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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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überrascht als Rudolf.
    Manfredo sprang auf und hob seinen Kelch: »Auf den wahren Kaiser des Heiligen Römischen Reichs!« Die Augen des jungen Mannes waren feucht. Rudolf kannte – und verachtete – Manfredos Treue zu seinem Vater. Er war sicher, wären die anderen nicht gewesen, hätte Manfredo sich auf den Kaiser gestürzt und laut »Papa!« gerufen. Er rollte die Augen und hob seinen Kelch, um nicht aufzufallen.
    Der Kammerdiener winkte den Mundschenk heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Das Gesicht des Mundschenks wurde lang. »Birnen … mit … Zucker?«, stotterte er.
    »Wenn es möglich wäre …«, erklärte Federico mit der Freundlichkeit, die er seinen Dienstboten stets entgegenbrachte.
    Unwillkürlich warf der Mundschenk dem Leibarzt des Kaisers einen Blick zu, der mit am Tisch saß. Der Leibarzt strahlte. »Wenn Seine Majestät es wünschen.«
    Es war offensichtlich, dass der Mundschenk gerne gefragt hätte, wo um alles in der Welt er im Dezember Birnen hernehmen sollte und ob der Kaiser beim nächsten Mal nicht vielleicht vorher Bescheid geben könnte, bevor er eine unbedeutende Burg in einem unbedeutenden Abschnitt Apuliens heimsuchte und dann nach Zucker verlangte. Doch der Mundschenk verbeugte sich nur. »Majestät werden keinen Grund zur Beschwerde haben.«
    »Wie sollte er auch?«, lächelte der Leibarzt. »Wo sein Appetit doch bedeutet, dass er über den Berg ist.«
    Graf Rudolf ließ sich auf seinen Platz zurücksinken und beobachtete, wie der Kaiser sich in den hochlehnigen Stuhl am Kopfende der Tafel setzte. Er senkte den Kopf, als Federico die Blicke um den Tisch wandern ließ, denn er fürchtete, seine Augen würden seine wahren Gefühle verraten. Die Brotscheibe war völlig vom Bratensaft durchweicht, das Fett auf dem Fleisch begann zu erkalten. Er schob das Brot vom Tisch auf den Boden. Mit den Füßen scharrte er die triefende Masse beiseite, doch der aufgeregte Anprall muffig riechender Körper gegen seine Beine und das Jappen und Jaulen verrieten, dass die Hunde sich schon darum balgten. Graf Rudolf verteilte ein paar Tritte, ohne hinzusehen. Das raufende Hundeknäuel rollte ein paar Stationen weiter und zwang Riccardo di Montenero, die Füße zu heben. Wenn Rudolf nicht so schlechter Laune gewesen wäre, hätte er böse gegrinst. Er biss in den Braten und schmeckte unter den Gewürzen und der Soße, dass das Fleisch einen Stich hatte. Wütend schluckte er den Bissen hinunter, den er im Mund hatte, und legte den Batzen zurück auf den Tisch.
    Merkten sie überhaupt nicht, dass sie alle eine erbärmlich schlechte Komödie spielten? Der Kaiser wollte Birnen mit Zucker, weil es ihm besser ging? Hatten sie denn noch nie einem Menschen beim Sterben zugesehen? Der Mundschenk war davongeeilt, um die Bediensteten der Burg in die Hintern zu treten und ihnen alle Strafen der Hölle anzudrohen, damit sie ja ein paar Birnen und die letzten Vorräte Zucker fanden, und wenn sie sie einem Verhungernden in dem Dorf zu Füßen der Burg aus dem Maul ziehen mussten. Der Leibarzt strahlte fröhlich, der alte Erzbischof lächelte und bekreuzigte sich ein ums andere Mal, der dumme Manfredo ließ kein Auge von seinem Vater. Und der Kaiser selbst …
    … hatte immer noch die Macht, sie alle mit seiner eigenen Überzeugung zu verzaubern, selbst wenn jeder, der genau hinsah, hätte erkennen können, dass der Tod ihm nur die Hand von der Schulter genommen hatte, damit er mit der Sense besser ausholen konnte. Doch keiner sah genau hin – außer Rudolf.
    Er fühlte den Blick Kaiser Federicos auf sich ruhen. Unwillkürlich setzte er sich gerader hin und verachtete sich selbst dafür.
    »Der Graf von Habisburch sieht so ärgerlich aus, als ob man ihm sein eigenes Pferd zum Essen vorgesetzt hätte«, sagte eine Stimme. Gelächter erhob sich. Rudolf suchte nach dem Sprecher. Er fand ein grinsendes, soßenglänzendes, jugendlich-verwegenes Gesicht.
    »Herr Hertwig von Staleberc sieht so fröhlich aus, als ob ihm mein Pferd schmecken würde«, erwiderte Rudolf. Er fasste den jungen Ritter auf der anderen Seite der Tafel ins Auge, während das Gelächter noch lauter wurde und Hertwig gutmütig nickte und so tat, als gebe er sich geschlagen. Dann senkten sich die Brauen des jungen Mannes, als Rudolfs Blick ihn traf. Rudolf gab sich keine Mühe, sein Lächeln in etwas anderes zu verwandeln als das, was es war: Zähnefletschen.
    »Das war schlagfertig!«, rief jemand. »Die Herren sollten ein jeu-parti

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