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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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Schlafzimmer zurückkam.
    Sie platzierte den Sessel neben dem Bett und schickte Agnes eine Wolldecke holen.
    »Ich werde die Nacht über hierbleiben«, erklärte sie dem alten Diener entschlossen.
     
    S chleichend vergingen die Stunden. Carl lag auf der Seite und schien zu schlafen. Friederike machte kein Auge zu. Immer wieder beugte sie sich über sein Gesicht, um seinen Atem zu kontrollieren, oder legte frisches Holz nach. Regelmäßig kamen Margarethe Bogenhausen oder Gustav vorbei; auch sie fanden vor Sorgen kaum Schlaf.
    Lange bevor die Dämmerung eingesetzt hatte, war Emanuel aufgetaucht. Er hatte seinem Bruder, der noch immer wie ein Toter dalag, die Hand auf die Stirn gelegt.
    »Zumindest scheint er kein Fieber zu haben«, hatte er erleichtert festgestellt, »seine Stirn ist ganz kühl.«

    Sie war froh gewesen, wieder allein mit Carl zu sein. Die Stunden zogen sich dahin, sie war todmüde, aber selbst wenn sie in ihrem Bett gelegen hätte, wäre sie wohl kaum eingeschlafen, so blank lagen ihre Nerven. Nie würde sie sich das verzeihen, wenn Carl nicht wieder gesund würde! Warum hatte sie ihn nicht aufgehalten, warum hatte sie ihn sehenden Auges in die Höhle des Löwen ziehen lassen? Sie hatte doch ganz genau gewusst, wie skrupellos und unberechenbar Caspar war!
    Unwillkürlich faltete sie die Hände, um zu beten. Ob es einen Gott gab, war sie sich zwar immer noch nicht sicher, aber es konnte auch nicht schaden, ihn für alle Fälle um Hilfe zu bitten. Vielleicht nützte es etwas, sie hatte ja sonst keine Möglichkeit, irgendetwas zu tun.
    »Was machst du da, Friederike?«, hörte sie plötzlich eine Stimme leise flüstern.
    Sie drehte sich um, aber da war niemand. Die Tür war zu, niemand konnte unbemerkt ins Zimmer hereingekommen sein. Hatte sie sich verhört? War sie schon so herunter mit den Nerven, dass sie sich einbildete, Stimmen zu hören? Sie blickte auf Carl, der noch immer mit geschlossenen Augen dalag.
    »Carl?«
    Sie beugte sich zu ihm hinunter.
    Kaum merklich bewegten sich seine Lippen. Ja, auch seine Augenlider flackerten!
    Aufgeregt brachte sie ihr Ohr näher an seinen Mund. Und wieder hörte sie ein leises »Was machst du da, Friederike?«.
    Tränen schossen ihr in die Augen. Carl redete mit ihr!
    »Ich bete dafür, dass du gesund wirst«, erwiderte sie heiser.
    Ein leises Glucksen ertönte, fast wie ein Kichern. Machte Carl sich etwa über sie lustig?
    Doch mehr war aus ihm nicht herauszulocken. Er hatte den Kopf zur anderen Seite gedreht und war tief und fest eingeschlafen.

    » S ie sollten sich jetzt besser hinlegen, Frau Bogenhausen! Nicht, dass Sie uns auch noch zusammenbrechen - nach dem Gewaltritt, den Sie da unternommen haben.«
    Mit besorgter Miene hatte Doktor Winter den blutgetränkten Verband gewechselt und war dabei, das Ende der frischen Bandage mit einer kunstvollen Schleife zu sichern.
    »Wie geht es ihm?«, erwiderte Friederike angstvoll, ohne auf die Worte des Arztes einzugehen.
    »Es sieht nicht schlecht aus, aber Genaueres kann ich noch nicht sagen. Sie müssen Geduld haben!«
    »Ich werde mich zu ihm setzen«, mischte sich Margarethe Bogenhausen in das Gespräch ein.
    Auch ihr sah man deutlich an, dass sie in der vergangenen Nacht kaum geschlafen hatte. Nichts an der erschöpften alten Frau mit dem kummervollen Gesicht und dem zerzausten Haar erinnerte mehr an die hochmütige Frankfurter Kaufmannswitwe, als die Friederike sie kennengelernt hatte.
    Sie versprach, ihre Schwiegertochter gegen Mittag zu wecken, und obwohl Friederike gedacht hatte, nicht eine Sekunde die Augen schließen zu können, war sie auf dem notdürftigen Lager, das Gustav und Agnes ihr in der Bibliothek bereitet hatten, sofort eingeschlafen.
    Als sie, halbwegs ausgeruht, wenige Stunden später wieder an Carls Krankenbett trat, war dieser zwar wach, aber zu schwach, die Lider offen zu halten. Sie wollte ihn um Verzeihung bitten für all das Unheil, das sie angerichtet hatte, doch immer war jemand um sie herum, nie war sie mit ihm allein. Erst am späten Abend zog sich Margarethe Bogenhausen, die den ganzen Tag kaum einen Schritt vom Bett ihres Sohnes getan hatte, endlich in ihre Gemächer zurück.
    »Verzeih mir, Carl«, sagte Friederike leise in den nur von zwei Kerzen erhellten Raum hinein.
    Sie hatte seine Hand in ihre Linke genommen und die Rechte wie ein schützendes Dach darüber gebreitet.

    Carl lag auf der Seite und atmete flach. Seine Augen versanken fast in ihren Höhlen, auf seinem

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