Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Poggenpuhls

Die Poggenpuhls

Titel: Die Poggenpuhls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
egal, Friederike. Und dann ... sich, so dumm sind die Poggenpuhls auch nicht, wenn es nur recht viel ist, sind sie ganz zufrieden und geben alles zu.«
    »Is es denn viel?«
    »Ja, das weiß ich selber noch nicht. Und dann sind diese Orientalen so gräßlich vorsichtig und machen immer Ehekontrakte, wo man nichts kriegt, wenn man nicht gleich ein halbes Dutzend herzaubert. Und so schnell geht es doch nicht.«
    »Ach, Leochen, Sie werden schon...«
    »Ja, Friederike, das sagst du so; die Spiele der Natur sind aber merkwürdig, und wenn dann welche geboren werden, kleine, reizende Engelchen, denn wenn sie ganz klein sind, sind sie immer Engelchen, dann sterben sie, und sieh, dann sitzt man wieder da und hat alle Mühe umsonst gehabt.«
    »Ja, ja, so was kommt vor. Na, aber sind Sie denn schon eins miteinander?«
    »I Gott bewahre, sie weiß eigentlich kein Sterbenswort, und ich sage das auch bloß alles so, weil einem immer das Messer an der Kehle sitzt, und da malt man sich denn so was aus und tröstet sich und denkt, ›mal wirst du doch wohl rauskommen aus all dem Elend‹... Aber Friederike, du könntest mir doch eigentlich einen Tee machen, das heißt, wenn noch ein bißchen Rum da ist.«
    »Nein, Leochen, Rum is nich mehr da; bloß noch ein Gilka.«
    »Hm, das paßt eigentlich nicht recht. Aber am Ende, warum nicht? Eintun kann ich ihn freilich nicht, aber so nebenher ist er ganz gut zu brauchen. Und nach dem Hering ist mir doch so 'n bißchen durstig geworden. Und was ich dir von der schönen schwarzen Jüdin gesagt habe, drüber mußt du reinen Mund halten und darfst davon nicht sprechen, nicht zu Mutter und auch nicht zu den Schwestern, wenigstens nicht zu Therese. Zu Manon kannst du schon eher etwas sagen, die ist ja schon so gut wie mit dabei, mit ihren ewigen Bartensteins, wo sie mich auch immer hin haben will. Der Alte soll übrigens sehr reich sein, und ich weiß auch noch nicht, was ich tue. Man ist dann mit einemmal raus, und das ist doch die Hauptsache. Wenn es aber nichts wird, na, dann, Friederike, dann müssen die Schwarzen ran, das heißt die richtigen Schwarzen, die wirklichen, dann muß ich nach Afrika.«
    »Gott, Leochen! Davon hab ich ja gerade dieser Tage gelesen. Du meine Güte, die machen ja alles tot und schneiden uns armen Christenmenschen die Hälse ab.«
    »Das tun sie hier auch; überall dasselbe.«
    »Und soviel wilde Tiere, Schlangen und Krokodile, daß man bei all der Hitze nich mal baden kann.«
    »Ja, das ist richtig. Aber dafür hat man auch alles frei, und wenn man einen Elefanten schießt, da hat man gleich Elfenbein, soviel man will, und kann sich ein Billard machen lassen. Und glaube mir, so was Freies, das hat schließlich auch sein Gutes. Hast du mal von Schuldhaft gehört? Natürlich hast du. Nu sieh, so was wie Schuldhaft gibt es da gar nicht, weil es keine Schulden und keine Wechsel gibt und keine Zinsen und keinen Wucher, und wenn ich in Bukoba bin – das ist so 'n Ort zweiter Klasse, also so wie Potsdam –, da kann sich's treffen, daß mir der Äquator, von dem du wohl schon gelesen haben wirst und der so seine guten fünftausend Meilen lang ist, daß mir der gerade über den Leib läuft.«
    »Um Gottes willen...«
    »Und so was ist hier ganz unmöglich, und deshalb will ich auch hin, wenn sich hier nicht bald was findet.«
    »Gott, junger Herr, dann doch lieber...«
    »Gewiß, Friederike, viel lieber. Und all das Poggenpuhlsche, wovon Therese soviel Lärm macht... Aber, alle Wetter, dabei fällt mir ein, wo steckt denn nur eigentlich Therese? Sie wollte ja, wie du sagtest, bloß in die Stadt, um noch zu Mamas Geburtstag was einzukaufen... Gott, Geburtstag. Sage, Friederike, da muß ich am Ende doch auch wohl was anschaffen, die alte Frau glaubt sonst, ich denke bloß immer an mich. Also was meinst du, was kann ich ihr wohl schenken, was braucht sie?«
    »Gott, junger Herr, die gnädige Frau braucht ja eigentlich alles.«
    »Alles? Das ist mir zuviel, das geht nicht, das ist über meinen Etat. Und zurück muß ich doch auch noch wieder, und es reicht schon nicht... Aber du hast ja vorhin von einem Edamer gesprochen. Is noch was da?«
    »Versteht sich.«
    »Nun gut. Aber zunächst wollen wir das mit dem Geburtstagsgeschenk abmachen. Freilich, zurück muß ich, das bleibt das erste.«
    »Ja, junger Herr, wieviel wollen Sie denn wohl anlegen?«
    »Wollen? Eine Million. Aber können, Friederike, können, da sitzt es, da hapert es. Über, über... na, ich will lieber keine

Weitere Kostenlose Bücher