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Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Titel: Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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    Der Juni hatte wie immer mit schweißtreibender Hitze eingesetzt. Aber in dieser Nacht war eine Kaltfront herangezogen, und aus dem Autoradio hörte man nur noch das Wort »Rekordkälte«. So kalt war es eigentlich gar nicht, um die 16, 17 Grad, aber nach wochenlang zwischen 30 und 35 kam es einem eisig vor. Meine beste Freundin, Ronnie Sims, und ich saßen bei heruntergekurbelten Fenstern in meinem Jeep und ließen die kühle Luft herein. Ronnie war an diesem Abend dreißig geworden. Wir redeten darüber, wie es ihr mit der großen Drei-Null ging und über anderen Frauenkram. Sex, Männer, die Dreißig-Schwelle, Vampire, Werwölfe, das Übliche eben. Gemessen daran, dass sie Privatdetektivin ist und ich mein Geld mit Totenerweckungen verdiene, ganz normale Themen.
     
    Wir hätten ins Haus gehen können, aber ein Auto im Dunkeln hat so etwas Intimes. Man bleibt einfach gern darin sitzen. Vielleicht lag es auch an der süßen frühlinghaften Luft, die uns sachte streichelte wie ein Verflossener.
     
    »Na schön, er ist also ein Werwolf. Niemand ist perfekt«, sagte Ronnie. »Geh mit ihm aus, schlafe mit ihm, heirate ihn. Ich bin für Richard.«
     
    »Ich weiß, dass du Jean-Claude nicht leiden kannst.«
     
    »Nicht leiden!« Sie schlang die Finger um den Türgriff und drückte zu, bis ich die Anspannung in ihren Schultern sehen konnte. Ich glaube, sie zählte bis zehn.
     
    »Wenn ich so unbekümmert töten würde wie du, hätte ich den Scheißkerl schon vor zwei Jahren umgelegt. Dann wäre dein Leben jetzt wesentlich unkomplizierter.«
     
    Letzteres war eine Untertreibung. Aber ... »Ich will nicht, dass er stirbt, Ronnie.«
     
    »Er ist ein Vampir, Anita. Er ist bereits tot.« Sie drehte sich herum und sah mich an. Dunkelheit und kaltes Sternenlicht machten ihre hellgrauen Augen und blonden Haare silberweiß, die Schattenverläufe ihres Gesichts zu einem modernen Gemälde. Doch ihr Blick war erschreckend. Sie war zu allem entschlossen.
     
    Hätte ich diesen Blick bei mir entdeckt, so hätte ich mich ermahnt, keine Dummheiten zu machen, wie zum Beispiel Jean-Claude zu töten. Aber bei Ronnie saß der Colt nicht locker. Sie hatte zweimal getötet; beide Male, um mir das Leben zu retten. Ich war ihr etwas schuldig. Sie war kein Mensch, der kaltblütig jemanden jagte und umlegte. Nicht mal einen Vampir. Ich brauchte sie also nicht zu ermahnen. »Ich dachte immer, ich wüsste genau, wer tot ist und wer nicht, Ronnie.« Ich schüttelte den Kopf. »Aber die Trennlinie ist längst nicht so klar, wie ich dachte.«
     
    »Er hat dich verführt«, sagte sie.
     
    Ich sah von ihrem zornigen Gesicht weg auf den Aluschwan in meinem Schoß. Deirsdorf & Hart, wo wir zu Abend gegessen hatten, waren bei ihren Doggy Bags sehr kreativ. Ich konnte mit Ronnie nicht streiten und war es außerdem leid.
     
    Schließlich sagte ich: »Jeder Liebhaber verführt, Ronnie, das ist normal.«
     
    Sie schlug mit der Faust auf das Armaturenbrett. Ich zuckte zusammen, und ihr musste es weh getan haben. »Verdammt, Anita, das ist nicht dasselbe.«
     
    Langsam wurde ich sauer, und ich wollte nicht sauer werden, nicht mit Ronnie. Ich hatte sie zum Essen eingeladen, damit sie sich besser fühlte, nicht um mit ihr zu streiten. Louis Fane, ihr fester Freund, war zu einer Konferenz gereist, und deswegen war sie deprimiert, genauso wie wegen ihres Dreißigsten. Deshalb hatte ich sie aufmuntern wollen. Sie dagegen schien entschlossen zu sein, mich runterzuziehen.
     
    »Sieh mal, ich habe seit einem halben Jahr weder Jean-Claude noch Richard gesehen. Ich gehe mit keinem von beiden aus. Wir können also den Vampirethikunterricht sein lassen.«
     
    »Das ist ein Widerspruch in sich.«
     
    »Was?«
     
    »Vampirethik.«
     
    »Ronnie, das ist nicht fair.«
     
    »Du bist Vampirhenker, Anita. Du hast mir selbst beigebracht, dass sie nicht bloß Leute mit Reißzähnen sind, sondern Monster.«
     
    Mir reichte es. Ich öffnete die Wagentür und rutschte auf die Sitzkante. Ronnie griff nach meinem Arm. »Anita, es tut mir leid. Es tut mir leid. Bitte, sei nicht wütend.«
     
    Ich drehte mich nicht um. Ich saß da mit baumelnden Beinen, während die kalte Luft in den behaglich warmen Wagen kroch.
     
    »Dann lass das, Ronnie. Ganz im Ernst.«
     
    Sie beugte sich herüber und drückte mich kurz. »Es tut mir leid. Es geht mich nichts an, mit wem du schläfst.«
     
    Ich ließ mir die Umarmung für einen Moment gefallen. »Das stimmt.« Dann

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