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Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)

Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)

Titel: Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Winters
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1. KAPITEL
    Colt Brannigan gab seiner Mutter einen Abschiedskuss auf die Wange. „Wir sehen uns heute Abend“, sagte er, bevor er sich zu ihrer Pflegerin Ina umwandte. „Ich habe schon den Pflegedienst in Sundance kontaktiert. Man wird Ihnen in den nächsten Tagen jemanden schicken, der Ihnen mit meiner Mutter hilft.“
    „Bisher ging’s eigentlich ganz gut. Hank hat mir ein bisschen Freizeit ermöglicht.“
    „Freut mich zu hören. Bis heute Abend dann, Ina.“
    Colts sechzigjährige Mutter erkannte niemanden mehr. Schon vor dem Tod seines Vaters vor sechzehn Monaten war bei ihr Alzheimer diagnostiziert worden, und im Laufe des letzten Jahres hatten sich ihre Symptome erheblich verschlechtert. Sie brauchte inzwischen Pflege rund um die Uhr.
    „Hey, Colt?“, hallte die Stimme seines Bruders Hank durch das Haus.
    Colt verließ das Zimmer seiner Mutter und machte die Tür hinter sich zu. „Was ist?“, rief er.
    „Ein Anruf aus dem Büro des Frauengefängnisses in Pierre.“
    Gefängnis? „Muss falsch verbunden sein“, gab Colt zurück, obwohl er wusste, dass das nicht der Fall war. Aber er hatte jetzt keine Zeit für überflüssige Telefonate. Er wurde auf den Weiden gebraucht.
    Auf dem Weg zur Hintertür ging er an seinem Bruder vorbei, der ihm wegen seines Gipsbeins nur langsam folgen konnte. „Du hast doch im Black Hills Sentinel nach einer Haushälterin gesucht. Sie wollen nur wissen, ob die Stelle schon besetzt ist.“
    „Sag ihnen, es ist schon zu spät.“
    „Aber …“
    „Kein aber!“ Colt verzog genervt das Gesicht. Vor seinem Tod hatte sein Vater dem Gefängnis einen Gefallen erwiesen, den er später bitter bereut hatte. Er hatte nämlich einen entlassenen Häftling als Hilfsarbeiter eingestellt, doch der war nur für ein paar Mahlzeiten und den ersten Gehaltsscheck geblieben und anschließend mitsamt seiner Bettdecke und dem Geld einiger anderer Hilfskräfte verschwunden. Zu allem Übel hatte er auch noch einen Vollblüter gestohlen.
    Gott sei Dank hatte Colt ihn aufspüren und die gestohlenen Sachen wiederfinden können, und der Ex-Häftling war inzwischen wieder hinter Gittern. Seitdem wusste Colt jedoch, dass die Rückfallquote bei freigelassenen Häftlingen sehr groß war. Und als neuer Chef der Floral Valley Ranch würde er den Teufel tun, Fehler seines Vaters zu wiederholen.
    „Ich werde den ganzen Tag Zäune flicken und daher erst spät nach Hause kommen. Ruf mich an, falls etwas ist!“, rief Colt seinem Bruder über die Schulter zu, sprang die Verandastufen hinab und ging hinüber zum Stall. Nachdem er sich in den Sattel seins Pferds Digger geschwungen hatte, galoppierte er davon.
    Sie brauchten keine ehemalige Strafgefangene, sondern eher eine Heilige als Haushälterin. Kaum jemand war einem so großen Haushalt wie dem auf der Ranch gewachsen, aber leider waren Heilige seit dem Tod ihrer Haushälterin Mary White Bird rar gesät. Die Lakota-Indianerin war die rechte Hand von Colts Mutter gewesen und eine feste Institution auf der Ranch. Sie war unersetzlich.
    Colt hatte schon in verschiedenen Zeitungen in Wyoming und South Dakota Anzeigen geschaltet, aber bisher hatte keine der Bewerberinnen die nötigen Qualifikationen mitgebracht. Inhaftierte kamen jedoch überhaupt nicht infrage. Er befand sich zwar in einer Notlage, aber so verzweifelt war er nun auch wieder nicht!
    Floral Valley Ranch 4 Meilen.
    Geena Williams fuhr an dem kleinen Hinweisschild auf dem Highway vorbei und bog kurz dahinter rechts ab. Der alte Rancher, den sie im Cattlemen’s Stock and Feed Store in Sundance angesprochen hatte, hatte sie gewarnt, dass die Sandstraße zur Ranch leicht zu übersehen war. Er hatte recht gehabt.
    Sie stieg kurz vom Fahrrad, um nach Luft zu schnappen und einen Schluck Wasser zu trinken. Tagsüber war es an diesem frühen Junitag im nordöstlichen Wyoming ziemlich milde gewesen, doch jetzt am Abend war die Temperatur auf zehn Grad gefallen und würde noch weiter sinken. Leider bot ihr Secondhand-Parka nur wenig Schutz vor der Kälte.
    Geena hatte es nur mithilfe ihres zähen Willens und des Adrenalins in ihrem Körper so weit geschafft. Den Rest würde sie mit schierer Verzweiflung bewältigen müssen, denn ihre Beine gaben jetzt schon nach. Sie musste jedoch unbedingt bis Einbruch der Dunkelheit auf der Ranch sein.
    Eine halbe Stunde später gelangte sie zu einem von Wirtschaftsgebäuden umgebenen Ranchhaus, doch da es schon kurz vor zehn war, wollte sie niemanden mehr stören. Sie

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