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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nicht, Auserwählte«, sagte er nüchtern. »Er musste schweigen. Ich habe versucht, dich zu warnen. Aber du konntest nicht auf mich hören. Du verzeihst nichts und nimmst keine Ratschläge an.«
    Wie Covenant schien Linden auch ihn nicht zu hören. Aber Covenant erinnerte sich. Weitere Geister, auf die es Rücksicht zu nehmen gilt… … werden kommen, um die Notwendigkeit von Freiheit zu bestätigen.
    Trotzdem waren die Worte des Haruchai zu frisch; sie kamen nicht gegen das Bild an, wie Lord Foul durch Hunderte oder gar Tausende von Jahrhunderten schritt.
    Und Linden brauchte ihn, das spürte Covenant mit irgendeinem Teil seines Ichs. Sie brauchte etwas von ihm, das er ihr nicht geben konnte, solange er zwischen Bruchstücken der Vergangenheit gefangen war. Trotz seiner eigenen verwirrenden Qualen konnte er sie nicht bewusst ignorieren.
    Er konnte auch dem Druck der Erinnerungen, die ihn von ihm selbst trennten, nicht länger standhalten.
    »Schlag mich«, keuchte er heiser. Seine Stimme war so schwach und rau, dass er sie kaum hörte. »Schlag mich noch einmal.«
    Ein Aufflammen, das Schock oder Scham oder Wut sein konnte, brannte Lindens Tränen fort; aber sie zögerte nicht. Ihre ganze Verbitterung lag in dieser Geraden, die seinen Backenknochen traf.
    Körperlicher Schmerz. Erst ein Schock, dann das Brennen abgeschürfter Haut. Der schmerzhafte Ruck, mit dem sein Kopf nach hinten flog. Luft, die ihn hätte heilen sollen, in seiner Lunge.
    Er sah sie wieder so klar. Als hätte ihr Schlag alle Verwirrung beiseitegefegt.
    »Tut mir leid«, sagte er; das war die beste Antwort, die er geben konnte. »Es ist zu viel Zeit in mir. Ich kann sie nicht behalten, aber Bruchstücke …«
    Ihre Verzweiflung ließ ihn verstummen. Er sagte nicht, was sie hören musste. Der Steinhausener - Liand, so hieß er - bemühte sich, sie zu trösten, aber seine Worte und seine sanften Hände erreichten sie nicht. Der Haruchai hieß Stave. Sein einzelnes Auge musterte Covenant mit strengem Ernst.
    Linden war von Kräften an diesen Ort gebracht worden, die auf ihre Weise so groß waren wie die Mächte, die Covenant zu zerreißen drohten - zu den Toten, vor Loriks Krill und zur Vernichtung der Welt.
    »Ich konnte es dir damals nicht erzählen«, ächzte er. »Ich konnte nichts sagen. Das konnte keiner von uns.« Auch nicht die Toten um ihn herum. »Die Notwendigkeit der Freiheit… Sie ist absolut. Jeder muss seine Entscheidungen selbst treffen. Davon hängt alles ab. Hätte ich dir gesagt, wie du deinen Sohn finden kannst - oder dich davor gewarnt, den Krill so zu benutzen, wie du es getan hast -, hätte ich deine Entscheidungen beeinflusst. Ich hätte das Wesen dessen verändert, worüber du zu entscheiden hattest.«
    Das Wesen der Risiken, die sie hatte eingehen müssen.
    »Das ist Lord Fouls Art. Er beeinflusst die Entscheidungen anderer. Als du auf dem Weg hierher angegriffen wurdest, hat er nicht versucht, dich aufzuhalten. Seine Verbündeten haben gegen dich gekämpft, um deine Entschlossenheit zu stärken. Weil du glauben solltest, das Richtige zu tun.«
    »Seine Diener haben ihre eigenen Bedürfnisse«, wandte sich nun Infelizitas an Linden. Ihre Stimme klang eisig, gallenbitter. »Manche glauben gar nicht, ihm zu dienen. In ihrer Torheit bilden sie sich ein, sie handelten in eigenem Namen oder ihre Ziele seien hehrer als die seinigen. Aber sie sind nicht imstande, den ganzen Umfang seiner Pläne zu erfassen. Und am Ende tragen all ihre Taten - wie die deinigen - doch dazu bei, Lord Fouls Ziele zu erreichen. Haben wir dich nicht gewarnt, dich vor der Halbhand in Acht zu nehmen? Haben wir nicht mit den Menschen des Landes gesprochen, um sicherzustellen, dass du vorgewarnt warst?«
    »Genug, Elohim«, verlangte Bereks Schatten. »Deine Notlage ist nicht vergessen. Lass nun den Zeitenherrn sprechen, solange er es noch kann.«
    Covenant achtete nicht auf Infelizitas, und auch Berek ignorierte er. »So durfte ich nicht mit dir umgehen«, fuhr er, noch immer an Linden gewandt, fort. »Ich durfte mich unter keinen Umständen in deine Entscheidungen einmischen. Ich hatte ohnehin schon zu viel riskiert. Willst du jemandem die Schuld dafür geben, nehme ich sie gern auf mich. Aber wenn es noch Hoffnung für die Erde gibt - überhaupt noch die kleinste Hoffnung -, dann liegt sie in deinen Händen. Das war schon so, als Joan dich hergebracht hat, und daran hat sich nichts geändert. Freiheit ist nicht nur eine Voraussetzung für die

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