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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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auch zu hüten versucht, irgendwann wird das Geheimnis doch gelüftet! Man kann es einfach nicht über einen längeren Zeitraum wahren.«
    Helbig hatte sich so in Rage geredet, dass keiner seiner Gesprächspartner auch nur einen Ton hatte erwidern können. Seine Stirn glänzte, als er in die Runde blickte, um sich Zustimmung für den miserablen Zustand der Welt im Allgemeinen und der Situation auf dem Porzellanmarkt im Besonderen zu holen. Konrad Simons und Ratsherr Hofmeister wussten natürlich genau,
wovon Helbig redete, zumal sie sein Klagelied schon des Öfteren vernommen hatten, wenn auch nicht in dieser Heftigkeit, aber die beiden Hansens schienen höchst verwirrt.
    »Verstehe ich das richtig, Herr Kommerzienrat«, versuchte Per Hansen vorsichtig, den Gesprächsfaden aufzugreifen, »dass Sie geschäftliche Probleme in der Porzellanmanufaktur haben?«
    »Noch nicht, aber bald werden wir sie haben, wenn das so weitergeht, darauf können Sie Gift nehmen!«, fauchte Helbig, der vor lauter Empörung über die Pompadour und all die anderen Arkanumverräter sämtliche Regeln der Höflichkeit zu vergessen schien. »Wir tun selbstverständlich alles, um der Probleme Herr zu werden. Aber das ein oder andere macht mir doch schwer zu schaffen.«
    Er legte die Stirn in tiefe Falten und sah nun eher verzweifelt als wütend aus.
    »Aber das Meißener Porzellan ist doch das beste von allen! Jeder will Meißener Porzellan kaufen. Ihre Ware hat einen exzellenten Ruf in ganz Europa. Überall, wohin mich meine Reisen geführt haben, hat man mir von Ihrem Porzellan vorgeschwärmt.«
    »Noch! Noch ist es so!«, unkte Helbig. »Aber wir hören ständig von allen Seiten, dass irgendwo neue Manufakturen gegründet werden und die Kollegen da und dort fleißig herumexperimentieren. Wenn es auch nur einigen wenigen dieser Manufakturen gelingt, echtes Porzellan herzustellen, dann werden sie unseres nicht mehr brauchen. Warum auch? Wir sind nicht gerade preisgünstig, und außerdem müssen Sie die Transportwege mit einberechnen. Ist doch klar, was das für unsere Umsätze bedeuten wird, wenn erst einmal jeder kleine Fürstenhof seine eigene Porzellanmanufaktur hat! Sie werden nicht nur nicht mehr bei uns einkaufen, sie werden auch überall sonst in Konkurrenz zu uns treten.«
    »Die Konkurrenz ist in der Tat ein Problem, nicht nur in der Porzellanherstellung. Das ist wohl wahr.« Per Hansen nickte bedächtig.
»Und warum ist gerade Vincennes so bedrohlich für Sie? Das ist doch weit weg, bei Paris, wenn ich mich nicht irre …«
    »Die kleineren Fürstenhöfe mit ihren Porzellanexperimenten sind eine Bedrohung für uns, gerade weil es so furchtbar viele sind. Irgendjemand wird der Rezeptur eines Tages schon auf die Spur kommen, und dann haben wir Konkurrenz. Aber Vincennes ist trotzdem etwas anderes: Dort nehmen sie die Sache nämlich wirklich ernst. Man lässt ein einmal begonnenes Experiment nicht für die nächsten fünf Jahre ruhen, nur weil es nicht auf Anhieb so gelingt, wie man sich das vorgestellt hat. Das mag am preußischen Hofe Sitte sein, wo der König zwischendurch ein paar kleine Kriege führen muss, bis ihm einfällt, dass er sich nach den Fortschritten seiner Porzellanproduktion erkundigen könnte.« Helbig schnaubte vor Verachtung. »Nein, nein, in Vincennes sind sie mit Herz und Verstand bei der Sache. Noch stellen sie nur Frittenporzellan her. Aber, wie ich eben schon sagte: Hinter der Manufaktur steht die Pompadour, die Mätresse des Königs. Das ist eine intelligente Frau, die Energie und Geschäftssinn hat und sich leidenschaftlich für Mode interessiert - und eben für Porzellan. Jedes Jahr veranstaltet sie einen Porzellanverkauf im Schloss von Versailles, bei dem sogar Louis XV. höchstpersönlich mithilft. Ich brauche Ihnen ja wohl nicht zu sagen, was für ein Andrang dann dort herrscht! Jeder will vom König bedient werden. Und dann dieser Jean Hellot, der Chemiker, der die Farben entwickelt! Seine Farben sind viel schöner und leuchtender als unsere, warum auch immer. Vincennes muss man ernst nehmen, keine Frage!«
    Friederike hatte die Ohren gespitzt. Die Pompadour, eine Frau, die sich um die Belange der Manufaktur von Louis XV. kümmerte! Sie sah, dass auch Henriette Hansen das Gespräch interessiert verfolgte.
    »Aber wir haben Kaendler und Höroldt!«, mischte sich jetzt der Herr Rat wieder ein. »Wir haben den besten Modellmeister
und den besten Porzellanmaler. Die Farben allein machen den Kohl auch nicht

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