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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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von jemandem, der im überlieferten Wissen geschult ist, tatsächlich übertragen werden…«
    Ich rollte mich herum und setzte mich auf. Es war ungewöhnlich warm für einen Frühlingstag, und Suona hatte ihre Schützlinge in den Obstgarten geführt. Das Licht drang schillernd durch die jungen Blätter der Apfelbäume und sprenkelte die ungefärbten Leinengewänder der Mädchen mit goldenen Tupfern. Wren dachte über die Frage nach und neigte den Kopf zur Seite wie der Zaunkönig, nach dem sie benannt war. Stets war sie es, die feststellte, was ohnehin auf der Hand lag, und als die Jüngste unter den Mädchen, die auf Avalon ausgebildet wurden, musste sie sich viel Neckereien gefallen lassen. Ich hatte schon miterlebt, wie es war, wenn ein neues Mitglied in ein Rudel Jagdhunde eingeführt wurde, und war davon ausgegangen, dass die anderen sich gegen mich verbündeten. Doch auch wenn Ganeda mir kein Wohlwollen entgegenbrachte, so war ich doch mit der Herrin von Avalon verwandt. Vielleicht lag es aber auch an meiner Körpergröße, denn Aelia und ich waren mit dreizehn so groß wie manche erwachsene Priesterin; oder Wren gab ein leichtes Ziel ab - immer war es die Jüngere, die gehänselt wurde, und ich bemühte mich nach Kräften, sie in Schutz zu nehmen.
    »Bei den Christen gibt es die Geschichte von einem Propheten Eliah, der in einem feurigen Streitwagen gen Himmel fuhr«, sagte ich munter. Zu unserer Erziehung gehörte auch, dass man uns in einen Gottesdienst auf der anderen Insel führte. »War er auch ein Eingeweihter?«
    Suona reagierte ein wenig missmutig, und die anderen Mädchen lachten. Sie hatten sich angewöhnt, die Christen auf Inis Witrin für dumme, wenn auch im allgemeinen freundliche alte Männer zu halten, die Gebete vor sich hin brabbelten und das überlieferte Wissen vergessen hatten. Trotzdem, wenn das stimmte, was ich über den heiligen Joseph von Arimathia gehört hatte, der ihre Gemeinde gegründet hatte, dann hatten sie früher auch einmal etwas über die Mysterien gewusst.
    »Vielleicht…«, sagte Suona widerwillig. »Ich vermute, dass die Gesetze der Geistigen Welt ähnlich sind wie die Gesetze der Natürlichen Welt und dass sie in anderen Ländern auch nicht anders funktionieren als hier. Aber in Avalon leben wir nach den alten Überlieferungen und erinnern uns dessen, was wahr ist. Für die meisten Menschen ist dieser Ort ein Traum und ein Gerücht über Zauberei. Ihr habt großes Glück, hier zu leben!«
    Das Kichern legte sich. Die Mädchen merkten, dass die Geduld ihrer Lehrerin erschöpft war, breiteten ihre Röcke schicklich um sich aus und setzten sich wieder aufrecht hin.
    »Ich weiß noch, wie es war, als ich das erste Mal durch die Nebel ging«, sagte ich, »denn ich kam erst vor drei Jahren hierher. Es war, als wäre mein Verstand umgestülpt worden, und dann veränderte sich die Welt.«
    Erst drei Jahre - und doch war es die Außenwelt, die mir inzwischen wie ein Traum erschien. Selbst die Trauer um meinen Vater, der im Kampf gegen die sächsischen Eindringlinge gefallen war, hatte sich gelegt. Meine feindselige Tante war jetzt meine nächste Verwandte, doch die anderen Priesterinnen behandelten mich wohlwollend, und unter den Jungfrauen war Aelia meine beste Freundin.
    Suona lächelte schwach. »Ich glaube, diese Beschreibung können wir gelten lassen. Aber das ist nicht die einzige Art und Weise, von einer Welt in die andere zu gelangen. Aus dem Leben der Stämme nach Londinium zu gehen ist für den Geist eine ebenso große Reise, und so manche, die es versuchen, werden krank und trauern wie Bäume, die in einen unwirtlichen Boden verpflanzt werden, weil ihr Geist die Veränderung nicht erträgt.«
    Ich nickte. In meiner Kindheit war ich mehrfach in Londinium gewesen, und obwohl Prinz Julius Coelius dem Namen nach Römer war und seinen Kindern beigebracht hatte, Latein ebenso gut wie ihre Muttersprache zu sprechen, erinnerte ich mich noch gut daran, wie ich erschrak, als wir durch das Stadttor fuhren und der Lärm der Hauptstadt um uns herum aufbrandete. Es war wie ein Sprung ins Meer.
    »Aber gehen wir denn nun körperlich ins Feenreich?«, fragte Wren, die sich an einem Thema verbiss wie ein Terrier, wenn ihr Interesse einmal geweckt war.
    Als ich sah, dass Suona die Stirn runzelte, schaltete ich mich noch einmal ein. »Wir wissen, dass unsere festen Körper hier im Obsthain unterhalb des Tor sitzen, aber bis auf die Tatsache, dass das Wetter sich zuweilen anders

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