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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ruhte.
    »Ihr habt recht, ehrwürdiger Vater«, erwiderte Elsbeth und verbeugte sich. »Umso mehr, da es wichtig ist, die Gefahr hinter dem Motto der Karthäuser zu erkennen: Stagnation. Christ zu sein bedeutet, an sich und seinem Glauben zu arbeiten. Wer auf die göttliche Weisheit vertraut, hat keine Furcht, sich Veränderungen zu stellen, weil auch jede Veränderung von Gott kommt.«
    »Wahr gesprochen, Schwester Elsbeth.« Der Bischof lächelte verzerrt. Elsbeths Herz sank noch weiter. Nicht einmal Lucardis schaffte es für gewöhnlich, sich in derartiger Geschwindigkeit jemanden zum Feind zu machen.
    »Es ist nur immer das Griechische, das mich durcheinanderbringt«, klagte Adelheid.
    Albert Sneydenwint tauchte den Daumen und die ersten zwei Finger der rechten Hand in den dunklen Staub, nahm eine Prise auf und hob sie an die Nase. »Das sind feinstgemahlene Kräuter und Kristalle, die man zur Erstellung von Heilelixieren verwendet.« Er schnupperte gewaltig. »Aah …«
    »Das ist Asche aus dem Ofen in der Latrine, wo wir immer die Exkremente verheizen«, sagte die Novizin, die Sneydenwint am nächsten stand.
    »Ah … aaargh …!«, machte der Kämmerer und krümmte sich unter einem donnernden Niesanfall. Als er wieder gerade stehen konnte, tränten seine Augen. Er wischte die Finger an seiner Tunika ab. Von der Nase quer über die Oberlippe zog sich ein feucht gewordener, dicker Streifen aus Ruß. Die Novizin neben ihm unternahm einen halbherzigen Versuch, ihn darauf aufmerksam zu machen, ließ die Hand dann aber wieder sinken. Elsbeth wusste plötzlich, warum sie den Kämmerer zunächst nicht hatte zuordnen können: Bis jetzt hatte er immer einen Bart um Oberlippe und Kinn getragen.
    Sneydenwint strahlte, während ihm die Tränen über die Wangen liefen. »Das wusste ich natürlich«, krächzte er. »Wusste ich natürlich. Aber verbrannt ist gereinigt, was? Aaargh …!« Er nieste erneut.
    »Wie ist Euer Name?«, fragte der Bischof und wippte in Richtung der Novizin, die versucht hatte, Adelheid zu Hilfe zu kommen.
    »Reinhild, ehrwürdiger Vater.«
    »Was bedeutet locus horroris? «
    »Als Bruder Robert vor über hundertfünfzig Jahren sein Kloster Molesme mit einundzwanzig Getreuen verließ, um ein neues Kloster zu gründen, das sich wieder streng nach den apostolischen Werten richten wollte, suchte er dafür einen Ort des Schreckens und der öden Einsamkeit, ehrwürdiger Vater!«
    Der Bischof kniff ein Auge zusammen. »Und was sind die apostolischen Werte?«
    »Die apostolischen Tugenden sind simplicitas , castitas und paupertas «, sprudelte Reinhild hervor. »Die Mönche um Robert de Molesme beabsichtigen, ihnen wieder in aller Strenge zu folgen. Sie gaben ihrem neuen Kloster keinen Namen, aber weil seine Lage mitten in einem Sumpf war, wo viel Röhricht wuchs, wurde es unter den frommen Menschen in der Umgebung unter dieser Bezeichnung bekannt: Cîteaux – der Ort, an dem das Röhricht wächst.« Reinhild verstummte und holte sogleich wieder Luft. »Weil Röhricht nämlich auf Französisch cistels heißt.« Sie sprach es in aller Unschuld aus, wie es ihre Muttersprache ihr befahl: zistls .
    »Reinhild, damit hast du die nächsten drei Fragen des ehrwürdigen Vaters vorweggenommen«, sagte Elsbeth. Reinhild senkte den Kopf und errötete. Bischof Heinrich räusperte sich, und Elsbeth wurde klar, dass er gar nicht genug von den Zisterziensern wusste, dass er die Fragen hätte stellen können, die Reinhild beantwortet hatte. Im Geiste sah sie, wie der Bischof auf einer imaginären Sündenrolle einen weiteren schwarzen Punkt unter den Namen Elsbeth malte. Vorsichtig ließ sie die Blicke von einem der Männer zum anderen wandern. Propst Rinolds Gesicht wirkte wie die Vorlage für ein Kirchenfenster zu einer neuen Kardinalstugend: unendliche Langeweile. Albert Sneydenwint strahlte ungebrochen debile Fröhlichkeit aus. Hartmann sah aus wie immer, also so, dass man sofort vergaß, wie er aussah. Bischof Heinrich …
    »… das ist also das Hospiz, eh?«, brummte der Bischof.
    »Ja, ehrwürdiger Vater«, antwortete Elsbeth, nachdem sie erkannt hatte, dass nach diesem ersten Satz nichts mehr kam. »Möchte der ehrwürdige Vater es besichtigen?«
    »Wir haben nur ganz wenige an Seuchen Erkrankte hier«, sagte Reinhild wie auf ein Stichwort hin. Elsbeth hätte sie küssen mögen. Und den alten Mann ein paar Lager weiter vorne gleich mit, der den Augenblick dazu nutzte, zu röcheln und zu husten wie einer,

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