Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
warum die Zeit, die sich noch kurz zuvor so endlos dahinzuziehen schien, jetzt auf einmal in Windeseile verging. Becca war unter der Wasseroberfläche verschwunden. Gras und Sträucher strichen an mir vorbei, und dann schoss ich durch das seichte Wasser, streckte die Hand aus, als das kleine Mädchen wild rudernd auftauchte, und zog sie in meine Arme.
    Becca stieß einmal auf, hustete, spuckte Wasser und fing an zu schreien.
    Im Nu, so schien es, waren Priesterinnen herbeigeeilt. Ich gab das Kind der kleinen dunklen Frau vom See, die man als Amme für die Kleine nach Avalon geholt hatte, und seufzte vor Erleichterung, als Beccas Geschrei nachließ. Doch dann fiel mir auf, dass noch immer jemand schrie.
    Dierna hockte jammernd auf dem Boden. Ganeda schalt sie mit einer Brutalität, die umso erschreckender wirkte, da ihr Körper wie versteinert war. Nur ihre Haare, die sich aus den zusammengerollten Zöpfen gelöst hatten, bebten. Sprachlos sah ich zu und erwartete beinahe, dass sie in Flammen aufgehen würden.
    »Hast du mich verstanden? Deine Schwester hätte ertrinken können! Und das, obwohl deine arme Mutter doch krank daniederliegt - willst du sie auch umbringen, indem du ihr Kind tötest?«
    Sie macht sich Sorgen um Sian , sagte ich mir, aber auch die anderen Priesterinnen erschreckte das Gift in Ganedas Worten. Dierna schüttelte den Kopf und scheuerte sich dabei die Wange am Boden auf. Die Haut unter ihren Sommersprossen war kreidebleich.
    So wie mich Furcht dazu bewegt hatte, Becca zu retten, zwang mich jetzt Mitleid, etwas zu unternehmen. Mit einem raschen Schritt war ich an Diernas Seite. Ich bückte mich, nahm das Mädchen in die Arme, als wäre der Angriff, vor dem ich sie schützen wollte, körperlicher Art.
    »Sie hat es doch nicht absichtlich getan! Sie hat gespielt - das war zu viel der Verantwortung für ein so kleines Kind!« Ich schaute zu Ganeda auf und begann selbst zu zittern, als der wütende Blick nun mich traf. Ich fragte mich damals oft, ob meine verstorbene Mutter ihrer Schwester wohl ähnlich gewesen war - ich hoffte, dass Rian niemals so ausgesehen hatte wie Ganeda in jenem Augenblick.
    »Sie muss lernen, sich zu disziplinieren! Sie entstammt dem heiligen Geschlecht von Avalon!«, rief Ganeda.
    Ich auch, Tante - ich auch! , dachte ich, doch mein Mund war vor Angst ausgetrocknet. Ich habe einmal gehofft, du würdest mich lieben, aber ich glaube nicht, dass du überhaupt weißt, wie das geht!
    »Scher dich hier fort, bevor ich vergesse, dir dankbar zu sein, weil du die Kleine gerettet hast. Du kannst dich nicht zwischen Dierna und ihre Strafe stellen!«
    Dierna hielt die Luft an und klammerte sich an meine Hüfte. Ich nahm sie noch fester in den Arm und schaute entschlossen zu der älteren Frau auf.
    »Sie ist erst acht! Wenn du sie zu Tode erschreckst, wie soll sie dann etwas verstehen können?«
    »Und du bist sechzehn!«, fauchte Ganeda. »Glaubst du vielleicht, das verleiht dir die Weisheit der Herrin von Avalon? Du hättest bei deinem Vater im Land der Römer bleiben sollen!«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich gehörte hierher ! Doch Ganeda entschied sich dafür, es als Unterwürfigkeit auszulegen. »Gwenlis, nimm das Kind mit!«
    Eine jüngere Priesterin trat vor und warf der Hohepriesterin einen unsicheren Blick zu. Im ersten Augenblick weigerte ich mich, doch dann kam mir der Gedanke, dass es besser wäre, wenn Dierna so schnell wie möglich außer Hörweite ihrer aufgebrachten Großmutter käme. Ich liebkoste das Mädchen noch einmal kurz und drückte es dann Gwenlis in die Arme. »Sperr sie in den Lagerschuppen!«, fuhr Ganeda fort.
    »Nein!«, rief ich und erhob mich wieder. »Dort wird sie sich fürchten!«
    »Du solltest dich fürchten! Missachte nicht meinen Willen, sonst sperre ich dich auch noch ein!«
    Ich lächelte, denn ich hatte in meiner Ausbildung schon schlimmere Torturen durchgemacht.
    Ganeda trat zornig auf mich zu. »Glaube nur nicht, mir wäre nicht aufgefallen, wie du die Kleine verwöhnt hast, wie du versucht hast, hinterhältig meine Disziplin zunichte zu machen, um dir ihre Zuneigung zu erschleichen!«
    »Das brauche ich wohl kaum! Du wirst ihren Hass von selbst auf dich ziehen, wenn du sie so behandelst!«
    »In Zukunft hast du nichts mehr mit Dierna zu schaffen, verstanden? Und mit Becca auch nicht!« Ganedas Wut war plötzlich erkaltet, und zum ersten Mal empfand ich Angst vor ihr. »Hört alle zu und bezeugt…« Die Hohepriesterin wandte sich den anderen mit

Weitere Kostenlose Bücher