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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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der Diener, den mein Vater uns zur Begleitung mitgegeben hatte. »Sir Richard hat mir ausdrücklich befohlen, stets an Eurer Seite zu bleiben, Lady Stafford«, sagte er.
    »Und ich befehle dir, dich anderswie zu beschäftigen«, gab meine Mutter ungeduldig zurück. »Canterbury ist eine anständige Stadt, und ich kenne den Weg.«
    Der wütende Blick des Dieners folgte ihr, als sie sich abwandte. So sehr die Bediensteten meinen Vater verehrten, so wenig mochten sie meine Mutter. Sie war schwierig – und sie war eine Fremde. Fremden konnte man nicht trauen, schon gar nicht solchen, die so gebieterisch auftraten wie meine Mutter.
    Es war ein schöner Tag, milder als zu dieser Jahreszeit zu erwarten. Wir folgten der Hauptstraße, die aus der Stadt hinausführte. Mächtige alte Eichen säumten sie zu beiden Seiten. Als wir uns der niedrigen, vermutlich von den Römern errichteten Stadtmauer näherten, blieb mein Pferd plötzlich stehen. Ich schüttelte leicht die Zügel, aber anstatt sich wieder in Gang zu setzen, tänzelte das Tier seitlich von der Straße. Ich hatte das bei meinem Pferd noch nie erlebt, und auch bei keinem anderen.
    Gerade als meine Mutter sich suchend nach mir umdrehte, verweigerte auch ihr Pferd den Gehorsam, und sie griff zu der kleinen Reitgerte, die sie immer bei sich trug.
    Da kam plötzlich heftiger Wind auf. Es gelang mir, mein Pferd auf die Straße zurück zu lenken, aber es war immer noch nervös. Vom scharfen Wind aufgewirbelt, peitschten die langen Haare seiner Mähne mir beinahe ins Gesicht. Immerhin hatten wir es jetzt zu der Öffnung in der Mauer geschafft, durch die die Straße ins offene Land hinausführte. Die Bäume, selbst die massigen Eichen, wiegten und neigten sich wie in Ehrerbietung vor einem strengen Meister.
    » Madre , wir sollten umkehren.« Ich musste schreien, um mir beim Brausen des Sturms Gehör zu verschaffen.
    »Nein, wir reiten weiter, Juana«, rief sie zurück. Der schwarze Schleier ihrer spanischen Hörnerhaube flatterte wie eine dunkle Gloriole um ihren Kopf. »Wir müssen weiter.«
    Gehorsam folgte ich meiner Mutter zum Kloster St. Sepulchre. Der Sturm fegte abgerissene Äste und dürres Laub durch die Luft. Zwei Kaninchen sprangen über die Straße, und mein Pferd bäumte sich laut wiehernd auf. Ich brauchte meine ganze Kraft an den Zügeln, um es am Durchgehen zu hindern. Vorn drehte meine Mutter sich nach mir um und deutete auf ein Gebäude zur Linken.
    Ein schmerzhafter Schlag traf mich plötzlich. Ich weiß nicht, was es war, aber meine Mutter sagte später, es sei ein losgerissener Ast gewesen. Ich spürte nur den Schmerz der Verwundung und die klebrige Feuchtigkeit, die sich auf meiner Wange ausbreitete, und wäre zweifellos abgeworfen worden, hätte nicht ein bärtiger Mann, der unversehens aus dem Sturm auftauchte, die Zügel meines Pferds gepackt. Er half mir aus dem Sattel und geleitete mich in ein kleines steinernes Torhaus. Drinnen wartete schon meine Mutter, die ihm dankte und mit einem feuchten Tuch, das der Mann ihr reichte, das Blut von meinem Gesicht tupfte.
    »Die Wunde ist nicht tief, der Heiligen Jungfrau sei Dank«, sagte sie und befahl mir, das Tuch fest auf meine Wange zu drücken.
    »Wie weit ist es noch bis zum Kloster?«, fragte ich.
    »Wir sind schon da«, antwortete sie. »Dieser Mann ist der Pförtner. Bis zum Hauptportal sind es nur noch ein paar Schritte.«
    Durch den unvermindert tobenden Sturm kämpften wir uns, vom Pförtner geführt, zu dem langgezogenen Steinbau. Sobald er das hohe zweiflügelige Holzportal aufgestoßen hatte, verließ er uns wieder und erklärte, er müsse sich um unsere Pferde kümmern. Sekunden später hörte ich, wie hinter uns klirrend der Torriegel zugestoßen wurde.
    Wir waren eingesperrt.
    Ich hatte wenig Ahnung von der Lebensweise von Nonnen. Zwar wusste ich, dass sie sich, wie die Brüder, die in monastischen Ordensgemeinschaften lebten, dafür entschieden hatten, der Welt zu entsagen und sich ganz dem Gebet und den Studien zu widmen. Aber ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, was Klausur eigentlich bedeutete. Jetzt jedoch begann ich zu begreifen, dass Klausur Zwang erfordern konnte.
    Der quadratische Raum hatte ein einziges hohes Fenster, an dem der Sturm mit ungezügelter Wildheit rüttelte. Keine Kerze erhellte die Düsternis. Es gab weder Möbelstücke noch Wandbehänge. Nur das Porträt eines alten Mannes blickte von der Wand herab. Sein wallender weißer Bart ruhte auf der schlichten

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