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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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Friederike! Neben mir!«, stimmte Caspar begeistert und so emphatisch zu, als würde sein Leben von ihr abhängen. Aus dunklen Augen starrte er sie an. Sein bedeutungsschwerer samtiger Blick schien ihr sagen zu wollen, es sei etwas zwischen ihnen, das man nur noch nicht ausgesprochen habe. Als hinge da etwas in der Luft. Etwas Wichtiges und Schönes, dessen er sich aber noch nicht ganz sicher sei. »Ich bin für dich zu haben«, signalisierten seine Augen.
    Nein, sie würde nicht auf ihn hereinfallen! Nicht schon wieder! Jenes eine Mal, das sie auf seine Avancen reagiert hatte, saß ihr noch immer in den Knochen. Es war nach einem dieser Salonabende gewesen, die ihre Mutter ausrichtete. Den ganzen Abend hatten sie miteinander geflirtet. Auch ein wenig getrunken - sie, Friederike, deutlich mehr als sonst. Rotwein, den einer der Gäste ihrer Mutter aus Paris mitgebracht hatte. Er komme aus dem Süden Frankreichs, aus der Provence, hatte der Mann gesagt. Die Pariser und insbesondere die Höflinge in Versailles seien ganz verrückt danach. Caspar und sie hatten sich einen Spaß daraus gemacht, die verschiedenen Sorten und Jahrgänge zu probieren. Schon nach einer halben Stunde hatte sie einen derartigen Schwips gehabt, dass sie kaum mehr gerade gehen konnte. Immer wieder hatte Caspar sie stützen müssen, damit sie das Gleichgewicht nicht verlor. Irgendwann war ihr übel geworden, und er hatte sich angeboten, sie nach draußen an die frische Luft zu begleiten. Dort hatte sie sich schlagartig besser gefühlt, und als sie im Herzen des kleinen Irrgartens angelangt waren, hatte er sie geküsst. Und sie hatte zurückgeküsst. Stocknüchtern mit einem Mal, aber dennoch wie berauscht. Noch nie zuvor hatte ein fremder Mann sie berührt - erst recht nicht auf diese Weise -, aber sie hatte das Gefühl gehabt, für die Liebe geradezu geboren zu sein. Hätten Georg und ihre Mutter nicht irgendwann besorgt nach ihr gerufen, wäre wahrscheinlich noch viel mehr passiert, als dass sie Caspar erlaubt hätte, ihre Brust anzufassen. Danach hatte er sich wochenlang nicht mehr im
Hause Simons gezeigt. Friederike hatte ihm einen Brief geschrieben, auf den er nicht reagiert hatte. War sie zu schnell auf ihn eingegangen? Hatte er bemerkt, dass sie ernsthaft an ihm interessiert war? Hatte sie das kokette Spiel nicht richtig beherrscht oder etwas missverstanden? Friederike war zutiefst verunsichert und gekränkt gewesen. Was für eine peinliche Situation! Sie hatte das Gefühl gehabt, einem Mann hinterherzurennen, der sie verschmähte. Dabei hatte er doch angefangen! Wie eine tölpelhafte, übereifrige Anfängerin hatte sie sich benommen. Außer Charlotte hatte sie niemandem etwas davon erzählt, und auch die Freundin hatte sich Caspars Verhalten nicht erklären können.
    Friederike war froh, dass sie einen triftigen Grund hatte, sich nicht zu ihm und den anderen an den Kartentisch setzen zu müssen.
    »Ich habe versprochen, dass ich mich um Mutters Gäste kümmere, die Hansens aus Hamburg. Ich muss gleich wieder rüber.«
    Georg verdrehte die Augen, als der Name fiel. Offenbar hatte die Mutter auch ihm das unattraktive Geschwisterpaar schon vorgestellt.
    »Wer sind denn diese Hansens?«, fragte Caspar neugierig.
    »Kaufleute aus Hamburg, die auf der Durchreise sind. Maman stürzt sich ja auf jeden, den sie irgendwie zu ihren Empfängen einladen kann. Es ist nicht einfach für sie, in Meißen einen Salon zu führen. Möglicherweise sind sie auch gelehrt oder sehr vermögend, oder sie kennen jemanden, der wichtig ist oder jemand Wichtigen kennt. Irgendeinen Grund gibt es immer, weshalb sie die Leute einlädt.«
    Mit einem Achselzucken blickte Georg wieder in seine Karten.
    Wortlos drehte Friederike sich um und kehrte zurück in den Grünen Salon, in dem inzwischen noch weitere Gäste eingetroffen waren. Im Hinausgehen hatte sie geglaubt, Caspars Blick auf ihrem Rücken zu spüren. Nun begrüßte sie die Neuankömmlinge höflich und gesellte sich dann zu den Hansens, die jetzt allein an dem Kirschbaumtischchen saßen.

    »Was für eine schöne alte Stadt Meißen doch ist!«, eröffnete Per Hansen das Gespräch.
    Friederike fiel auf, wie krumm er sich hielt, seine schmalen Schultern fielen nach vorne, sein Rücken war fast zu einem Buckel gewölbt.
    »Sehr schön, unbedingt.«
    Sie war in ihrem Leben bisher kaum herumgekommen, es fehlte ihr der Vergleich. Im Gegensatz zu Dresden mit seinen 52 000 Einwohnern war Meißen auf jeden Fall relativ klein,

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