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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Schaudern erfüllte, so sehr ähnelte er nun dem Gespenst, mit dem ich zu tun gehabt hatte. Sein Blick hob sich, fiel auf mich, und er hob grüßend die Hand, eine elegant ausgeführte, lässige Geste, und setzte das breiteste Lächeln auf, das ich je auf seinem Gesicht gesehen hatte.
    »Corwin!« sagte er, stand auf und hielt mir die Hand hin.
    Ich mußte mich dazu zwingen, das Gebilde zu ergreifen, das mich fast getötet hätte. Benedict selbst schien mir jedoch gewogener zu sein als je zuvor. Ich schüttelte die neue Hand, die mir in absolut natürlichem Druck begegnete. Ich versuchte die Kälte und Eckigkeit des Gebildes zu übersehen und hatte beinahe Erfolg damit, so sehr verblüffte mich die Perfektion der Kontrolle, die er in dieser kurzen Zeit erlangt hatte.
    »Ich muß mich bei dir entschuldigen«, sagte er. »Ich habe mich in dir getäuscht. Es tut mir wirklich leid.«
    »Schon gut«, sagte ich. »Ich verstehe dich schon.«
    Er umarmte mich einen Augenblick lang, und auf meine Überzeugung, daß zwischen uns alles in Ordnung war, fiel lediglich der Schatten des Griffes jener kalten und tödlichen Finger an meiner Schultern.
    Ganelon lachte und zog sich einen Stuhl herbei, den er auf der anderen Seite der Truhe aufstellte. Mein Zorn, daß er ein Thema angeschnitten hatte, das ich unter keinen Umständen hatte besprechen wollen, verrauchte beim Betrachten der Auswirkungen; ich konnte mich nicht erinnern, Benedict je bei besserer Laune gesehen zu haben. Ganelon freute sich offenbar, unsere Differenzen beigelegt zu haben.
    Ich lächelte meinerseits und nahm Platz, wobei ich den Schwertgürtel öffnete und Grayswandir am Zeltmast aufhängte. Ganelon holte drei Gläser und eine Flasche Wein. Während er die Gläser vollschenkte, bemerkte er: »Um die Gastfreundschaft deines Zeltes zu erwidern, damals spät-nachts in Avalon.«
    Benedict nahm sein Glas zur Hand; es war kaum ein Klicken zu hören.
    »Aber die Stimmung in diesem Zelt ist entspannter«, sagte er. »Nicht wahr, Corwin?«
    Ich nickte und hob meinen Wein.
    »Auf diese Entspannung. Möge sie ewig anhalten.«
    »Zum erstenmal seit langer Zeit habe ich ausführlich mit Random sprechen können«, sagte Benedict. »Er hat sich ziemlich verändert.«
    »Ja«, sagte ich.
    »Ich bin jetzt eher geneigt, ihm zu trauen. Wir hatten Zeit für unser Gespräch, nachdem wir die Tecys verlassen hatten.«
    »Wohin wart ihr unterwegs?«
    »Martin hatte gegenüber seinen Gastgebern einige Bemerkungen fallen lassen, die darauf hindeuteten, daß er zu einem Ort tiefer in den Schatten unterwegs war, den ich kannte – die Blockstadt Heerat. Wir reisten dorthin und stießen in der Tat auf seine Spur.«
    »Ich kenne Heerat nicht«, warf ich ein.
    »Eine Stadt aus Adobe und Stein – ein Zentrum an der Kreuzung mehrerer Handelsstraßen. Random erhielt dort Nachrichten, die ihn nach Osten und vermutlich noch tiefer in die Schatten geführt haben. Wir trennten uns in Heerat, denn ich wollte nicht zu lange von Amber fort sein. Außerdem gab es da eine persönliche Angelegenheit, die ich weiterverfolgen mußte. Er hatte mir erzählt, er habe gesehen, wie Dara am Tag des großen Kampfes das Muster beschritt.«
    »Das ist richtig«, sagte ich. »Sie hat es getan. Ich war auch dabei.«
    Er nickte.
    »Wie ich schon sagte, Random hatte mich beeindruckt. Ich war geneigt zu glauben, er habe die Wahrheit gesagt. Wenn das so war, bestand die Möglichkeit, daß du ebenfalls nicht gelogen hattest. Hiervon ausgehend, mußte ich den Behauptungen des Mädchens nachgehen. Da du nicht hier warst, habe ich Ganelon aufgesucht – vor mehreren Tagen schon – und mir von ihm alles erzählen lassen, was er über Dara weiß.«
    Ich blickte Ganelon an, der leicht den Kopf neigte.
    »Jetzt glaubst du also eine neue Verwandte entdeckt zu haben«, sagte ich. »Eine Lügnerin, gewiß, und möglicherweise ein Gegner – aber trotzdem eine Verwandte. Was hast du als nächstes vor?«
    Er trank einen Schluck Wein.
    »Ich würde ja gern glauben, daß sie mit mir verwandt ist«, sagte er. »Der Gedanke gefällt mir irgendwie. Mir geht es also darum, diesen Tatbestand zu bestätigen oder eben den Beweis für das Gegenteil zu finden. Wenn es sich erweist, daß wir wirklich verwandt sind, möchte ich gern die Motive ihres Tuns kennenlernen. Und ich möchte erfahren, warum sie sich mir nie direkt offenbart hat.« Er setzte das Glas ab, hob die künstliche Hand und bewegte die Finger. »Zunächst möchte ich aber von

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