Die Prinzen von Amber
ich auch. Was meinst du?«
»Wenn ich mich überzeugen lasse, ist dein Vorgehen notwendig. Dann hätte ich keine andere Wahl, als mitzumachen.«
»Die Aktion ist unumgänglich, glaube mir. Als nächstes brauche ich das Juwel des Geschicks.«
»Wozu denn das?«
»Wenn sich Fiona wirklich in den Höfen des Chaos aufhält, genügt der Trumpf allein wahrscheinlich nicht, um sie zu finden und festzuhalten, selbst wenn wir alle dahinterstehen. In ihrem Falle brauche ich das Juwel, um unsere Energien zu konzentrieren.«
»Das ließe sich vielleicht machen.«
»Je eher, desto besser. Kannst du für heute abend alles arrangieren? Ich bin wieder soweit auf dem Damm, daß ich meinen Teil an der Aktion übernehmen kann.«
»Himmel, nein!« sagte ich und stand auf.
»Was soll das heißen?« Seine Hände krampften sich um die Armlehne des Sessels und stemmten ihn halb empor. »Warum nicht?«
»Ich habe gesagt, ich würde mitmachen, wenn ich überzeugt wäre, daß es keinen anderen Weg gibt. Du hast selbst gesagt, daß dein Plan weitgehend auf Schlußfolgerungen beruht. Das allein genügt, um mich noch längst nicht zu überzeugen.«
»Dann vergiß das Überzeugtsein! Kannst du dir das Risiko leisten? Der nächste Angriff wird weitaus heftiger ausfallen als der letzte, Corwin. Der Gegner kennt unsere neuen Waffen. Er wird sich bei seinen Plänen darauf einstellen!«
»Selbst wenn ich deiner Meinung wäre, Brand, könnte ich die anderen wohl kaum überzeugen, daß diese Hinrichtungen notwendig sind.«
»Sie überzeugen? Du mußt es ihnen sagen! Du hast sie doch alle im Griff, Corwin! Du bist im Augenblick ganz oben. Und dort möchtest du doch bleiben, oder?«
Ich lächelte und ging zur Tür. »Das werde ich schaffen«, sagte ich, »indem ich tue, was ich für richtig halte. Deine Vorschläge werde ich mir auf jeden Fall zu Herzen nehmen.«
»Das, was du für richtig hältst, wird dich aber das Leben kosten. Eher, als du glaubst.«
»Ich stehe schon wieder auf deinem Teppich.«
Er lachte.
»Sehr gut! Aber das war eben keine Drohung. Du weißt, was ich gemeint habe. Du bist jetzt für ganz Amber verantwortlich. Du mußt das Richtige tun.«
»Und du weißt, was
ich
gemeint habe. Kommt nicht in Frage, daß wir auf der Grundlage deiner Verdächtigungen einfach noch ein paar von unseren Geschwistern umbringen! Da müßte ich schon viel mehr in der Hand haben.«
»Wenn du die Beweise endlich hast, ist es vielleicht zu spät.«
Ich zuckte die Achseln.
»Das werden wir ja sehen.«
Ich griff nach dem Türknopf.
»Was hast du jetzt vor?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich sage nicht jedem, was ich weiß, Brand. Eine Art Versicherung.«
»Das weiß ich zu schätzen. Ich will nur hoffen, daß du genug weißt.«
»Vielleicht fürchtest du ja auch, daß ich zuviel weiß«, gab ich zurück.
Einen Augenblick lang spannten sich die Muskeln um seine Augen. Dann lächelte er.
»Vor dir habe ich keine Angst, Bruder.«
»Es ist gut, wenn man nichts zu fürchten hat«, sagte ich.
Dann öffnete ich die Tür.
»Moment noch.«
»Ja.«
»Du hast mir noch nicht gesagt, wer bei dir war, als du Martins Trumpf entdecktest, an dem Ort, wo ich ihn zurückließ.«
»Nun, es war Random.«
»Oh. Kennt er die Einzelheiten?«
»Wenn du mich fragst, ob er weiß, daß du seinen Sohn überfallen hast, lautet die Antwort nein. Er weiß es noch nicht.«
»Ich verstehe. Und Benedicts neuer Arm? Ich hörte, daß du ihm das Ding in Tir-na Nog´th besorgt hast. Darüber würde ich gern mehr erfahren.«
»Jetzt nicht«, sagte ich. »Heben wir uns ein bißchen für unsere nächste Zusammenkunft auf. Sie ist bestimmt schon bald.«
Ich verließ das Zimmer und schloß die Tür, mit stummem Gruß an den Teppich.
8
Nachdem ich die Küche besucht und dort eine opulente Mahlzeit zusammengestellt und verzehrt hatte, ging ich in die Ställe, wo ich einen hübschen jungen Fuchs ausfindig machte, der früher einmal Eric gehört hatte. Das war aber kein Hindernis für unsere Freundschaft, und kurze Zeit später näherten wir uns dem Pfad am Kolvirhang, der uns zum Lager meiner Streitkräfte aus den Schatten führen mußte. Während ich dahinritt, versuchte ich mir über die Ereignisse und Enthüllungen jener Zeit klar zu werden, die für mich in wenigen Stunden verstrichen war. Wenn Amber in der Tat als Folge von Dworkins Rebellion in den Höfen des Chaos erstanden war, folgte daraus, daß wir alle mit den Kräften verwandt waren, die uns bedrohten.
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