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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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»Möchte weiterkommen, ferne Länder sehen und fremde Menschen kennenlernen!«
    »Du wirst das ganz sicher erleben, mein Kind, aber hüte dich davor, es allzu wichtig zu nehmen.«
    Nachdem Teresa die Gartenfrüchte mit dem köstlichen Aroma verspeist, der Vater sein Brot verzehrt hatte, öffnete sich die Tür. Caspar trat nah an ihren Tisch heran, so nahe, dass Teresa sich unwillkürlich zurücklehnte. Er fragte, ob die Herrschaften weitere Wünsche hätten.
    »Eine kleine Scheibe Schweinsbraten mit Soße«, sagte Teresa.
    Froben winkte ab. »Bring mir noch einen Krug Wasser«, sagte er zu Caspar.
    Der Diener verbeugte sich. Teresa stellte sich vor, dass seine Hakennase dabei den Tischrand berühren würde, und unterdrückte ein Kichern. Der Wind ließ jetzt nach; im Raum war es kühler geworden, da das Holz im Kamin heruntergebrannt war. Caspar legte neues nach, räumte das Geschirr zusammen und entfernte sich. Kurz darauf kehrte er mit dem Braten, einer Schüssel voll Birnenmus und dem Wasser zurück.
    »Du solltest dich ein wenig besser benehmen«, sagte Froben und drohte seiner Tochter scherzhaft mit dem Finger. Sein Gesicht wurde ernst. »Es geht mir heute noch nach, dass deine Mutter so früh hat sterben müssen, sie hatte sehr viel Sinn für gutes Betragen. Und da mir ein Sohn versagt blieb, bist du meine einzige Hoffnung. Mit deinen blonden Haaren und deiner zierlichen Figur erinnerst du mich immer wieder an sie.«
    Seine Augen wurden feucht. Teresa erinnerte sich gut an die Krankheit ihrer Mutter. Sie dachte an das Stöhnen, das aus dem Krankenzimmer gedrungen war, an den scharfen Geruch, an die spitze Nase und die eingefallenen Wangen. Ihre Mutter war an der Cholera gestorben. Sie wischte die Erinnerung fort. Ob ihr Vater die Chronik deswegen zu Ende bringen wollte, weil sein Geschlecht mit ihr, Teresa, aussterben würde, selbst wenn sie heiratete? Sie wandte sich wieder ihrem Braten zu und nahm einen herzhaften Zug aus dem Bierkrug. Froben aß ein wenig von dem Birnenmus und trank Wasser.
    »Wir werden nachher, bevor ich dir weiter aus der Chronik diktiere, noch in die Wunderkammer gehen, die hat deine Mutter sehr geliebt, wie du weißt.«
    Darauf freute sich Teresa. Froben gewährte nur selten jemandem einen Blick in diese Kammer, und wenn, dann nur Familienmitgliedern oder engen Freunden. Daher konnte sie es kaum erwarten, dass die Mahlzeit beendet und das Geschirr abgetragen wurde. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand außer ihnen in der Bibliothek war, bat Froben seine Tochter, den Leuchter zu nehmen. Er selbst trat zu einem der Regale und schob es beiseite. Dahinterbefand sich eine Tür, die mit scharlachrotem Damast bespannt war. Ihr Vater nahm einen Bartschlüssel von seinem Gürtel und schloss auf. Er ließ seine Tochter vorangehen. Wie immer, wenn sie diesen Raum betrat, befielen sie Verwunderung und gleichzeitig eine Angst, die sie sich nie hatte erklären können. Die Kammer war etwas größer als ihre Kemenate. Die Kerzen beleuchteten Truhen mit Holzbrandmalereien und Kommoden, deren vergoldete Schnitzereien Teresa immer aufs Neue beeindruckten. Einige der Schubladen waren halb geöffnet; aus ihnen quollen allerlei Dinge wie silber- und goldgeschmiedete Ketten, Korallen, Perlen und Bergkristalle, bemalte Straußeneier und Tiere aus Elfenbein. In einem Regal standen vergilbte alchimistische Bücher, und auf dem Tisch in der Mitte thronte neben einem Astrolabium ein Globus. Verschieden große Zirkel lagen neben Kolben, Schröpfgläsern und scharfen Messern. Teresas Blick fiel auf einen Gegenstand, der sie erstarren ließ. Es war eine präparierte Fledermaus. Die großen Ohren standen senkrecht über dem kleinen, mausähnlichen Kopf mit den Nagezähnen. Die Augen des Tieres wirkten lebendig, sie schienen sie anzustarren. Wieder spürte sie das weiche Fell an ihrem Gesicht, den Schmerz der winzigen Krallen.
    »Vater«, sagte sie mit erstickter Stimme, »was bedeutet dieses tote Tier? Warum hast du es in deine Raritätensammlung aufgenommen?«
    Froben, der hinter ihr den Raum betreten hatte, meinte: »Ich habe die Fledermaus nicht zu einem bestimmten Zweck in die Sammlung gebracht. Sie ist einfach eine Kuriosität, die ich während einer Reise auf einem Markt gekauft habe.«
    Teresa drehte sich zu ihm um, breitete wie hilfesuchend die Arme aus.
    »Was ist mit dir?«, fragte er. »Du bist ja ganz blass.«
    »Ich glaube, dass bei uns bald ein Unheil geschehen wird.«
    »Warum meinst du

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