Kinder der Haruchai - gesagt: Sie werden stark geboren, und es ist ihr Geburtsrecht, zu bleiben, wer sie sind.
    Hatte Covenant Linden nicht vor langem erklärt, Lord Foul könne seine Ziele nicht durch Entscheidungen wie die erreichen, die sie hier traf?
    Sie hielt Covenants Ehering in der linken Hand, als wöge sie das Gewicht ihrer Kapitulation ab. Ihre Rechte umfasste den Stab wie damals unter dem Melenkurion Himmelswehr - als wären ihre Finger noch immer verkrampft und versiegelt durch Blut und Schmerzen. Dem Egger nun ihre Arme entgegenzustrecken, kostete sie solche Anstrengung, dass sie fürchtete, in ihrem Gehirn könnten Äderchen platzen. Das Grinsen des Eggers wurde zu einer an Mord oder Wahn gemahnenden Grimasse, als er sich nun aus dem Sattel beugte, um die Werkzeuge der Macht aus ihren Händen entgegenzunehmen. Doch kurz bevor er nach Stab und Ring greifen konnte, ließ eine Stimme ihn innehalten - eine Stimme, die auch Linden noch nie gehört hatte. Ihr Timbre lag zwischen der hellen Stimmlage des Theomach und dem volltönenden Bass des Eggers, und sie lispelte etwas, was ihre Worte leicht affektiert klingen ließ. »Deshalb bin ich hergekommen.«
    Der Egger, dessen Blick vor Überraschung und Empörung funkelte, hob ruckartig den Kopf, und die Riesinnen und Mahrtür griffen nach ihren Waffen, als sie sich herumwarfen, um dem Neuankömmling entgegenzutreten. Stave wich nicht von Lindens Seite.
    Linden ließ die Arme sinken, als wäre die doppelte Last zu schwer für sie geworden. Dann drehte sie sich um.
    Von Norden her kam ein Fremder auf einem dürren Klepper mit spatenförmigem Kopf in die Senke geritten. Das Tier war derart ausgemergelt, dass es unter der unglaublichen Leibesfülle seines Reiters hätte zusammenbrechen müssen, aber trotz seiner deutlich hervortretenden Rippen und des durchgesessenen Rückens trug das Tier seinen Reiter mit der Störrigkeit eines Maulesels und einer stummen Bösartigkeit, als wartete es seit undenklichen Zeiten auf eine Gelegenheit, sich an ihm zu rächen. Doch Linden streifte das Pferd nur mit einem Blick. Sein Reiter fesselte ihre Aufmerksamkeit.
    Die groteske Leibesfülle, das sah sie jetzt, wurde durch die Kleidung des Neuankömmlings überbetont, und er schien ganz in Bänder gekleidet zu sein: in Tausende bunter Bänder aus allen nur vorstellbaren Geweben. Im Lichtschein des Krill grellbunt leuchtend, flatterten und strömten sie von Kopf, Rumpf und Gliedmaßen, als wickelten sie sich ständig ab, ohne sich jemals ganz zu lösen. Unabhängig von der Stille der Nacht und den eigenen Bewegungen des Reiters flatterten sie nach allen Richtungen und umgaben ihn wie ein Halbschatten aus windbewegtem Stoff: ein persönlicher Kokon aus Kirschrot und Fleischrosa und Granatrot, Beige und Elfenbein. Türkis und Smaragdgrün und Azurblau, dunklem Samtblau und Gelbtönen, die von Rötlichgelb und Schwefelgelb bis zum blassesten Gold reichten.
    Seine bloßen Hände hielten die Zügel seines Reittiers umklammert, als wäre er noch nie geritten; und sein Gesicht prägten ständig erstaunt aufgerissene Augen, eine Nase wie eine üppige Pilzknolle und Lippen, deren Plumpheit sich nur durch Gefräßigkeit erklären ließ. Darunter wogten, von wehenden Bändern verdeckt, vermutlich mehrere Kinne, die der holperige Gang seines Pferdes erzittern ließ; aber sein Bändergewand verbarg solche Einzelheiten.
    In einer Kakophonie aus Bändern und Farben ritt er auf die Gruppe um Linden und den Egger zu, bis er fast in Reichweite der Waffen der Schwertmainnir war. Dann brachte er sein störrisches Pferd zum Stehen.
    »Du!«, fauchte der Egger, der ihn offensichtlich kannte. »Hat das schlimme Ende der Mahdoubt nicht vermocht, dich von deiner Narretei zu kurieren? Willst du, dass dein geliebtes Fleisch sich in Rabenaas verwandelt?«
    Der Neuankömmling ignorierte ihn, sah stattdessen zwischen zwei Riesinnen hindurch Linden an, bewegte die Arme, dass seine Bänder wirbelten, und schien sich im

Weitere Kostenlose Bücher