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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Geschwister?«
    »Nein, ich bin allein.«
    »Was ist mit Eurer Mutter – und Großmutter?«
    »Beide tot.«
    »Wie sind sie gestorben?«
    »Gewaltsam. Beide Male geschah es, als er in Amber war. Deshalb ist er wohl seit langer Zeit nicht mehr dortgewesen. Er läßt mich nicht gern ohne Schutz hier – auch wenn er weiß, daß ich selbst auf mich aufpassen kann. Und Ihr wißt das jetzt auch, nicht wahr?«
    Ich nickte. Damit fanden verschiedene Dinge ihre Erklärung – unter anderem die Frage, warum er hier Protektor war. Er mußte seine Enkelin irgendwo aufwachsen lassen, da er sie zweifellos nicht nach Amber bringen wollte. Sicher wollte er auch nicht, daß die übrigen Familienangehörigen von ihrer Existenz erfuhren. Zu leicht konnte man sie als Waffe gegen ihn mißbrauchen. Es konnte nicht seinem Willen entsprechen, daß ich so leicht mit ihr bekannt wurde.
    »Ich glaube nicht, daß Ihr jetzt hiersein solltet«, sagte ich daher. »Ich habe das Gefühl, daß Benedict sehr zornig wäre, wenn er es erführe.«
    »Ihr seid genauso wie er! Ich bin erwachsen, verdammt noch mal!«
    »Habt Ihr mich ein Wort dagegen sprechen hören? Trotzdem solltet Ihr jetzt an einem anderen Ort sein, nicht wahr?«
    Anstelle einer Antwort stopfte sie sich einen Bissen in den Mund. Ich tat es ihr nach. Nach mehreren unbehaglichen Minuten des Kauens beschloß ich, das Thema zu wechseln.
    »Wie habt Ihr mich erkannt?« fragte ich.
    Sie trank einen Schluck aus ihrem Glas und grinste.
    »Natürlich von Eurem Bild.«
    »Welches Bild?«
    »Auf der Karte«, erwiderte sie. »Als ich noch klein war, haben wir immer damit gespielt. Auf diese Weise habe ich meine Verwandten kennengelernt. Ihr und Eric seid zusammen mit Benedict die guten Schwertkämpfer. Das wußte ich. Deshalb habe ich auch ...«
    »Ihr habt einen Satz Trümpfe?« unterbrach ich sie.
    »Nein«, sagte sie und schürzte die Lippen. »Er gibt mir kein Spiel – dabei hat er mehrere, das weiß ich.«
    »Wirklich? Wo bewahrt er sie auf?«
    Sie kniff die Augen zusammen und sah mich starr an.
    Verdammt! So begierig hätte meine Stimme nicht klingen sollen!
    Doch sie antwortete mir ganz unbefangen. »Die meiste Zeit hat er ein Spiel bei sich, und wo er die anderen verwahrt, weiß ich nicht. Warum? Läßt er Euch die Karten nicht sehen?«
    »Ich habe ihn deswegen noch nicht angesprochen«, erklärte ich. »Versteht Ihr die Bedeutung dieser Tarockkarten?«
    »Es gab da gewisse Dinge, die ich nicht tun durfte, wenn ich in ihrer Nähe war. Soweit ich weiß, kann man sie auf besondere Art einsetzen, aber er hat mir nie Näheres erklärt. Sie sind ziemlich wichtig, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Das dachte ich mir. Er stellt sich immer damit an. Habt Ihr ein Spiel? Ich sollte wohl du zu dir sagen, wo wir doch verwandt sind.«
    »Ja, ich habe ein Spiel – aber es ist gerade ausgeliehen.«
    »Ich verstehe. Und du möchtest die Karten für etwas Kompliziertes und Unheimliches einsetzen?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ich möchte sie schon benutzen, doch für etwas sehr Einfaches und Langweiliges.«
    »Zum Beispiel?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wenn Benedict nicht möchte, daß du die Funktion der Karten erfährst, werde ich sie dir nicht verraten.«
    »Du hast Angst vor ihm?« fragte sie.
    »Ich habe großen Respekt vor Benedict, ganz zu schweigen von meiner Zuneigung.«
    Sie lachte.
    »Ist er ein besserer Kämpfer als du, ist er besser mit dem Schwert?«
    Ich wandte den Blick ab. Sie mußte erst vor kurzer Zeit von einem ziemlich entlegenen Ort zurückgekehrt sein. Die Leute in der Stadt hatten von Benedicts Verstümmelung gewußt. Diese Art Nachricht verbreitet sich immer sehr schnell. Doch ich wollte nicht derjenige sein, der ihr davon erzählte.
    »Mach daraus, was du willst«, sagte ich. »Wo bist du gewesen?«
    »Im Dorf«, erwiderte sie. »In den Bergen. Großvater hat mich dorthin gebracht, zu Freunden, die Tecys heißen. Kennst du die Tecys?«
    »Nein.«
    »Ich bin schon früher dortgewesen«, erzählte sie. »Er bringt mich immer ins Dorf, wenn es hier Probleme gibt. Der Ort hat keinen Namen. Ich nenne ihn einfach Dorf. Alles ist dort irgendwie seltsam – die Leute, das Dorf. Sie scheinen uns irgendwie anzubeten. Sie behandeln mich, als wäre ich etwas Göttliches, und antworten nie richtig auf meine Fragen. Der Ritt dorthin ist nicht lang, aber die Berge sind ganz anders, der Himmel ist ganz anders, alles! – und es ist, als gäbe es keinen Weg zurück, sobald ich einmal dort bin. Schon

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